"Ciao Bayern!"
Liverpool ein Traumlos für Kovac
Kurz nach der Auslosung des Achtelfinal-Krachers FC Bayern gegen Liverpool erreichte mich diese SMS eines großen Bayern-Fans. Dahinter ein verzweifeltes Emoji. Nur wenige Minuten später häuften sich die Nachrichten. Von "Endstation" war die Rede und dass man als Anhänger des Rekordmeisters dieses Jahr "kein Glück" habe.
Warum so pessimistisch? Liverpool ist ein Glückslos - vor allem für Niko Kovac!
Mit nur zwei Spielen (19. Februar und 13. März) hat Kovac die einzigartige Chance, seine Skeptiker (intern wie extern) verstummen zu lassen. Er kann zeigen, dass er die Bayern endgültig draufhat. Ein Weiterkommen gegen den aktuellen Tabellenführer der Premier League würde sein Profil enorm schärfen.
Was dem Heynckes-Nachfolger ebenfalls in die Karten spielt: Der Rekordmeister ist trotz einer holprigen Hinrunde gerade dabei, sich zu stabilisieren.
Und die Bayern sind für solche Highlight-Spiele wie geschaffen. Es ist die große Bühne, für die Arjen Robben und Franck Ribery auch im hohen Alter noch in jedem Training vorneweg rennen. Auf der in die Kritik geratene Routiniers wie Mats Hummels, Manuel Neuer oder Thomas Müller zeigen können, dass sie es noch immer draufhaben. Auf der Juwele wie Kingsley Coman, Serge Gnabry und Niklas Süle den nächsten Schritt ihrer Entwicklung gehen können.
Dass sie in großen Spielen noch immer überraschen können, bewiesen sie bereits am 11. Spieltag. Zwar verloren die Münchner 2:3 bei Borussia Dortmund, zeigten aber über weite Strecken eine starke Vorstellung. Kovac stand bereits in dieser Partie mit dem Rücken zur Wand, es war eine Schicksals-Woche für den Trainer. Die Stimmung in der Mannschaft war schlecht, Interna drangen nach außen. Die Kovac-Elf spielte beim BVB aber mit viel Herz und viel Tempo. Man verlor lediglich, weil man taktische Fehler beging und sich nach zweimaliger Führung nicht zurückzog.
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Solche Fehler dürfen gegen die konterstarken Liverpooler natürlich nicht passieren, aber gewiss wird Kovac seine Lehren daraus gezogen haben. Übrigens: Motivations-Künstler Jürgen Klopp wird nach der Auslosung sicher auch nicht zum Jubelsturm angesetzt haben.
Zwar ist das Selbstvertrauen an der Anfield Road derzeit förmlich zu greifen, auswärts aber haben die Reds in dieser Saison, immerhin Vorjahres-Finalist, in der Champions League noch gar nichts geholt. 0:1 in Neapel, 0:2 bei Roter Stern Belgrad und die 1:2-Pleite in Paris. Hinzu kommt der Vorteil der Bayern, dass das Rückspiel in der Allianz Arena stattfindet.
Blenden lassen darf man sich auch nicht vor den Transferausgaben der Liverpooler. Seit 2014 gaben die Bayern rund 339 Millionen Euro für Transfers aus, Liverpool knapp 707 Millionen Euro. Natürlich sucht ihre Power-Offensive um Mohamed Salah, Sadio Mané und Robert Firmino derzeit europaweit ihresgleichen, ansonsten ist der Kader aber nicht besser als der des FC Bayern.
Ein weiterer Vorteil: Im Hinspiel wird Abwehr-Kante Virgil van Dijk (der teuerste Verteidiger der Welt) gelbgesperrt fehlen. Robert Lewandowski wird es freuen.
Stand jetzt mögen die Bayern zwar Außenseiter sein, diese Rolle kann aber zum großen Vorteil werden - vor allem für Kovac.
Am 13. März könnte der Inhalt einer SMS dann lauten: "Ciao Liverpool".