Sechs Tage nach der notgedrungenen Verlegung der EURO 2020 um ein Jahr hat die Coronavirus-Pandemie die Europäische Fußball-Union UEFA erneut zum Handeln gezwungen. Der Kontinentalverband teilte am Montagabend mit, dass die Endspiele in den Europapokalwettbewerben verlegt werden. Wann diese stattfinden sollen, ist offen.
UEFA verschiebt Endspiele
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"Die UEFA hat formell die Entscheidung getroffen, die fraglichen Spiele, die ursprünglich für Mai 2020 geplant waren, bis auf Weiteres auszusetzen", teilte der Verband mit. Das Champions-League-Finale sollte ursprünglich am 30. Mai in Istanbul stattfinden, das Endspiel der Europa League am 27. Mai im polnischen Danzig. Auch das Königsklassenfinale der Frauen am 24. Mai in Wien wurde verschoben.
"Die Arbeitsgruppe, die letzte Woche als Ergebnis der Telefonkonferenz der Interessenvertreter des europäischen Fußballs unter dem Vorsitz von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin eingerichtet wurde, wird die verfügbaren Optionen analysieren", teilte die UEFA bezüglich der Terminfindung mit. "Zu gegebener Zeit" werde man sich hierzu äußern.
Champions League der letzte "Goldesel"
Die Entscheidung zur Verlegung war unausweichlich, da die internationalen Wettbewerbe wegen COVID-19 ohnehin bis auf Weiteres ausgesetzt sind. Im Zuge der EM-Verlegung am vergangenen Dienstag auf das Jahr 2021 wurde auch festgelegt, dass das Spieljahr in den nationalen Ligen und in den Europapokalwettbewerben bis zum 30. Juni beendet sein soll. Diese Deadline wurde von einigen nationalen Ligen allerdings mittlerweile aufgeweicht. Auch die UEFA könnte hier bald einknicken.
Nach dem Aus der EM-Endrunde für 2020 ist die Champions League der letzte "Goldesel" des europäischen Verbandes, der in diesem Jahr noch Geld abwerfen könnte. Champions League und Europa League befinden sich aber jeweils erst im Achtelfinale. Wann der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann, vermag niemand seriös zu prognostizieren.
"Wir müssen verschiedene Szenarien im Hinterkopf haben, wir sollten sie nur nicht alle ausbreiten", hatte DFB-Vizepräsident Rainer Koch, der auch Mitglied im Exekutivkomitee der UEFA ist, am Sonntag im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1 gesagt. Es gehe darum, Pläne zu entwerfen, "um nach Corona nicht vor einem totalen wirtschaftlichen Desaster zu stehen".
Die Bild am Sonntag berichtete von einem "Corona Calendar", den die UEFA allen 55 Mitgliedsverbänden vorgestellt haben soll. Dieser soll gleich sieben Modelle für eine Fortsetzung der Champions League enthalten, aber auch mehrere Szenarien für die Wiederaufnahme der Europa League seien darin skizziert.
Wird das Heimrecht ausgelost?
Erster möglicher "Restart"-Termin wäre demnach der 14. April. Alle Spiele würden im unveränderten Modus stattfinden - also auch ein Achtelfinal-Rückspiel mit dem italienischen Meister Juventus in Turin oderein Viertelfinale mit Atalanta aus dem Krisen-Hotspot Bergamo. Gespielt würde an zehn Wochenenden und neunmal unter der Woche, auch parallel zu den nationalen Ligen wie der Bundesliga, sofern diese wieder spielen sollten.
Schon ein Aufschub um nur zwei Wochen brächte gravierende Veränderungen mit sich. Würde die Königsklasse erst am 28. April wieder gestartet, müsste der Kalender massiv komprimiert werden. Möglich wäre dann, ab dem Viertelfinale nur noch ein K.o.-Spiel statt Hin- und Rückspiel auszutragen. Welcher Klub Heimrecht hat, würde demnach ausgelost.
Falls es erst im Mai weitergehen kann, wie in den übrigen fünf Szenarien angedacht, müsste auch das Format der Königsklasse verändert werden. Der Grund: Ende Juni soll wegen der vielen dann auslaufenden Profiverträge unbedingt Schluss sein. Das könnte durch ein Final-Four-Turnier der vier Halbfinalisten gewährleistet sein.
"Was die Vereine angeht, so hängt alles davon ab, ob die Ligen bis Ende Juni zu Ende gespielt werden können. Wenn das möglich ist, halten sich die Auswirkungen in Grenzen", sagte Ceferin der Welt am Sonntag über die finanziellen Folgen der Krise.