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Fall Mesut Özil: Reinhard Grindel verstrickt sich in Widersprüche

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Fall Mesut Özil: Reinhard Grindel verstrickt sich in Widersprüche

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Grindels Widersprüche im Fall Özil

DFB-Präsident Reinhard Grindel galt schon früher als "meinungsflexibel". Genau dieser Ruf holt ihn im Fall Mesut Özil nun ein - nicht zu Unrecht.
Der DFB reitet sich immer weiter in die Misere. SPORT1 zeigt die Chronolgie der Kommunikations-Krise.
mhoffmann
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Reinhard Grindel ist ein Mann, der weiß, wie Öffentlichkeit funktioniert.

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Der DFB-Präsident war früher Journalist, unter anderem als leitender Redakteur beim ZDF, danach saß er als CDU-Politiker im Bundestag, zweimal als siegreicher Direktkandidat seines niedersächsischen Wahlkreises.

Der 56-Jährige kennt also die Mechanismen der Medien, was Worte und Bilder beim Publikum bewirken, wie man Themen setzt.

Genau das tat er am vergangenen Wochenende: Er setzte das Thema Özil, verschärfte den Druck auf den in die Kritik geratenen Nationalspieler.

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Der Nebeneffekt der Aktion: Sie rückte auch Grindel selbst in den Fokus. Und das vielleicht doch mehr, als dem Medienprofi lieb war.

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Rücktrittsforderungen gegen Grindel

Sein Ultimatum an Mesut Özil, er solle sich doch bitte endlich zur Affäre Erdogan öffentlich erklären, hat nun auch Grindel ins Kreuzfeuer gebracht.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir warf ihm und DFB-Manager Oliver Bierhoff in der Zeit vor, "noch tiefer in die Kerbe der Özil-Kritik" zu hauen. Der Zentralrat der Muslime forderte Grindel und Bierhoff zum Rücktritt auf, auch sonst ist das Echo für den DFB-Boss in weiten Teilen verheerend. Selbst CDU-Parteifreund Armin Laschet, immerhin Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, übergoss ihn mit Spott.

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Der allgemeine Eindruck ist, dass Grindel einen Sündenbock für das deutsche WM-Aus gesucht und gefunden hat. Was vor allem deshalb massiv auf ihn zurückfällt, weil sein bisheriges Verhalten in der Erdogan-Affäre voller Widersprüche ist.

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Erst Kritik, dann Deckel drauf?

Als das Foto von Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten im Mai publik wurde, reagierte Grindel zunächst deutlich, übte verhältnismäßig harte Kritik an den Spielern: Sie hätten sich von Erdogan für ein "Wahlkampfmanöver missbrauchen lassen", hätten der Integrationsarbeit des DFB "sicher nicht geholfen".

Danach allerdings tat Grindel das, was auch alle anderen DFB-Verantwortlichen taten. Sie versuchten, einen Deckel auf das Thema zu bekommen.

Am 19. Mai traf sich Grindel mit Özil, Gündogan, DFB-Manager Oliver Bierhoff und Bundestrainer Joachim Löw. Schickte ein Foto um die Welt, schrieb dazu: "Beide haben uns gegenüber versichert, dass sie mit der Aktion kein politisches Signal senden wollten."

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Die klare Botschaft des Medienprofis Grindel: Kritik berechtigt, aber jetzt ist dann auch gut.

"Ich wünsche mir, dass sich das DFB-Team jetzt auf die sportliche Vorbereitung der WM 2018 konzentrieren kann", ergänzte er.

Debatte beendet, Debatte eröffnet

Das Signal lautete "Fall erledigt" - und Grindel bekräftigte es.

In einem Interview mit der Zeit fragte er Mitte Juni, kurz vor WM-Beginn: "Glauben Sie ernsthaft, Mesut Özil und Ilkay Gündogan seien unser wahres Problem in Deutschland?"

Und nahm das Duo ausdrücklich in Schutz: "Die beiden haben mir erklärt, dass sie sich aus Respekt vor dem Staatspräsidenten und der Heimat ihrer Eltern und Großeltern diesem Treffen nicht entziehen konnten."

Das war so nicht richtig - Emre Can konnte es schließlich -, aber Grindel legte sich trotzdem fest. Özil und Gündogan könnten nur bedingt etwas dafür, die Hauptschuld trügen andere: "Es war unverantwortlich, die Spieler in diesen schwer erträglichen Interessenkonflikt zu bringen."

Die damaligen Äußerungen passen nicht zu den jetzigen: Grindel spricht nun von offenen Fragen, die der Verband an Özil hätte. Vorher hatte er noch den Eindruck vermittelt, die Fragen seien längst beantwortet.

Beim Thema Özil holt Grindel nun ein Ruf ein, der ihm schon vorher anhing. "Meinungsflexibel" nannte ihn vor zwei Jahren im Spiegel ein ungenannter Bundesliga-Manager, in diesem Sinne titelt nun auch die Süddeutsche Zeitung: "Der wendige Präsident".

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Grindels Kehrtwende schubste Özil zurück in die Schusslinie, aus der er ihn vorher selbst herauszuholen versuchte. Und genau das wird dem Verbandsboss nun übel genommen. Özdemir verstört vor allem, dass Grindel es unterlässt, sich "jetzt entschlossen gegen die leider auch eindeutig rassistisch grundierte Kritik zu stemmen".

"Multikulti ist in Wahrheit Kuddelmuddel"

Für diejenigen, die Grindel schon länger beobachten, passt das allerdings ins Bild: Seine Haltung zum Thema Migration und Integration haben ihn schon früher zur Reizfigur gemacht.

Der Tagesspiegel erinnerte am Mittwoch an eine Rede Grindels aus dem Jahr 2004, als er vor dem Deutschen Bundestag erklärte: "Multikulti ist in Wahrheit Kuddelmuddel." Es handle sich dabei, verkündete Grindel, um "eine Lebenslüge, weil Multikulti in vielen Vierteln eben nur Monokultur geschaffen hat". In den Städten gebe es zu viele "Verhaltensweisen von Ausländern, die zu Unfreiheit führen". 

Für den Grünen-Politiker Özcan Mutlu bediente sich Grindel schon damals, "reinstem AfD-Sprech, bevor es diese Partei überhaupt gab".

Seine Bundestagsrede gegen die geplante doppelte Staatsangehörigkeit für Jugendliche mit Migrationshintergrund vor vier Jahren führte sogar zu einem offenen Protestbrief mehrerer DFB-Mitglieder an die Verbandsspitze.

Darin heißt es unter anderem, Grindels "Ausführungen glichen Stammtischparolen" und seien "vorurteilsbeladen".

Nach Ansicht seiner Kritiker hat sich daran wenig geändert.