Michael Ballack und Joachim Löw - eine schwierige Geschichte, über viele Jahre hinweg.
Ballack vs. Löw: Ihr Zoff und Frings' Rolle
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Zuletzt knatschte es nach dem WM 2018, als Ballack Löws Entscheidung kritisierte, nach dem verkorksten Turnier in Russland als Bundestrainer weiterzumachen.
Es war nicht das erste Mal, dass es zwischen dem Bundestrainer und seinem Ex-Kapitän krachte. Der Ursprung der Probleme reicht bis ins Jahr 2008.
SPORT1 blickt zurück auf die Chronik eines Zoffs.
2008: Kritik von Michael Ballack an Joachim Löw spaltet die Nation
Ausgangspunkt der Probleme: Löws Umgang mit Ballacks Weggefährten Torsten Frings, bei der WM 2006 in Deutschland noch Leistungsträger unter Löws damaligem Chef Jürgen Klinsmann.
Im Jahr 2008 deutete sich an, dass Löw Frings' Zeit im Nationalteam ablaufen sah, er verlor in den WM-Qualifikationsspielen seinen Stammplatz. DFB-Kapitän Ballack war sauer über die Behandlung seines Kumpels - und ging Löw in nie dagewesener Weise an.
"Wenn man einen nicht mehr will, sollte man das ehrlich ansprechen", klagte Ballack Löw in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) an. Er vermisse "Respekt und Loyalität" für verdiente Spieler, hielt Ballack fest - und kritisierte im Nachhinein auch noch für die Ausbootungen von Christian Wörns und Oliver Kahn zu Gunsten von Jens Lehmann durch Klinsmann 2006.
Ballacks Interview schlug hohe Wellen und spaltete die Fußballnation. Löw war stinksauer und drohte mit einem Rauswurf Ballacks, sollte der sich nicht entschuldigen: "Ich lasse mir das nicht gefallen", stellte Löw klar.
In einem von großer öffentlicher Anteilnahme begleiteten Vier-Augen-Gespräch in der DFB-Zentrale in Frankfurt schlossen Löw und Ballack einen Burgfrieden. Ballack blieb Kapitän - aber die Fortsetzung folgte.
2010: Torsten Frings endgültig ausgebootet
Ein weiterer Zündfunke: Frings wurde im Vorfeld der WM 2010 endgültig von Löw aussortiert - auf eine Art und Weise, die ihm gar nicht schmeckte.
"Erst nachts um halb eins hat er mich dann auf sein Zimmer bestellt mir lapidar mitgeteilt, dass ich nicht spielen werde", berichtete Frings später über den Bruch vor dem WM-Quali-Spiel gegen Russland 2009: "Da habe ich ihm wiederum klar mitgeteilt, dass ich es unverschämt finde, wenn er mir so was nebenbei und erst nach Mitternacht erzählt."
Frings ärgerte sich öffentlich, dass Löw auf ihn nicht das Leistungsprinzip angewandt habe. Das Argument, er sei zu langsam für dessen Konzept geworden, mochte er nicht gelten lassen: "Nach der WM hätte ich meine Nationalelf-Laufbahn ohnehin beendet. Aber anständig! Nicht so im Vorübergehen. Nicht so, wie es nun passiert ist."
2010-2011: Michael Ballack und der Ärger mit Philipp Lahm
Ballack war anders als Frings für die WM 2010 eingeplant, ein folgenschweres Foul von Kevin-Prince Boateng kostete ihn dann aber die Reise nach Südafrika. An seiner Stelle fuhr der damalige Bayern-Verteidiger Philipp Lahm als Kapitän nach Südafrika und stellte in einem Aufsehen erregenden Interview klar, dass er die Kapitänsbinde nicht mehr hergeben wollte.
Weite Teile Fußball-Deutschlands empfanden Lahms Verhalten als kalten Putsch gegen Ballack, geduldet von Löw, der - anders als zum Beispiel auch DFB-Manager Oliver Bierhoff - keine Kritik an Lahm übte. Und auch lange offen ließ, wie es denn nun mit Ballack weitergehen sollte. Joachim Löw zögerte verdächtig lange, ob er Ballack die Tür zu einem Comeback öffnet. Im Juni 2011 schließlich erklärte er, den damals 34 Jahre alten Ballack nicht mehr zu nominieren.
"Das war schon ein Frontalangriff, als solcher hat er sich auch dargestellt. Ich habe nie wieder den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft, nie wieder ein Spiel danach gemacht", schilderte Ballack im Rückblick die Vorgänge rund um die WM 2010.
Ein geplantes Abschiedsspiel gegen Brasilien, in dem Löw Ballacks Nationalelf-Karriere ein "würdiges" Ende bereiten sollte, bezeichnete Ballack als "Farce" und warf dem Bundestrainer später noch Hinhaltetaktik vor
2013: Ballack wird versöhnlich
Im März 2013 organisierte Ballack schließlich sein eigenes Abschiedsspiel in Leipzig - und ging aus diesem Anlass nach Jahren des Grolls auf Löw und Lahm zu: Löw bekam von Ballack eine Einladung zu seinem Abschiedsspiel und war als Zuschauer anwesend, Lahm ebenso. Sechs Monate später wird Ballack dann auch offiziell vom DFB verabschiedet, wieder in Anwesenheit von Löw und Lahm.
Womöglich hatte Ballack trotz dieser Annäherung den Ärger von einst aber noch im Hinterkopf, als er Löw später kritisierte.