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Reinhard Grindel: SPORT1-Kommentar zum Rücktritt des DFB-Präsidenten

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Reinhard Grindel: SPORT1-Kommentar zum Rücktritt des DFB-Präsidenten

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Grindel-Aus Erlösung für den DFB

Reinhard Grindel ist zurückgetreten. Ein unausweichlicher Schritt, noch nie ist ein DFB-Präsident so krachend gescheitert wie er. Der SPORT1-Kommentar.
Nach dem Rücktritt als DFB-Präsident äußert sich Reinhard Grindel zu den Hintergründen seiner Entscheidung. Eine Uhr wurde ihm zum Verhängnis.
Matthias Becker
Matthias Becker
von Matthias Becker

Im letzten Moment hat Reinhard Grindel eine richtige Entscheidung getroffen. (Grindels Erklärung im Wortlaut)

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Noch nie ist ein DFB-Präsident so krachend gescheitert wie der frühere Bundestagsabgeordnete aus Niedersachsen. Dass er nun selbst den unvermeidlichen Schlussstrich unter seine Amtszeit gezogen hat, ist eine Erlösung für den Verband und erspart ihm zumindest eine weitere Schlammschlacht.

Keller wird sein Amt zur Verfügung stellen
Fritz Keller (L.) und Friedrich Curtius (M.) sind bim DFB bald Geschichte
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DFB: Grindel zurückgetreten - DFB-Präsidenten mit Hueppe, Neuberger, Koch

Die Regelmäßigkeit, mit der in den letzten Wochen und Monaten Interna und Gesprächsinhalte aus dem engsten Umfeld Grindels an die Medien durchgestochen wurden, zeigt, dass der DFB-Präsident im eigenen Haus keinen Rückhalt (mehr) hatte.

Grindels Scheitern war ein Scheitern mit Ansage. Schon seine Wahl im Jahr 2016 kam nur deshalb zustande, weil sich kein geeigneterer Kandidat fand und die Amateurvertreter sich auf den damaligen Schatzmeister einigen konnten. Bei den Vertretern der Profi-Vereine genoss der ehemalige Fernseh-Journalist ohnehin keine Rückendeckung. Teilweise wurde er sogar offen und öffentlich angegriffen, unter anderem aus der Klub-Führung des FC Bayern.

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Grindel hat es in den fast drei Jahren seiner Amtszeit geschafft, kaum ein Fettnäpfchen auszulassen. Es waren weniger seine Fehlentscheidungen, als vor allem seine immer wieder verwirrenden öffentlichen Aussagen, die ihm den Ruf des Populisten einbrachten. Der langjährige DFB-Pressesprecher Harald Stenger bezeichnete Grindel vor elf Tagen im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1 als  "Donald Trump des deutschen Fußballs". Der Vergleich mag hart sein, aber von Grindel werden vor allem seine Widersprüchlichkeiten in Erinnerung bleiben.

Ex-DFB-Pressesprecher Stenger vergleicht Reinhard Grindel mit Donald Trump
03:16
Ex-DFB-Pressesprecher: Grindel ist "Donald Trump des deutschen Fußballs"

Als die Diskussion um den Videobeweis in der Bundesliga immer hitziger geführt wurde, kündigte er im Doppelpass Änderungen beim Vorgehen der Videoschiedsrichter an - nur um Stunden später per DFB-Mitteilung zurückzurudern. Beim Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft gab er ebenso ein schlechtes Bild ab wie bei der Aufarbeitung der historisch schlechten WM in Russland. Als er Bundestrainer Joachim Löw, dessen Vertrag er vor der WM ohne Not um zwei weitere Jahre verlängert hatte, für das Vorgehen bei der Ausbootung der Nationalspieler Hummels, Boateng und Müller vermeintlich kritisierte, folgte ebenfalls kurz darauf die Klarstellung. Wenn Grindel Statements abgab, musste man jederzeit damit rechnen, dass ein Dementi auf dem Fuß folgte.

Auch das hätte der 57-Jährige vielleicht noch überstehen können. Der wahre Grund dafür, dass er als DFB-Boss nicht mehr tragbar war, ist, dass er es nie geschafft hat, den Verband zu vereinen. Grindel versuchte, nahezu jedes Thema zu besetzen, sich zu allem zu äußern. Oftmals stieß er damit seine Präsidiumskollegen oder die Fachleute aus dem Verband vor den Kopf. Da niemand die am Ende erfolgreiche Bewerbung um die EM-Endrunde 2024 gefährden wollte, blieb der große Knall lange aus.

Dass aber seit den neuesten Spiegel-Enthüllungen am Freitagabend keiner der zwölf Vize-Präsidenten Grindels ihm öffentlich zur Seite sprang, sagt alles aus über die Lage im Führungskreis des Verbands. Schon da war eigentlich klar, dass sich Grindel kaum noch halten können würde. Der Zusatzverdienst von 78.000 Euro aus dem Aufsichtsratsmandat bei der DFB-Medien GmbH war rechtlich nicht unsauber, die Annahme einer Luxusuhr vielleicht wirklich ein Versehen. Das Image des als Reformer angetretenen Grindels, der sich ausgerechnet als Compliance-Fachmann gerierte, wurde dadurch aber endgültig zerstört.

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Der DFB ist auf diese Situation vorbereitet. Die kommissarischen Präsidenten Dr. Reinhard Rauball und Dr. Rainer Koch haben diese Rolle schon nach dem Abgang von Grindel-Vorgänger Wolfgang Niersbach ausgefüllt. Nun bleiben fast sechs Monate Zeit, um bis zum DFB-Bundestag einen geeigneten Präsidenten zu finden. Hier steht für den größten Sportfachverband der Welt eine Richtungsentscheidung an: Soll wieder ein Frontmann gefunden werden, der in die Themen mit hereinregiert? Oder wäre es an der Zeit, eine präsidiale Lösung zu finden, bei der der Amtsinhaber ähnlich wie der Bundespräsident hauptsächlich repräsentiert und Debatten anstößt, die operative Arbeit aber den Experten überlässt.

Die Erfahrung aus dem Grindel-Fiasko spricht für die zweite Lösung.