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Nationalmannschaft: Oliver Bierhoff über Joachim Löw und den Umbruch

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Nationalmannschaft: Oliver Bierhoff über Joachim Löw und den Umbruch

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Bierhoff erhöht den Druck

Oliver Bierhoff verteidigt sich in einer neunzugminütigen Pressekonferenz und wird in vielen Punkten deutlich. SPORT1 fasst die wichtigsten Thesen zusammen.
Oliver Bierhoff hat dem DFB-Präsidium und der Öffentlichkeit erklärt, weshalb Joachim Löw nach wie vor der richtige Bundestrainer ist.
Florian Plettenberg
Florian Plettenberg

90 Minuten Selbstverteidigung!  

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Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff hat am Freitag ausführlich Stellung zu den vergangenen, turbulenten Entwicklungen beim DFB genommen

Die Entwicklung seit 2019, das 0:6 gegen Spanien, die Zukunft von Joachim Löw, die EM 2021 – der 52-Jährige nahm Stellung zu den großen DFB-Themen. SPORT1 war dabei und fasst Bierhoffs wichtigste Botschaften zusammen! 

Der Umbruch ist vorbei! 

Es war eine der bemerkenswertesten Aussagen von Bierhoff am Freitagnachmittag: "Die Zeit des Umbruchs ist vorbei!"

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Die Phase der Neuausrichtung habe sich laut Bierhoff vom März 2019 bis zum November 2020 gestreckt. "Wenn man es auf den Punkt bringt, sagt man: Spieler X, wir haben dir den Platz gegeben und jemand anderen zu Hause gelassen, damit du Erfahrung sammelst. Wir haben bewährte Spieler mit Qualität weggelassen, damit andere Spieler nachrücken können. Jetzt gilt es, in den nächsten Wochen ein Fazit zu ziehen, denn 2021 ist neben der EM-Qualifikation eine Vorbereitung für die WM 2022. Jetzt beginnt ein neues Kapitel", sagte er.

Der DFB-Direktor stellte klar: "Die Trainer müssen nun bewerten, auf welche Spieler sie bauen können und wie diese das Turnier angehen werden. Man kann einen Umbruch aber nicht jede Woche infrage stellen. Man muss den Menschen in einem Zeitraum die Möglichkeit geben, Fehler zu machen, sie wieder gut zu machen und sich zu entwickeln. Irgendwann kommt der Punkt, am dem schaut man sich das an. Der Punkt ist jetzt mit Abschluss dieser Saison passiert."

Tür für Müller, Hummels und Boateng wieder auf

Mit seiner Umbruchs-Ende-Ansage bestätigte Bierhoff eine Exklusiv-Meldung von SPORT1 zu Beginn dieser Woche, wonach somit auch Tür für die zuletzt ausgebooteten Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng wieder geöffnet wird. Möglicherweise auch für Max Kruse.

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"Zwischenmenschlich ist zwischen den Personen bis auf den kurzfristigen Ärger nichts passiert. Ich kann nur sagen: Die Trainer und Joachim Löw werden das machen, was das Beste für die Mannschaft ist. Sie müssen jetzt eine Antwort darauf finden, was für das Turnier das Beste ist. Am Ende spricht man über alle Spieler und deren Entwicklung."

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Bierhoff stellte zur Ausmusterung klar: "Da ist nichts Absolutes dabei. Der Trainerstab und Jogi haben jetzt alle Optionen, um zu überlegen, wie sie die neue Mannschaft aufbauen wollen."

Löw stellte die Vertrauensfrage

Bierhoff bestätigte entsprechende SPORT1-Informationen, wonach Löw am Montag die Vertrauensfrage gestellt habe. "Jogi hat deutlich gemacht: Wenn einer der Meinung ist, dass er nicht mehr der Bundestrainer ist, dann soll man das sagen. Damit hat er kein Problem. Dafür ist er lang genug im Geschäft, um zu wissen, dass ein Trainer an Ergebnissen gemessen wird. Ansonsten muss man den Cut ziehen."

SPORT1 enthüllte dazu passend, was Löw in Richtung Präsident Fritz Keller fragte: "Wie geht man hier mit Führungskräften um? Hält man mich aus Überzeugung?" Auslöser war, dass Keller den Bundestrainer zum Rücktritt nach der EM 2021 bewegen wollte, um öffentlich für Ruhe zu sorgen. Löw ist darüber noch immer stinksauer.

Bierhoff stellte erneut klar: "Er ist der richtige Trainer." Gespräche mit anderen Kandidaten hat er laut eigener Aussage nicht geführt ("Das hätte ich auch absolut verkehrt gefunden"). Zudem sei ihm nach Rücksprache vieler Beteiligter klar, dass Löws Ansprachen stimmen, die Spieler seinen Anweisungen folgen, und die Mannschaft kein Sauhaufen sei. "Das kann ich absolut negieren", so Bierhoff.  

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Löw hat (fast) alle Ziele erreicht

Bierhoff zeigte anhand verschiedener Auszüge einer PowerPoint-Präsentation, welche er zuvor bereits dem DFB-Präsidium vorgelegt hatte, dass Löw die ihm vorgegebenen Ziele nach dem WM-Debakel nahezu komplett erreicht hat: Direkte Qualifikation für die EM 2021, Fortbestand in der UEFA Nations League Level A, für die WM 2022 als einer von zehn Gruppenköpfen gesetzt, Entwicklung einer jungen Mannschaft mit Blick auf die kommenden Endrunden.

2019 habe sich die Mannschaft weiterentwickelt, in diesem Jahr aber weniger. Bierhoff belegte das auch anhand zweier ermittelter Werte: Die Laufwege und Beschleunigung des Teams werden besser, die Kontaktzeiten am Ball nehmen ab.

2020 bezeichnet Bierhoff als "Ausnahmesituation", für die Löw nichts könne. Aufgrund der Corona-Krise kam das Team zehn Monate nicht zusammen, in den vergangenen drei DFB-Lehrgängen konnte Löw nur einmal taktisch trainieren lassen. Zudem fehlten in Summe 25 Spieler aus verschiedenen Gründen. "2020 konnte der Trainer keine Entwicklung vorantreiben", erklärte Bierhoff.

Zudem nehme aufgrund der Belastungen und Verletzungen in jeder Mannschaft die Qualität der Spiele ab. Auch beim DFB. Unter den Voraussetzungen, die Löw hatte, habe er laut Bierhoff "tolle Ergebnisse erreicht", wenngleich er auch betonte, dass das 0:6 gegen Spanien in dieser Form nicht passieren dürfe.

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Löws Zukunft entscheidet sich im Sommer

"Die EM ist der Gradmesser" bestätigte Bierhoff: "Löw weiß das auch, das ist normal." Bis einschließlich der WM 2022 in Katar läuft der Vertrag des Bundestrainers. Doch abgerechnet wird im kommenden Sommer.

Auf ein konkretes EM-Ziel will sich der DFB-Direktor allerdings nicht festlegen. Bierhoff hofft auf eine "erfolgreiche EM", in der Pressemitteilung am Montag war von einer "begeisternden EM" die Rede, während Keller das Halbfinale als Mindestziel formuliert hatte.

Auf SPORT1-Nachfrage erklärte Bierhoff: "Wir machen es ungern an Ergebnissen fest, aber wir haben den Traum, Europameister zu werden."

Die Mannschaft ist unerfahren

"Ich habe einen Fehler gemacht: Ich habe gesagt, dass die Mannschaft jung ist. Aber sie ist unerfahren", so Bierhoff.

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Beispielhaft erwähnte er Serge Gnabry, der trotz aller Qualitäten erst 17 Länderspiele hat. Kai Havertz und Lukas Klostermann erst zehn. Insgesamt hat der aktuelle DFB-Kader 145 Prozent weniger Länderspiel-Erfahrung als der Weltmeister-Kader von 2014.

Bierhoff forderte daher Verständnis: "Rückschläge waren zu erwarten. Die Trainer brauchen Zeit und Trainingseinheiten."