Die deutsche Nationalmannschaft will sich mit einem klaren Sieg gegen Lettland Rückenwind für die EM holen. Bundestrainer Joachim Löw muss aber noch Fragen im taktischen und personellen Bereich beantworten.
Löw setzt auf Gündogan und Havertz
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Zunächst schickt der 61-Jährige diese Elf aufs Feld:
Aufstellung Deutschland: Neuer - Ginter, Hummels, Rüdiger - Kimmich, Gosens - Kroos, Gündogan - Havertz, Müller, Gnabry
Aufstellung Lettland: Lettland: Ozols/FC Riga - Fjodorovs/FC Riga, Cernomordijs/FC Riga, Oss/FC Lugano, Jurkovskis/FC Dundalk - Karklins/FK Liepaja, Emsis/FC Noah - Davis Ikaunieks/FK Liepaja, Zjuzins/Rigas Futbola Skola, Ciganiks/Sorja Luhansk - Uldrikis/FC Sion. - Trainer: Kazakevics
Auffällig bei der deutschen Elf: die beiden Champions-League-Finalisten, Ilkay Gündogan und Kai Havertz, spielen von Beginn an. Ebenso stehen Thomas Müller und Mats Hummels wieder in der ersten Elf.
"Kai (Kai Havertz; Anm. d. Red.) ist auf einer Euphoriewelle", erklärte Löw vor der Partie bei RTL. "Ich bin gespannt, wie sich das über das Turnier zeigt."
Über Timo Werner, der nicht in der Startelf steht, sagte Löw: "Timo hat in England viele Spiele gemacht. Er braucht auch mal eine Pause."
Die Position von Joshua Kimmich ist innerhalb einer Fünferkette auf der rechten Seite. Auf der linken Seite bietet Löw derweil Robin Gosens auf.
"Joshua (Joshua Kimmich; Anm. d. Red.) soll offensiv Druck machen", sagte Löw. "Diese Variante ist eine Option für die EM."
Löw hat seinen EM-Schülern das "Einmaleins" eingetrichtert, für die ganz schwierigen Aufgaben setzt er aber noch Nachhilfestunden an.
"Defensivarbeit, Zweikampfverhalten, Räume schließen. Das muss in einem ganz anderen Tempo passieren als gegen Dänemark", sagte Löw vor der EM-Generalprobe gegen Lettland am Montag (20.45 Uhr) energisch und forderte vor dem 70-minütigen Flug von Innsbruck nach Düsseldorf mehr "Tempo und Intensität".
Der Gegner liegt in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 138 zwar hinter Ruanda, Tansania und den Komoren. Dennoch erhofft sich Löw im 100. Länderspiel von Kapitän Manuel Neuer mit Blick auf den Turnier-Kracherstart gegen Weltmeister Frankreich die dringend benötigte "Feinabstimmung".
Man müsse die Räume besetzen und bespielen, die Laufwege machen. Da spiele der Gegner keine Rolle, mahnte Löw und verschärfte den Ton: "Wir müssen intensiv und aggressiv anlaufen. Das Maß aller Dinge ist die Defensivarbeit. Wer das nicht leisten kann, ist fehl am Platz."
Löw: Es gibt noch ein paar Fragezeichen
Beim 1:1 im ersten Test gegen Dänemark waren dem 61-Jährigen "Dinge aufgefallen, die wir korrigieren müssen". Besonders der "Kontrollverlust" nach dem Führungstreffer wurmte Löw mächtig. Daher gehe es jetzt an die "Feinarbeit, um noch stabiler und gefestigter ins Turnier gehen zu können".
Die Basis wurde im zehntägigen EM-Trainingslager in Seefeld/Tirol gelegt. "Defensive, Chancenverwertung, Standards - das waren die Baustellen", sagte Abwehrspieler Matthias Ginter und ergänzte zufrieden: "Wir sind bei allen Dingen vorwärtsgekommen."
Aber noch nicht weit genug. "Das war das Einmaleins, jetzt geht es ins Detail", sagte Löw. Dabei muss der Bundestrainer vor seinem letzten Turnier taktische und personelle Fragen beantworten. Dreier- oder Viererkette? Ist Joshua Kimmich im Zentrum gesetzt oder muss er im Sinne der Mannschaft nach rechts rücken? Ist Platz in der Startelf für die Champions-League-Sieger Kai Havertz und Timo Werner?
Löw ließ sich nicht in die Karten blicken, auch wenn er gegen Lettland größtenteils seine geplante EM-Startelf auf den Platz bringen wird. "Es gibt noch zwei, drei Fragezeichen. Ich werde auch im Spiel sicher noch den einen oder anderen Wechsel vornehmen", sagte Löw.
EM-Testspiel: Setzt Deutschland gegen Lettland auf die Dreierkette?
Taktisch dürfte er gegen Frankreich und Titelverteidiger Portugal auf eine Dreierkette setzen, auch wenn er erneut betonte, dass man "zwei Grundordnungen beherrschen" müsse. Nach dem Anstoß sei ohnehin alles "flexibel und dynamisch". Wer glaube, die Dreierkette sei eher defensiver sei, der täusche sich. Denn: "Die Außenbahnspieler sind Mittelfeldspieler."
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Dennoch bleibt die Diskussion über Kimmmichs Rolle. Löw schloss aus, ihn auf die rechte Seite zu ziehen, sofern nicht alle Spieler im bestens besetzten Mittelfeld zur Verfügung stehen. Das wird beim Turnierstart nicht der Fall sein. "Er wird fürs erste Spiel wohl nicht infrage kommen", sagte Löw über Leon Goretzka, der nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel immer noch individuell trainiert.
Die Ziele sind dennoch groß - auch mit Blick auf die Fans, von denen in Düsseldorf immerhin 1000 zugelassen sind. "Wir haben die Leute die letzten Jahre nur enttäuscht. Wir können uns nicht immer verstecken und sagen, dass wir viel Qualität haben. Jetzt sind wir gefragt", sagte Kimmich im ZDF: "Mein Ziel ist es, Europameister zu werden."
EM-Test: Neuer steht vor 100. Länderspiel
Die Stimmung ist schon vor dem Turnier titelreif. Das versichern zumindest die Spieler. Hierarchie-Probleme sind durch die Rückkehr der alten Leitwölfe Thomas Müller und Mats Hummels offenbar nicht entstanden. "Anstehende Konflikte zwischen Spielergruppen kann ich nicht erkennen", bekräftigte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Ginter stellte im Vergleich zur Vorbereitung beim WM-Desaster 2018 eine "andere Atmosphäre, andere Stimmung" fest.
Viele Tore gegen Lettland sollen das Selbstvertrauen stärken und Neuer einen angemessenen Eintritt in den elitären Klub der Hunderter bescheren. "Das macht mich sehr stolz", sagte der Kapitän. Die Legenden Oliver Kahn, Sepp Maier und Toni Schumacher hatten diesen Schritt nicht geschafft.
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