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EM 2021: Marko Arnautovic ewig missverstanden? Das ist der Bad Boy aus Wien

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EM 2021: Marko Arnautovic ewig missverstanden? Das ist der Bad Boy aus Wien

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So tickt Bad Boy Arnautovic

Marko Arnautovic ist als polarisierender Bad Boy bekannt. In den letzten Jahren schien er reifer zu werden, der neuerliche Fehltritt hat allerdings Folgen.
Extramotivation oder Provokation? Während des Abschlusstrainings der Niederländer vor dem zweiten EM-Gruppenspiel gegen Österreich sorgt ein Flugbanner für Aufsehen.
Lukas von Hoyer
Lukas von Hoyer

Es war ein skurriles Bild, wie David Alaba seinem Teamkollegen Marko Arnautovic den Kiefer zudrückte - und Letzterer dagegen ankämpfte und mit seinen Lippen weiter Worte formte. Völlig außer sich.

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"David ist ein lieber, netter Junge. Er ist ja der Engel von Österreich, nicht der Bad Boy", hatte Arnautovic einmal gesagt. Alaba als Engel und Arnautovic als Bad Boy, mit diesen Rollen prägten beide Spieler das letzte Jahrzehnt des Fußballs in Österreich. Beim EM-Auftakt waren die mittlerweile erfahrenen Kicker nun wieder die Protagonisten. 

David Alaba (L) drückt Marko Arnautovic den Mund zu
David Alaba (L) drückt Marko Arnautovic den Mund zu

Alaba hielt das Team als Kapitän zusammen und bereitete den Führungstreffer zum 2:1 vor, Arnautovic markierte den Treffer zum 3:1-Endstand gegen Nordmazedonien. Was er danach in Richtung der Gegenspieler brüllte, war alles andere als jugendfrei und noch weniger politisch korrekt. Hinter dem Ausbruch des Österreichers steckte sogar so viel Zündstoff, dass die UEFA sich zum Handeln gezwungen fühlte. 

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Arnautovic wird bestraft

"Ich f***e deine Mutter", soll Arnautovic laut Informer in Richtung Ezgjan Alioski geschrien haben - gefolgt von einer mehr als unschönen Beleidigungsserie gegen Albaner. Alioski stammt ursprünglich aus Albanien, das mit Serbien schon seit Jahrzehnten im politischen Konflikt steht. Arnautovic ist in Wien als Sohn eines Serben und einer Österreicherin geboren. Alioski kennt er noch aus Duellen in der Premier League - leiden konnten sich die beiden wohl nie.

Während des Spiels habe es "bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten gegeben", aber diese Provokationen seien "keine Rechtfertigung für mein Verhalten", sagte Arnautovic: "Ich bin mit Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen aufgewachsen und stehe ganz klar für Vielfalt. Es ist mir persönlich sehr wichtig, das zu betonen."

Nordmazedonien legte bei der UEFA Beschwerde ein und forderte "die härteste Strafe". Eine solche wäre wohl der Ausschluss aus dem Turnier gewesen. Ein Ethik- und Disziplinarinspektor der UEFA prüfte den Tatbestand und kam am Mittwoch zu einer Entscheidung: Arnautovic wurde für die kommende Partie gegen die Niederlande gesperrt. (EM 2021: Niederlande - Österreich ab 21 Uhr im LIVETICKER)

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Arnautovic hatte bereits vor den Ermittlungen reagiert. "Ich bin kein Rassist", hatte er einen Social-Media-Post begonnen, um sich in der Folge auch zu entschuldigen. Eine löbliche Reaktion, die aber auch nahe legt, dass seine Worte nicht harmlos waren. 

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Im Entschuldigen hat der 32-Jährige ohnehin Übung. Während seiner Karriere schlitterte er regelmäßig von einem Skandal in den nächsten. Legendär: seine Sprüche. 

Arnautovic: "Ich kann dein Leben kaufen"

"Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen", sagte Arnautovic laut Heute einmal zu einem Polizisten in Wien. 

Oder auch: "Bei mir wird oft genug eine Ameise aus einem Elefanten gemacht." Sätze dieser Art bringen ihm in seinem Heimatland immer wieder Spott ein. Auf der anderen Seite hat er wegen seines fußballerischen Talents, seiner Ehrlichkeit, seiner Sprüche und seines schillernden Charakters auch eine breite Fanbase, in der auch gerne von "Astronautovic" die Rede ist. 

Auch in Deutschland ist Arnautovic fast allen Fußball-Fans ein Begriff. Von 2010 bis 2013 schnürte er die Fußballschuhe für Werder Bremen und machte sich als ambitionierter Stürmer einen Namen - aber auch mit negativen Schlagzeilen.

Kult-Trainer Thomas Schaaf suspendierte ihn einmal wegen eines unerlaubten Besuchs in einer Diskothek. Zum Ende der Saison 2012/13 geriet er mit Teamkollege Eljero Elia dann um drei Uhr nachts in eine Polizeikontrolle, da er einige km/h zu viel auf dem Tacho hatte. In den letzten Saisonspielen musste er daraufhin zusehen und es folgte ein Wechsel in die Premier League. 

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"Einer wie Basler"

Arnautovic sei "einer wie Basler", sagte Andreas Herzog einmal im Interview mit 11Freunde. Herzog gilt als absoluter Fan von Arnautovic, trainierte ihn bei der U21 von Österreich.

Streitbar ist Arnautovic auch, weil er viele seine Fehltritte nicht einsah und sich in die Opferrolle begab. Vor einigen Jahren fasste es eine Aussage des Torjägers im österreichischen Wochenmagazin News recht gut zusammen: "Sobald etwas gut geht, bin ich der Gott von Österreich und Weltklasse. Aber sobald ich ein Feuerzeug auf den Boden fallen lasse, und die Medien sehen das, dann reden gleich alle von einer Explosion." Eine andere Kostprobe bei DAZN: "Die Fans sind sauer, weil sie mich lieben."

Der ewig Missverstandene also? Diese Rolle erinnert auch an Mario Balotelli, mit dem sich Arnautovic in den Anfängen seiner Karriere bei Inter Mailand gut verstand. Stichwort: "Why always me?" (Warum immer ich?)

Mario Balotelli mit seinem legendären Statement nach einem Treffer für Manchester City gegen Manchester United.
Mario Balotelli mit seinem legendären Statement nach einem Treffer für Manchester City gegen Manchester United.

Ganz Unrecht hat Arnautovic mit dieser Einschätzung wohl nicht, er scheint aber teilweise die Wirkung und Wucht seiner Aktionen zu unterschätzen. Außerdem hat er das Interesse der Medien an sich und seinen Fehltritten selbst durch seine Sprüche angepeitscht. Er polarisiert.

Marko Arnautovic spricht im DAZN-Interview über seinen geplatzten Wechsel
02:57
Arnautovic: "Die Fans sind sauer, weil sie mich lieben"

Ist der Bad Boy reifer geworden? 

Nach sechs Jahren auf der Insel spielt Arnautovic seit 2019 beim Shanghai Port FC in China. Es war daher etwas ruhiger um ihn geworden, der Österreicher schien auch zu reifen.

"Man kann sich nicht mehr das leisten, was man sich vorher geleistet hat. Ich habe eine große Verantwortung. Die Kids werden älter, können irgendwann Zeitung lesen und googeln, was der Papa so getrieben hat", sagte Arnautovic vor seiner Zeit in China laut krone.at.

Die Ruhe um ihn ist nach der neuerlichen Entgleisung auf einen Schlag von einer "Explosion" gestört worden - um es in den Worten von Arnautovic zu sagen.

Es werden nicht die schönsten Schlagzeilen sein, auf die seine Kids bald bei der Internetrecherche stoßen könnten.