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U21-EM: Stefan Kuntz über Bundestrainer Flick und Chancen des DFB-Teams

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U21-EM: Stefan Kuntz über Bundestrainer Flick und Chancen des DFB-Teams

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Kuntz: Dieser Ausfall tut uns weh

Er galt als Bundestrainer-Kandidat, jetzt greift er mit der U21 nach dem dritten EM-Finale in Folge: Stefan Kuntz spricht über die Chancen und seine persönliche Entwicklung.
Stefan Kuntz spricht über die anstehende Finalrunde der U21-EM und gibt zudem eine Einschätzung über Hansi Flick als neuen Bundestrainer ab.
Jonas Nohe
Jonas Nohe

Nachdem Bundestrainer Joachim Löw seinen Rücktritt verkündet hatte, fiel bei der Frage nach möglichen Nachfolgern auch Stefan Kuntz' Name immer wieder.

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Kein Wunder: Mit der deutschen U21 holte der ehemalige Stürmer 2017 auf Anhieb den EM-Titel, zwei Jahre später ging es erneut bis ins Finale.

Diese beeindruckende Bilanz will der 58-Jährige von Montag an ausbauen: Mit dem Viertelfinale gegen Dänemark (U21-EM: Viertelfinale Dänemark - Deutschland am Montag ab 21 Uhr im LIVETICKER) beginnt für die DFB-Junioren die EM-K.o.-Runde - und Kuntz gibt im Trainingslager in Südtirol mit guter Laune die Richtung vor.

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Im SPORT1-Interview spricht der U21-Erfolgscoach über einen schmerzhaften Ausfall, die Nachwuchsprobleme im deutschen Fußball und seine persönliche Entwicklung. Außerdem verrät er, was er vom neuen Bundestrainer Hansi Flick hält.

SPORT1: Bochum ist aufgestiegen, Besiktas Meister geworden, Bielefeld und Kaiserslautern haben die Klasse gehalten - wie zufrieden war der Ex-Profi Stefan Kuntz in den vergangenen Wochen mit dem Fußballgott?

Stefan Kuntz: Sehr zufrieden! (lacht) Ich freue mich natürlich, speziell Kaiserslautern und Bochum trage ich durch die lange Zeit in den Vereinen noch sehr im Herzen. Besiktas war eine unglaubliche Erfahrung und der heutige Trainer Sergen Yalcin war damals ja sogar mein Mitspieler. Ich muss auch sagen, dass ich nie gedacht hätte, dass er mal Trainer wird - aber echt super!

Mit Dänemark ein "Kräftemessen mindestens auf Augenhöhe"

SPORT1: Wie gnädig muss der Fußballgott jetzt in den kommenden Wochen sein, damit es zum dritten Mal in Folge bis ins Finale der U21-EM geht?

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Kuntz: Gegen Dänemark erwartet uns ein Kräftemessen mindestens auf Augenhöhe - und in einem möglichen Halbfinale vermeintlich noch stärkere Mannschaften wie Frankreich oder die Niederlande. Aber das ist genau das, was wir wollen. Wir hatten uns den Slogan "Besondere Zeiten, besonderes Team" gegeben - und jetzt gibt es diese besondere Chance. Meine Spieler wollen diesen Vergleich, um zu zeigen, wie gut sie sind.

SPORT1: Bis auf Ridle Baku und Florian Wirtz, die schon bei der A-Nationalmannschaft reingeschnuppert haben, fehlen im aktuellen Kader die vermeintlich großen Namen. Inwiefern zeichnet sich auch in der U21 zunehmend ein Nachwuchsproblem des deutschen Fußballs ab?

Kuntz: Zum Vergleich: 2017 waren beim Confederations Cup acht Spieler bei der A-Nationalmannschaft, die noch U21 hätten spielen können. 2019 waren es mit Klostermann und Tah dann noch zwei - und jetzt haben wir nur noch die beiden, die mal kurz im A-Kader dabei waren. Dafür haben wir diesmal sechs Spieler im EM-Kader, die noch im nächsten U21-Jahrgang spielberechtigt sind. Daran sieht man, dass die Dichte bei unseren Talenten nicht ganz so hoch ist.

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Kuntz will Wirtz schnell integrieren

SPORT1: Mit gerade 18 Jahren ist Florian Wirtz der mit Abstand jüngste Spieler im Kader. Was macht ihn jetzt schon so besonders - und welche Rolle spielt er in den Überlegungen für die Endrunde?

Kuntz: Wenn jemand in seinem Alter bei einer Mannschaft aus dem oberen Drittel der Bundesliga Stammspieler ist, dann muss man nicht mehr viel über seine Qualität sagen. Aber: Er ist hier natürlich nicht bei der Mannschaft, mit der er tagtäglich zusammenarbeitet, wir müssen ihn schnell integrieren. Unser Ziel ist es, die besonderen Talente jedes einzelnen Spielers bestmöglich einzusetzen. Das versuchen wir uns durch viele Spielformen im Training zu erarbeiten, aber auch durch das gesamte Umfeld, das wir für die Jungs schaffen.

SPORT1: Im Viertelfinale warten die Dänen, die eine sehr starke Vorrunde gespielt haben. Worauf wird es gegen diese Mannschaft ankommen? (Spielplan der U21-EM 2021)

Kuntz: Die Dänen sind sehr diszipliniert, haben eine gute Ordnung im Spiel. Sie haben aber auch gute Einzelspieler, Jacob Bruun Larsen kennen wir noch aus der Bundesliga. Für uns ist es wichtig, dass wir unsere defensive Stabilität aus der Gruppenphase wieder finden. Außerdem arbeiten wir daran, unsere Offensive variabler gestalten zu können - und dann kommt es darauf an, wie wir das alles am Spieltag umsetzen.

SPORT1: Wie schwer wiegt der Ausfall von Niklas Dorsch, warum ist er für Ihre Mannschaft so wichtig?

Kuntz: Er hat sich in der Gruppenphase auf der einen Seite als Stabilisator hervorgetan, auf der anderen Seite aber auch als derjenige, der die Mannschaft gerade auch mit seiner Spielweise besonders pusht. Dazu hat er spielerisch immer wieder gute Seitenverlagerungen reingebracht. Das alles wird uns natürlich fehlen.

Kuntz über seine erfolgreiche Arbeit bei der U21

SPORT1: Die EM-Endrunde soll nun vor Fans in den Stadien stattfinden. Wie bewerten Sie persönlich diese Entscheidung?

Kuntz: Wenn wir mal die Corona-Lage und alle medizinischen Empfehlungen außen vor lassen, bin ich natürlich froh, dass Zuschauer im Stadion sind - weil das ist das Salz in der Suppe. Für alles Weitere vertrauen wir der UEFA und den ungarischen Behörden.

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SPORT1: Vor Ihrem Amtsantritt 2016 war Deutschland einmal U21-Europameister geworden, seither kamen ein Titel und eine Finalteilnahme bei zwei Turnieren hinzu. Hätten Sie sich das in den kühnsten Träumen ausmalen können?

Kuntz: Solche Gedankengänge habe ich nicht. Ich lebe im Jetzt, maximal noch im Morgen (lacht). Aber dass ich darüber nachdenke, was in zwei Jahren ist? Oder was in den letzten drei Jahren war? Da nehme ich höchstens die Erfahrung mit. Ich habe immer das Ziel, mich weiterzuentwickeln - und da hilft mir die Arbeit im DFB und bei der U21 natürlich. Man nimmt die angebotenen Lehrgänge wahr und merkt, wie man sich als Trainer immer verbessert. Das ist der Maßstab für mich, die Entwicklung: Wenn ich mich vergleiche mit 2016, dann habe ich mich insgesamt gut entwickelt.

SPORT1: Nach zwölf Jahren Trainerpause wurden Sie damals durchaus skeptisch beäugt, fünf Jahre später hätten sie jetzt viele gerne als Bundestrainer der A-Nationalmannschaft gesehen. Inwiefern hätte Sie der Job überhaupt gereizt?

Kuntz: Auch mit diesen Konjunktiven kann ich nicht viel anfangen. Das ehrt einen natürlich - aber die Frage ist, wer geglaubt hat, dass ich Trainer der A-Nationalmannschaft werden könnte. Von den entscheidenden Personen war keine dabei.

Flick als Bundestrainer eine "Top-Lösung"

SPORT1: Stattdessen ist es Hansi Flick geworden. Wieso ist das eine gute Entscheidung für den deutschen Fußball?

Kuntz: Du brauchst als Nationaltrainer jemanden, der sich in den Verband hineinversetzen kann. Hansi kennt die meisten, wenn nicht sogar alle Spieler. Er hat jetzt mit den Bayern-Spielern zusammengearbeitet, die mit Sicherheit auch eine dominante Rolle in der Nationalmannschaft einnehmen werden. Zudem hat er sich mit seinen Titeln beim FC Bayern international Akzeptanz und Anerkennung geholt. Von daher ist es eine Top-Lösung.

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SPORT1: Bei der EM sitzt Joachim Löw ein letztes Mal auf der Bank. Was hat der deutsche Fußball ihm zu verdanken?

Kuntz: Erst mal natürlich einen WM-Titel (lacht). Dazu haben wir in allen Turnieren bis auf 2018 unter ihm mindestens das Halbfinale erreicht. Das ist eine Bilanz, die beeindruckend ist.

SPORT1: Vor 25 Jahren sind Sie selbst Europameister geworden: Wie groß ist die Hoffnung, dass Fußball-Deutschland in diesem Sommer ein Revival erlebt? 

Kuntz: Gerade wegen der Corona-Phase finde ich jeden Anlass zum Feiern und zum Rausgehen im Moment sehr gut (lacht). Wenn das durch die Nationalmannschaft käme, dann wäre das natürlich überragend!