Deprimierte Spielerinnen, ein frustrierter Trainer und ein tief enttäuschter Präsident.
DHB-Boss packt Frauen bei der Ehre
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Statt um die erhoffte Medaille geht es für die deutschen Handballerinnen bei der EM in Kroatien und Ungarn nur noch um die Ehre. Nach dem zarten Aufschwung der vergangenen Jahre steckt das Team von Bundestrainer Heine Jensen in einer schweren Schaffenskrise und läuft den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher.
"Wir sind alle sehr enttäuscht. Wir konnten die Leistungen, die wir uns erhofft und erwartet haben, nicht abrufen und haben den nächsten Schritt in Richtung Weltspitze nicht getan", sagte Verbandschef Bernhard Bauer.
Präsident Bauer stärkt Jensen
Angesichts der ernüchternden Hauptrundenbilanz von 0:6-Punkten stellte der Präsident, der noch vor dem Turnier mit einem Platz auf dem Treppchen geliebäugelt hatte, den deutschen Handballerinnen ein verheerendes Zeugnis aus:
"Das Angriffsspiel war phasenweise desolat, die Abwehr teilweise äußerst schlecht. Wir haben immer versagt, wenn wir die Chance hatten, die Spiele in den Griff zu bekommen. Darüber müssen wir nach dem Turnier in Ruhe sprechen."
Um seinen Job muss Bundestrainer Jensen vorerst aber nicht fürchten - der 37 Jahre alte Däne, der das DHB-Team seit 2011 betreut, bekam von Bauer eine Jobgarantie ausgesprochen.
"Heine hat weiterhin unser Vertrauen. Wir haben seinen Vertrag nicht umsonst bis 2017 verlängert. Man braucht Verlässlichkeit", sagte der DHB-Chef und erinnerte an die guten Auftritte bei der WM im vergangenen Jahr (7. Platz).
Erfolgserlebnis und WM-Quali im Fokus
Momentan klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit allerdings eine riesige Lücke. Ohne Torjägerin Susann Müller und Kapitänin Isabell Klein (Mittelfußbruch) war der WM-Siebte in den Partien gegen die Niederlande (26:29), Schweden (32:39) und Montenegro (20:27) hoffnungslos unterlegen.
Und so geht es in den abschließenden beiden Hauptrundenspielen gegen Frankreich am Dienstag (ab 20.10 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) und die Slowakei am Mittwoch (ab 18 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) lediglich um einen versöhnlichen Abschluss.
"Dieses Turnier ist noch nicht vorbei für uns, die Punkte werden nicht verschenkt", sagte Jensen: "Außerdem brauchen wir noch Erfolgserlebnisse, schließlich hängt die Ausgangslage für die WM-Qualifikation von unserem Abscheiden ab."
Nadgornaja verspricht "deutsche Tugenden"
Mit Platz elf, für den sein Team zumindest eine der ausstehenden Partien gewinnen müsste, würde Deutschland den vermeintlich stärkeren Gegnern in der WM-Qualifikation aus dem Weg gehen.
"Gegen Frankreich und Slowakei werden wir uns anders präsentieren und echte deutsche Tugenden zeigen", sagte Rückraumspielerin Nadja Nadgornaja vom deutschen Meister Thüringer HC:
"Wir wissen, dass wir viel besseren Handball spielen können." Diesen Beweis ist das deutsche Team im bisherigen Turnierverlauf schuldig geblieben.