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Handball-EM 2018: Daniel Stephan über DHB-Team und Trainer Prokop

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Handball-EM 2018: Daniel Stephan über DHB-Team und Trainer Prokop

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Stephan: Prokop muss sich steigern

SPORT1-Kolumnist Daniel Stephan analysiert die Vorrunde des DHB-Teams. Bundestrainer Prokop und das Team haben Luft nach oben. Dennoch glaubt er an das Halbfinale.
Daniel Stephan
Daniel Stephan
© SPORT1-Grafik: Getty Images

Liebe Handballfreunde,

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die Vorrunde der EM ist vorbei. Wir haben spannende, intensive Spiele gesehen. In der Halle herrschte eine gigantische Atmosphäre. Die Fans vom Balkan, aber auch unsere Fangemeinde haben für eine außerordentliche Atmosphäre gesorgt. Das schreit nach mehr.

Die deutsche Mannschaft hat aus den drei Vorrundenpartien einen Sieg und zwei Unentschieden erreicht. Wir haben uns alle etwas mehr versprochen, doch das Halbfinale ist natürlich noch aus eigener Kraft zu erreichen

Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, alles schlecht zu reden - trotzdem muss man einige Sachen kritisch ansprechen, die aufgefallen sind.

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Nach dem tollen Auftakt gegen Montenegro sind wir bei den beiden folgenden Spielen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Beim Spiel gegen Slowenien machte die Abwehr in der 1. Halbzeit eine unglückliche Figur und agierte teilweise lethargisch, aber zum Teil auch hektisch und nervös.

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Leider konnte Prokop von der Bank her keine Impulse setzen, im Gegenteil. Er hat zu viel gewechselt und konnte daher seinen Spieler nicht die nötige Sicherheit geben.

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Im zweiten Abschnitt setzte er kontinuierlich im Innenblock auf Wiencek und Pekeler, was gut funktionierte. Da ist es auch egal, wenn Pekeler danach sagt, dass Wiencek und er entgegen der Ansage von Prokop, etwas defensiver und kompakter gespielt haben. Es ist nicht unnormal, dass Spieler solche Entscheidungen treffen.

Die taktische Maßnahme von Prokop mit sieben Feldspielern zu agieren, brachte dann im Angriff den nötigen Erfolg.

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Trotzdem bekommt man den Eindruck, dass sich Mannschaft und Trainer noch nicht aufeinander eingestellt haben. Dies kann man auch bei den Auszeiten sehen, in denen die Mannschaft die Anweisungen danach auf dem Spielfeld nicht realisieren kann bzw. anders gespielt wird.

Wenn man beide Remis analysiert, haben wir die größten Probleme im Angriff. Klar, ich habe die Abwehrleistung gegen Slowenien schon erwähnt - aber beide Male haben wir nur 25 Tore bekommen, womit man eigentlich gewinnen muss.

Unser Angriff kam jedoch nicht mit der körperlich aggressiven Deckung der Gegner zurecht. Es fehlte die Durchschlagskraft und das Selbstvertrauen in die eigene Stärke. Eine richtig funktionierende Struktur war auch nicht vorhanden.

Hier wurde meines Erachtens zu viel gewechselt und mit Kühn ein Spieler geopfert, der es verdient hätte, seine zuletzt geleisteten Leistungen in der Bundesliga, auch bei der EM zu zeigen.

Die kämpferische Einstellung jedes Spielers ist aber vorbildlich - egal, ob er auf dem Spielfeld steht oder auf der Bank sitzt.

Trotz dieser Fehleranalyse traue ich dem deutschen Team den Einzug ins Halbfinale zu. Dazu wird aber eine Leistungssteigerung der Mannschaft und des Trainers benötigt.

Da die anderen Teams der anderen Gruppe ebenfalls nur zwei Punkte mitnehmen, ist die Ausgangslage gar nicht so schlecht.

Ich denke, wir werden mit einer guten Leistung Tschechien besiegen und uns so die nötige Sicherheit für die entscheidenden Spiele gegen Dänemark und Spanien holen. Den Dänen trau ich dabei - trotz der überraschenden Niederlage gegen Tschechien - mehr zu als den Spaniern.

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Ein Wort noch zur Nachnominierung von Finn Lemke: Viele sagen, dass Prokop schnell reagiert und damit bewiesen hat, dass er einen vermeintlichen Fehler korrigieren kann. Andere fragen sich, wie man nach nur einem schlechten Spiel seine Abwehrphilosophie über den Haufen werfen kann.

Ich glaube, man hätte sich die ganze Aufregung sparen und Lemke direkt nominieren sollen.

Das ist nichts gegen Roscheck, der ein tadelloser Abwehrspieler ist und zudem einen klasse Charakter hat. Lemke ist jedoch international erfahren und hat in der Abwehr eine Leaderrolle, was er gegen Mazedonien unter Beweis stellte.

Viele Grüße aus Kroatien und viel Spaß bei den deutschen Spielen,

Euer Daniel

Handball-Experte Daniel Stephan, 44, hat 183 Länderspiele für Deutschland absolviert. Der erste deutsche Welthandballer (1998) wurde mit dem TBV Lemgo 1997 und 2003 Deutscher Meister sowie 1995, 1997 und 2002 DHB-Pokalsieger. Mit der Nationalmannschaft gewann der Rückraumspieler unter anderem 2004 die Europameisterschaft und Silber bei Olympia in Athen. Von 1997 bis 1999 wurde er dreimal in Folge zum Handballer des Jahres gewählt.
Die EM der Männer begleitet er als TV-Experte für SPORT1.