Das Herz sagt Kiel, der Kopf Barcelona: Der ehemalige Welthandballer Filip Jicha steht aufgrund finanzieller Sorgen vor dem emotionalen Abschied vom deutschen Rekordmeister THW Kiel.
Jicha will weg - aus Finanzsorgen
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"Ich kann nur sagen, dass ich den Verein gebeten habe, mich an den FC Barcelona zu verkaufen. Ich habe im Moment nur schlaflose Nächte. In die Situation, den Verein zu verlassen, den ich so liebe, wollte ich nie kommen", sagte Jicha den Kieler Nachrichten.
Champions-League-Sieger FC Barcelona lockt den Tschechen mit einem Vertrag bis 2019, der seine Not lindern würde. "Als Sportler muss ich bleiben, als Familienvater habe ich dagegen fast schon die Pflicht, nach Barcelona zu gehen", sagte Jicha.
In die Falle getappt
"Wäre ich als junger Mensch nicht in diese Lage geraten, würde ich hier und heute nicht über einen vorzeitigen Abschied sprechen", erläuterte der 33-Jährige, der mit seiner Frau Hana und den beiden Kindern in Kiel lebt.
Bei seinem Wechsel in die Bundesliga 2006 habe er sich auf "einen Finanzberater verlassen und wie viele andere Profis viel Geld in Immobilien investiert", sagte er.
"Ich war jung, naiv und sprach kaum Deutsch", schilderte er. "Erst vier Jahre später habe ich erfahren, dass sich daraus ein Problem für mich entwickelt hatte. Ich bin in eine tiefe Falle getappt."
Noch heute müsse er "40 Prozent des Gehalts dafür ausgeben" - ein Wechsel nach Barcelona gäbe ihm "die nötige Sicherheit, zumal in Spanien das Gehalt auch im Krankheitsfall gezahlt wird."
Vergangene Woche war das Angebot des Champions-League-Siegers Barcelona, der Nikola Karabatic (Paris St. Germain) ersetzen muss, bekannt geworden.
THW-Macher Storm im Dilemma
Die finanzielle Schieflage des langjährigen THW-Kapitäns bringt seinen Klub in einen schwierigen Konflikt. "Das ist ein großes Problem, das er lösen muss", sagte Kiels Geschäftsführer Thorsten Storm dem SID: "Man muss aber auch Verständnis für uns haben. Wir müssen die Mannschaft und den gesamten Klub im Blick haben. Wir haben natürlich auch sportliche Ziele."
Einen Ersatz für den Kapitän und Starspieler sei äußerst schwierig zu finden, zumal knapp einen Monat vor Bundesliga-Beginn: "Von Planung kann man da nicht sprechen", sagte Storm, den nach der Rückkehr aus dem Urlaub ab Donnerstag Gespräche erwarten.
Jicha spielt seit 2007 für Kiel, der Rückraumschütze ist das Gesicht des THW. Mit den Norddeutschen gewann er in den vergangenen acht Jahren sieben Meistertitel, fünfmal den DHB-Pokal sowie zweimal die Champions League. Noch am Sonntag erschien er beim Fotoshooting der "Zebras".
Hoffen auf schnelle Einigung
"Ich wollte hier meine Karriere beenden", sagt der Tscheche, dessen Vertrag in Kiel noch bis Sommer 2016 läuft und von beiden Seiten um ein Jahr verlängert werden könnte. "Aber jetzt kann ich den THW nur bitten, mich sofort zu verkaufen, um mir so zu helfen."
Jicha hofft nun auf eine schnelle Einigung: "Für uns wäre eine baldige Entscheidung auch deshalb wichtig, weil unsere Tochter Valeria in einem Monat eingeschult werden soll. Ich habe mich mit ihr lange darüber unterhalten. Für sie ist es auch sehr hart, denn sie ist in Kiel geboren und alle Freunde leben hier."