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HBL: Martin Schwalb von Rhein-Neckar Löwen über drohenden Abbruch und WM

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HBL: Martin Schwalb von Rhein-Neckar Löwen über drohenden Abbruch und WM

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Schwalb stellt WM-Termin infrage

Die Handball-Bundesliga steht kurz vor dem Abbruch. Wenn es wieder losgeht, droht ein Termin-Chaos. Löwen-Trainer Martin Schwalb nimmt bei SPORT1 Stellung.
Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Martin Schwalb von den Rhein Neckar Löwen über die Auswirkungen der Coronakrise auf den Sport. Bezüglich des engen Zeitplans hat er einen Vorschlag.
Martin Quast
Martin Quast

Am Dienstag entscheidet sich, wie es mit der Handball-Bundesliga weitergeht.

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Ein vorzeitiges Ende scheint nur noch Formsache, der THW Kiel würde dann wohl als "Corona-Meister" in die Geschichte eingehen.

Auch für die Rhein-Neckar Löwen um Martin Schwalb wäre die Saison beendet. Im SPORT1-Interview nimmt der 56-Jährige, der seit Februar in Mannheim tätig ist, zur derzeitigen Lage Stellung. Zudem spricht Schwalb über mögliche Geisterspiele, die WM im Januar und den Sinn möglicher Trainingseinheiten.

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SPORT1: Herr Schwalb, am Dienstag könnte der Entschluss über den Abbruch der Bundesliga-Saison fallen. Der DHB hat für diesen Fall eine Quotientenregel für die Tabelle vorgeschlagen.

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Martin Schwalb: Im Prinzip muss man jetzt eine begradigte Tabelle machen, weil die eine oder andere Mannschaft ein Spiel mehr oder weniger hatte. Dann muss man nach der Quotientenregelung die Anzahl der Punkte durch die Anzahl der Spiele teilen. Dann wird es auch einen Meister und Europapokal-Teilnehmer geben. Der THW wäre nach dieser Tabelle Deutscher Meister, wir wären Fünfter. Dann wollen wir auch international spielen, das ist ein toller Wettbewerb, eine Einnahmequelle und eine Möglichkeit, einen Titel zu gewinnen. Für die letzten zwei Teams ist es ein Geschenk, dass sie noch ein Jahr in der Bundesliga haben. (SERVICE: Tabelle)

SPORT1: Dazu kommen zwei Aufsteiger.

Schwalb: Dann spielen wir nächstes Jahr mit 20 Mannschaften. Das kriegen wir schon hin. Ich finde das überaus gerecht. Ich freue mich darauf, nächstes Jahr gegen Coburg und Essen anzutreten. Das ist ein großer Name, der sehr herzlich in der HBL willkommen ist. Dann haben wir ein paar Spiele, auch Heimspiele mehr. Das hilft uns auch weiter, weil wir jetzt viele Heimspiele abgeben mussten. Wir werden viele Spiele und viele Herausforderungen haben. Wenn wir dann unsere Fans in der Halle haben, freuen wir uns alle darauf.

SPORT1: Nicht nur die Entscheidung über die HBL steht noch aus. Was kommt da noch auf den Handball zu?

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Schwalb: Viele wichtige Entscheidungen sind nicht gefällt worden oder werden nicht gefällt. Wer wird Champions-League-Sieger, wer gewinnt den EHF-Pokal, wo wir Chancen auf das Final-Four hatten. Da sind so viele unterschiedliche Gemengelagen, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften (in Ägypten, Anm. d Red.). Kann man die jetzt einfach im Januar machen? Wäre es nicht wichtiger, erstmal Bundesliga zu spielen, wenn man wieder vor Fans spielen darf? Es gibt unterschiedliche Probleme zu lösen. Das einzig Gute ist: Wir sind sowieso zum Nichtstun verdammt. Da werden die entscheidenden Leute im Sommer Zeit haben, um Lösungen zu finden.

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SPORT1: Wann glauben Sie, wird die neue HBL-Saison beginnen?

Schwalb: Da werden jetzt Arbeitsgruppen gebildet und der beste Weg gesucht, wann man und wie man wieder anfangen könnte. Wahrscheinlich wird die nächste Presseerklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgewartet. Ob man im August schon wieder spielen kann oder wir erst im November, Dezember anfangen. Geisterspiele sind natürlich für uns schwer zu ertragen.

SPORT1: Würden Sie es aber verstehen, wenn es 2020 nur Geisterspiele in der HBL geben würde?

Schwalb: Wenn es aufgrund der gesundheitlichen Situation erforderlich ist, dann würde ich das selbstverständlich auch verstehen. Ich fände es nur sehr traurig, weil uns die Lebensqualität verloren geht. Wir gehen nicht nur gerne in Handballarenen, sondern auch ins Fußballstadion, auf Konzerte, zu allen möglichen Veranstaltungen - oder auch auf das Oktoberfest (lacht). Ich bin aber auch Realist genug, zu wissen, dass das über einen längeren Zeitraum nicht möglich sein wird. Aber ich hoffe, dass wir in ein paar Jahren sagen werden: "Wir haben in dieser außergewöhnlichen Situation toll zusammengehalten und jetzt geht es wieder normal weiter."

Der Handball kann so eine Krise überstehen

SPORT1: Was würde ohne Fans und Medien fehlen?

Schwalb: Ich kann nur von mir sprechen. Meine persönliche Motivation, als Trainer oder Spieler tätig zu sein, ist es, Emotionen ausleben zu können. Ich könnte niemals meinen Sport ausleben, wenn es keinen interessiert, keiner da ist. Die Fans und die Medien gehören dazu. Wir würden uns alle darüber freuen, wenn es wieder um Handball, um Sieg oder Niederlagen gehen würde. Die einfachen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Ich gebe zu, dass das bei mir ausgeprägter ist als bei anderen.

SPORT1: Wird Ihnen zu viel Fußball im Fernsehen gezeigt?

Schwalb: Ich glaube, es ist gut, wenn Fußball im Fernsehen gezeigt wird, aber auch Handball. Wir sind eine Fernsehsportart, keine Frage! Vielleicht gibt es die eine oder andere Idee, dass beispielweise ARD oder ZDF einige Spiele, die ohne Zuschauer stattfinden, zeigen. Sie würden eine dementsprechende Quote haben. Der eine oder andere Fernsehsender wird auch froh sein, wieder Liveevents zu zeigen, denn es passiert ja nichts mehr auf der Welt. Es wäre aber schön, falls es finanziell möglich wäre, wenn auch andere Sportarten unterstützt werden, nicht nur die Mannschaftsportarten wie Handball, Basketball, Volleyball oder Eishockey. Ich hoffe, dass sich der eine oder andere Gedanken machen wird.

SPORT1: Ist der Fußball zu wichtig?

Schwalb: Fußball-Bundesliga ist ein Gut, das wichtig ist für die Menschen. Das Gleiche gilt für den Handball. Ich halte es schon für wichtig, wenn wir wieder zu Normalität kommen, dass der Sport auch wieder eine wichtige Rolle einnimmt. Dass er Emotionen weckt, aber auch animiert, Sport zu treiben. Es ist gesundheitlich nicht gut, wenn wir nur Zuhause sitzen und uns nicht bewegen.

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SPORT1: Haben Sie Angst um die Existenz und die Zukunft der Sportart? Oder um die Existenz der Bundesliga?

Schwalb: Angst ist vielleicht das falsche Wort. Ich glaube, der Handball ist in der Lage, auch so eine Krise zu überstehen, dafür sind wir einfach zu stark. Handball ist eine tolle Sportart und wird es auch bleiben. Aber es auf dem Niveau von vor der Krise zu halten, wird schwierig, wenn man es rein finanziell betrachtet, was wir eingenommen und ausgeschüttet haben. Es wird Einschnitte geben, aber ich hoffe, dass die sportliche Qualität davon unbeschadet bleibt. Dann bin ich auch überzeugt, dass diese tolle Sportart auch wieder dorthin kommt, wo sie vor der Coronakrise war.

"Alle Vereine haben dieselben Probleme"

SPORT1: Besteht zwischen den kleinen und großen Vereinen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe? Wie ist es zwischen Mannheim und Ludwigshafen? Kann man das miteinander vergleichen?

Schwalb: Große und kleine Vereine haben dieselben Probleme. Wir leben alle von unseren Einnahmen, von unseren Sponsoren. Der THW hat dieselben Probleme wie die Eulen oder Wetzlar. Wir leben auch von den Dauerkarten. Es ist wichtig, dass alle Vereine zusammenhalten, weil wir auch dieselbe Aufgabenstellung haben.

SPORT1: Wie steht es um die Solidarität unter den Klubs?

Schwalb: Es ist klar, dass die großen Klubs Mitbewerber brauchen. Den kleinen Klubs hilft es, wenn große Mannschaften ihre Halle zu füllen. Wir in der Handball-Familie sind uns einig, dass wir Solidarität walten lassen müssen.

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SPORT1: Wie geht es Ihren Spielern? Sie und einige Profis hatten sich infiziert.

Schwalb: Den meisten Spielern geht es wieder gut. Wir haben viele Spieler in der Mannschaft, die erkrankt waren, aber nun offiziell immun gegen COVID-19 sind. Ich habe die Krankheit auch gut überstanden, habe einen negativen Test abgelegt und bin wieder virenfrei. Woher wir diesen Virus haben, kann nur gemutmaßt werden. In einer normalen Saison hat eine Mannschaft immer ein, zwei Viren, die rumgereicht werden. Das waren bisher immer Grippewellen, bei denen keiner weiß, woher die Viren kommen.

SPORT1: Wie viel Sinn ergibt Training aktuell bei der Kontaktsportart Handball?

Schwalb: So wie es jetzt ist, macht es keinen Sinn, wenn du ehrlich bist. Wir dürfen keinen Kontakt haben, müssen Mindestabstand halten. Wir sind schon dran, uns Gedanken dazu zu machen. Wir werden voraussichtlich in Kleingruppen von fünf Leuten trainieren. Wir haben unsere Halle. Dann musst du alle Hygienevorschriften beachten, jeder kommt allein und geht, ohne zu duschen. Dann haben wir draußen noch einen Platz, auf dem wir laufen könnten. Es wäre schon theoretisch möglich. Ob das nun Priorität Nummer eins ist, muss man schauen. Wir wissen ja nicht, wann es wieder losgeht.

SPORT1: Was wäre, wenn es dieses Jahr keine Spiele mehr geben würde?

Schwalb: Die Virologen und Wissenschaftler haben das Sagen. Wenn die meinen, 2020 fällt der Sport aus, dann muss das so sein. Es ist wichtig, dass die Bundesregierung Tests und Antikörpertests zur Verfügung stellt. Es wundert mich, dass in einem Land wie Deutschland keine Masken mehr verfügbar sind. Es geht um die Gesundheit der Menschen, da brauchen wir aber nicht auch noch Druck aufzubauen.