Die Handball-Weltmeisterschaft 2021 endete aus deutscher Sicht so unbefriedigend wie das gesamte Turnier - mit einem biederen Remis gegen Polen und Rang 12. Nie war eine deutsche Mannschaft bei einer WM schlechter.
Gensheimer holt gegen Medien aus
In den vergangenen Wochen beherrschten aber nicht nur sportliche Themen die Schlagzeilen, immer wieder sorgten auch Aussagen der DHB-Stars für Aufsehen.
So kritisierte Andreas Wolff im Podcast der Rhein-Neckar Löwen die Absagen einiger Nationalmannschaftskollegen, Uwe Gensheimer sprach im ZDF-Interview nach dem Sieg gegen Brasilien von "Neid und Missgunst".
Nach dem Unentschieden gegen Polen hat Kapitän Gensheimer nun noch einmal nachgelegt und sich zur Kritik an seiner Person geäußert. "Ich habe kein Problem damit, wenn meine Leistung kritisiert wird. Aber ich habe ein großes Problem damit, wenn mit halben Aussagen beziehungsweise Interview-Ausschnitten probiert wird Journalismus zu betreiben", erklärte der 34-Jährige.
Vor allem die von den Medien verbreitete Kritik Gensheimers an Youngster Juri Knorr nach dem Spiel gegen Spanien machte den Kapitän wütend. "Ich habe versucht ihn zu schützen, da er der jüngste ist und ihm das zusteht. Wenn dann aber die Hälfte von dem Satz weggeschnitten wird, ist das eine Frechheit", ärgerte er sich weiter.
Hanning: Kritik "Andis Meinung"
Intern sollen diese Themen aber keinen großen Stellenwert gehabt haben, erklärte derweil Bob Hanning in der WM-Flash Zone des Handball-Podcasts Kreis Ab.
"Das interessiert hier in der Mannschaft überhaupt keinen. Das ist für das Teamgefüge wirklich irrelevant", sagte der DHB-Vizepräsident.
Die Kritik zu den Absagen sei "Andis Meinung" gewesen (Spielplan und Ergebnisse der Handball-WM in Ägypten).
"Er hat mit der Meinung in der Öffentlichkeit nicht alleine gestanden. Ich muss die Meinung nicht teilen", sagte Hanning: "Wenn wir Spielern die Freiwilligkeit anheim legen, müssen wir auch Manns genug sein und sagen: Wir akzeptieren das."
Fall Wolff: Schwarzer sieht Mitschuld beim DHB
"So eine Entscheidung ist zu akzeptieren und zu respektieren. Da stimme ich voll und ganz Alfred Gislason zu", erklärte der WM-Held von 2007, deutete aber auch eine Mitschuld des DHB-Führungsstabs an.
"Wenn schon die Führungsetage des DHB in so einer Art und Weise dazu Stellung nimmt, anstatt das zu akzeptieren, und noch Öl ins Feuer schüttet, ist es auch nicht verwunderlich, wenn das auch ein Spieler wie Andi Wolff macht. Das wurde schlecht kommuniziert", sagte der frühere Kreisläufer des DHB-Teams (Tabellen der Handball-WM 2021).
Hanning: Gensheimers Aussage "logisch"
Auch zu Uwe Gensheimer bezog Hanning Stellung. Der DHB-Kapitän hatte unter anderem erklärt, "hin und wieder könnte unser Spiel auch ein bisschen mehr auf die Linksaußenposition ausgerichtet werden von den Halben. Da kommt, glaube ich, auf der rechten Seite mehr an."
Am folgenden Tag klärte Gensheimer seine TV-Aussagen auf. Hanning meinte, er sei "kein Verteidiger, kein Anwalt von Uwe", doch "zu sagen, die Mannschaft spiele besser mit Häfner (Kai Häfner,Rückraum rechts, Anm. d. Red.) und Kastening (Timo Kastening, Rechtsaußen, Anm. d. Red.) auf der rechten Seite im Zweiergespann, hat logische Gründe".
Denn mit Philipp Weber gebe es "einen Mittelmann, der Rechtshänder ist und dementsprechend lieber nach rechts geht. Und Kai Häfner ist im Gegensatz zu Julius (Julius Kühn, Rückraum links, Anm. d. Red.) nicht der Shooter, sondern der Spieler".
Hanning: Gensheimer war "frustriert und sauer"
Gensheimer sei in dem Interview "einfach frustriert und sauer" gewesen, und zwar nicht darüber, "dass er den Ball nicht kriegt, sondern über die Gesamtsituation und den Respekt, der ihm entgegen gebracht wird".
Schwarzer erkannte bei Gensheimer zumindest "im Verein ein ganz anderes Auftreten als im DHB-Team" und äußerte deshalb Verständnis für die Kritik seines ehemaligen Kollegen Markus Baur (Handball-WM 2021: Modus, Spielplan & alle Infos).
Hanning stellte allerdings klar: Die vermeintlichen Aufregerthemen "spielen im inneren Zirkel wirklich keine Rolle".