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Fan-Wut bei Manchester United nach Super League, wohin kann sie führen?

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Fan-Wut bei Manchester United nach Super League, wohin kann sie führen?

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Woher kommt Uniteds Fan-Wut?

In Manchester entlädt sich am Sonntag die komplette Fan-Wut, die zu einer Spielabsage führt. Doch woher kommt sie und wie kann das Problem gelöst werden?
Proteste und Platzsturm im Old Trafford! Manchester Uniteds Fans sorgen für eine Spielabsage. Der Ärger über die Super League ist nur ein Grund für die Proteste.
Lukas von Hoyer
Lukas von Hoyer

Es war ein bizarres Bild im Old Trafford: Fans im Stadion sind während der Corona-Pandemie schon seltsam genug, aber dann auch noch Fans auf dem heiligen Rasen des Theatre of Dreams?

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Vor dem Spiel zwischen Manchester United und dem FC Liverpool hatten sich "Fans" von Manchester United Zugang zum Stadion der Red Devils verschafft. Auch vor dem Old Trafford kam es zu Protesten, die in Randale kippten und zur Spielabsage führten.

Flaschen wurden auf Polizisten geworfen, TV-Journalisten mit Pyroraketen beschossen. Durch die Bilder, die schnell in unterschiedlichen Social-Media-Kanälen kursierten, wurden Fußball-Fans weltweit daran erinnert, dass England nicht nur als Mutterland des Fußballs gilt, sondern auch als Mutterland der Hooligans bezeichnet wird. 

Proteste gegen Super League: Hier stürmen die United-Fans das Stadion
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Proteste gegen Super League: Hier stürmen die United-Fans das Stadion

Manche der Chaoten suchten offen die Konfrontation mit der Polizei und manche drangen eben auch in den Innenraum ein. 

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Nun ist ein Platzsturm auch in Deutschland ein durchaus bedenkliches Szenario. In England hat ein solcher aber eine noch ganz andere Note. Dort ist der Rasen heilig, der Platzsturm von Chaoten in Manchester ist daher eine klare Grenzüberschreitung und ein deutliches Signal. 

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Doch an wen genau ist dieses Signal gerichtet und wie ist die Fan-Wut zu erklären, die sich am Sonntag in Manchester mit voller Wucht entladen hat? 

Super League als Auslöser 

Die Aggressionen der Fans richteten sich gegen die Eigentümer des Klubs, die Glazer-Familie. Diese dürfte sich gefühlt haben, als seien die Fans direkt in ihrem Garten aufgetaucht. 

Der aktuelle Auslöser ist die Super League, die am 19. April von 12 europäischen Top-Klubs ins Leben gerufen wurde. Die Glazers waren angetan, United-Boss Joel Glazer war bei der Super League sogar als Vizepräsident vorgesehen. 

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Die Meldung hatte kaum die Runde gemacht, da waren die ersten United-Anhänger schon auf den Straßen. Die Botschaft war eindeutig: Mit der Super League stirbt der Fußball für die Fans. 

Die Proteste waren erfolgreich. Die Fans brachten die Super League praktisch innerhalb von wenigen Stunden zu Fall. Doch das reicht ihnen nicht, wie die jüngsten Ereignisse zeigen. Der Grund: Der eigentliche Auslöser der Fan-Wut ist auf der anderen Seite des Atlantiks zu finden, aber immer noch präsent in Manchester.

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Fans wollen die Glazer-Familie zu Fall bringen

Viele Fan-Organisationen scheinen nach dem Erfolg bezüglich der Super League Blut geleckt zu haben.

Sie wollen die Eigentümer von United endgültig loswerden. Die milliardenschwere Besitzerfamilie aus den USA hatte den Klub im Jahr 2005 übernommen und seitdem saugt sie ihn aus, so die Meinung vieler Anhänger. 

Bereits die Übernahme hatte tiefe Gräben zwischen Klub und Fans gebracht. Einige eigentlich treue Anhänger kehrten United den Rücken und gründeten ihren eigenen Klub: United of Manchester. Die Glazer-Familie musste bei ihrem ersten Spiel von der Polizei aus dem Stadion geleitet werden.

Ein Plakat bei den Protesten am Old Trafford
Ein Plakat bei den Protesten am Old Trafford

Der Familienpatron Malcolm, der United ursprünglich übernommen hatte, ist im Jahr 2014 verstorben. Er hatte bei der Übernahme die benötigte Kaufsumme auf den Klub selbst abgewälzt. United war daher praktisch über Nacht von einem schuldenfreien Verein zu einem stark defizitären Klub verkommen, der mittlerweile auf einem Schuldenberg von 525 Millionen Pfund sitzt. 

"Wir wollen ein anderes United"

Die Glazers schöpfen seit nun 16 Jahren Gewinn und Dividende aus dem Klub ab, der Schuldenberg hat sich aber nur ein wenig verringert. Derzeit sollt er bei etwa 450 Millionen Pfund stehen. 

Da wundert es nicht unbedingt, dass viele Fans die Eigentümer am Sonntag als "Parasiten" bezeichneten. Der Ruf "Glazers raus" war ebenfalls allgegenwärtig. 

"Das hat 16 Jahre geköchelt" beschreibt Ian Stirling von der Fan-Vereinigung "Manchester United Supporters Trust" die Gefühlswelt der Fans: "Wir wollen ein anderes United!" Ein anderes United, das einem anderen System zu Grunde liegt. Vielen United-Fans schwebt ein ähnliches Modell wie die Regelung 50+1 vor. 

Ihren Zielen dürften sie am Sonntag nährgekommen sein. Die Manchester Evening News schrieben den United-Fans ihren "größten Sieg" zu. Die Glazers dürften diesen Tag "nie mehr vergessen", ist sich das Blatt sicher. United-Legende Gary Neville erklärte: "Es ist an der Zeit, zu verkaufen." 

Wie können die Proteste ein Ende finden?

Die alles entscheidende Frage ist nun, ob die Fans tatsächlich ihren Willen bekommen. Gut möglich, dass vorher in Manchester kein United-Spiel mehr angepfiffen werden kann - außer mit einem massiven Polizeiaufgebot. 

Fakt ist, dass die Fanbewegung auch die Politik hinter sich hat. Premier Boris Johnson hatte für die "Rote Karte" für die Super League gefordert und ist auch bei der Thematik 50+1 grundsätzlich auf der Seite der Fans. Das kann ihnen helfen - und die Glazers vertreiben. 

Die Glazer-Familie erscheint nach dem Scheitern der Super League angeschlagen. Sie hat den Klub wohl nicht nur aufgrund ihrer Begeisterung und der finanziellen Möglichkeiten gekauft. Ihnen dürfte auch PR am Herzen gelegen haben. Und das ist ein weiterer Faktor, denn auch die Presse steht hinter dem Anliegen der Fans - auf jeden Fall dann, wenn die Proteste friedlicher ablaufen als zuletzt in Manchester. 

Es ist möglich, dass die Glazer-Familie sich nach den Ereignissen am Sonntag tatsächlich zurückziehen wird. Eines erscheint hingegen sicher: Die Fans von Manchester United werden so schnell nicht locker lassen.