Positive Schlagzeilen waren im Zusammenhang mit Real Madrid in letzter Zeit eine Seltenheit. Von der "Ruine Real" war nach der 0:2-Niederlage am vergangenen Sonntag gegen Real Sociedad San Sebastian beispielsweise in der Marca zu lesen.
Vinicius ist "Reals neuer König"
Während die spanische Sportpresse nach der sechsten Liga-Pleite in dieser Saison mit Vergnügen verbal auf das Starensemble der Königlichen einprügelte, blieb einer zuletzt explizit von Kritik verschont: Vinicius Junior.
Der 18-Jährige gehörte bei seinem Startelfdebüt in der Liga und seinem ersten Einsatz über 90 Minuten in der Tat zu den auffälligsten Akteuren. Auf der linken Außenbahn betrieb der flinke Youngster viel Aufwand - belohnt wurde er allerdings erst vier Tage später.
Im Hinspiel der Copa del Rey gegen CD Leganes traf Vinicius sehenswert per Direktabnahme zum 3:0-Endstand. Die AS schrieb am Donnerstag auf ihrer Titelseite von einem "schwindelfreien Tor".
Trainer Solari schwärmt - Vinicius "bleibt ruhig"
"Sein Tor zeugt von wundervoller Technik und davon, wie er Verteidiger aus dem Gleichgewicht bringt", schwärmte sein Trainer Santiago Solari.
Vinicius selbst blieb nach seiner Galavorstellung bescheiden. "Ich bleibe ruhig, arbeite und entwickle mich immer weiter", twitterte er. "Ich freue mich sehr über das Tor und dass ich der Mannschaft helfen konnte."
Zuvor hatte Vinicius bereits das 2:0 von Lucas Vazquez uneigennützig vorbereitet, indem er vor dem halbleeren Tor seinen noch besser postierten Mitspieler sah.
"Die Freude heißt Vinicius", titelte die Marca und schrieb auf ihrem Online-Portal: "Real hat einen neuen König."
Hohe Erwartungen an Perez' Königstransfer
Die spanische Sportpresse neigt in ihrer Berichterstattung zu Extremen. Doch es war Real-Präsident Florentino Perez selbst, der im Falle von Vinicius diese Art der Berichterstattung ein Stück weit befeuerte.
"Wir glauben, dass er einer der Größten dieser neuen, nahenden Ära werden kann", sagte Perez am 20. Juli auf dem Ehrenbalkon des Estadio Santiago Bernabeu, als er mit dem Teenager aus Brasilien seinen Königstransfer präsentierte. 45 Millionen Euro zahlte er bereits im Mai 2017 an Ablöse an Flamengo Rio de Janeiro.
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In diesem Sommer startete der talentierte Flügelstürmer in sein Abenteuer beim Champions-League-Sieger. Nach dem Abschied von Cristiano Ronaldo wurde Vinicius von den hohen Erwartungen fast erdrückt. Der damalige Real-Coach Julen Lopetegui hatte zunächst keine Verwendung für Vinicius und schob ihn in Reals Reservemannschaft ab. Dort akklimatisierte er sich unter Solari nach und nach an das neue Umfeld.
Vinicius fasst unter Solari Fuß
Als Solari von "Castilla" zu den Profis befördert wurde und dort die Nachfolge des Ende Oktober entlassenen Lopetegui antrat, bot sich auch für Vinicius eine neue Chance, sich zu beweisen.
Und er nutzte sie. In der anhaltenden sportlichen Krise der Königlichen, die in La Liga mit zehn Punkten Rückstand hinter Tabellenführer FC Barcelona nur Fünfter sind, ist Vinicius ein Lichtblick.
"Wir sind mit seinem momentanen Leistungsniveau zufrieden, er hat Lust darauf, es mit Leuten aufzunehmen. Er ist mutig und diese individuelle Fähigkeit, sich in direkten Duellen durchzusetzen, ist sehr wichtig im modernen Fußball", sagte Solari nach dem Sieg im Pokal. "Er hat schon immer das Talent gehabt. Das auch im Bernabeu, umgeben von wundervollen Spielern, zu zeigen, steigert sein Selbstvertrauen und die Freude, die er mit dem Ball am Fuß ausstrahlt."