Cristiano Ronaldos Glamour, David Beckhams Freistöße, Eric Cantonas legendärer Kung-Fu-Tritt - die Rückennummer 7 steht bei Manchester United für die besonderen Spieler und Momente.
Der Rächer mit der Blutgrätsche
© SPORT1-Grafik: Gabriel Fehlandt/Getty Images
In Sachen Aufregerpotenzial muss sich aber ein Mann vor Ronaldo, Beckham und Cantona nicht verstecken. Zumal er sie alle selbst erlebt hat bei ManUnited: Roy Keane - der Mann mit der Nummer 16.
Nach Cantonas Karriereende 1997 übernahm der Ire dessen Kapitänsamt - und in gewisser Weise auch den Schuss Wahnsinn, der den Franzosen sowohl in positiver wie auch in negativer Hinsicht immer ausgezeichnet hatte.
In negativer Hinsicht zeugt davon nichts so gut wie eine Szene vom 21. April 2001.
Horror-Revanchefoul gegen Haaland
Im September 1997 hatte sich Keane gegen Leeds United in einem Zweikampf mit Alf-Inge Haaland das Kreuzband gerissen. Für Keane noch viel schlimmer: Der Norweger hatte ihn noch am Boden liegend des Simulierens bezichtigt.
Knapp vier Jahre später spielte Haaland für Uniteds Stadtrivalen ManCity - und kurz vor Schluss eines ereignisarmen Derbys war für Keane der Zeitpunkt gekommen, Revanche zu nehmen. Als Haaland in der eigenen Hälfte den Ball wegschlug, trat Keane ihm aus vollem Lauf mit der offenen Sohle auf das rechte Knie.
"Nimm das, du ***. Und stehe nie wieder über mir und bezichtige mich, eine Verletzung vorzutäuschen", schrieb Keane später in seiner ersten Biografie über seine Gedanken in der Szene. Bis heute überschattet dieses Horrorfoul Keanes großartige sportliche Erfolge: Gibt man bei Google "Roy Keane" ein, erscheint an zweiter Stelle der Wikipedia-Eintrag von Alf-Inge Haaland.
Dabei gewann Keane in seinen knapp zwölfeinhalb Jahren mit ManUnited sieben Mal die englische Meisterschaft, vier Mal den FA-Cup und 1999 die Champions League - wo er den Red Devils mit seinem unbändigen Siegeswillen zum Halbfinalsieg über Juventus verholfen hatte, ehe er das denkwürdige Finale gegen den FC Bayern wegen einer Gelbsperre verpasste.
Rundumschlag gegen Teamkollegen
Ähnlich tragisch, wenn auch ebenso selbstverschuldet, endete auch die Ära des Mittelfeldstrategen in Manchester. In einem Interview mit dem vereinseigenen Fernsehsender MUTV holte Keane 2005 zum Rundumschlag gegen seine Kollegen aus, sagte zum Beispiel über Rio Ferdinand: "Bloß weil er 120.000 Pfund die Woche verdient und gegen Tottenham 20 Minuten gut gespielt hat, hält er sich für einen Superstar."
Das Interview wurde nie öffentlich ausgestrahlt, Keanes Zeit bei United aber war abgelaufen - und das Verhältnis zu Erfolgstrainer Sir Alex Ferguson nachhaltig beschädigt. Dabei hatte dieser sich lange Zeit vor seinen Star gestellt, unter anderem als Keane kurz vor der WM 2002 aus der irischen Nationalmannschaft flog. Erst 2004 lief er wieder für sein Heimatland auf.
Die Fehde mit Ferguson dauerte derweil an: Als Keane in dessen Biografie 2013 mächtig Fett wegbekam, erwiderte er lediglich, Ferguson habe "Millionen verdient, Statuen bekommen, eine Tribüne wurde nach ihm benannt: Dann zu kommen und Menschen zu kritisieren, die ihm Erfolg gebracht haben, das ist einfach lächerlich."
Noch keine Aussprache mit Ferguson
Ferguson dürfte davon nicht überrascht gewesen sein, schließlich hatte er auch geschrieben, Keanes "gefährlichster Körperteil" sei dessen Zunge.
Eine Aussprache der langjährigen Weggefährten soll es bis heute nicht gegeben haben. Immerhin aber erklärte Keane vor einigen Monaten, er habe "zwölfeinhalb großartige Jahre" unter Ferguson gehabt, die er "gegen nichts eintauschen wollen würde".
Auch das dürfte Ferguson nicht überrascht haben. "Er war ein Mann der Extreme", beschrieb Ferguson den Spieler Keane. Bis heute scheint sich daran nichts geändert zu haben.
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