Bolt, Bolt, noch mehr Bolt und dann ein klein wenig vom Rest.
Entzauberung droht - Bolt meckert
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Das letzte Hurra des schnellsten Menschen der Geschichte stellt bei der Leichtathletik-WM 2017 in London alles in den Schatten. Auch wenn vieles danach aussieht, dass das Hurra bei weitem nicht so groß sein wird wie seine früheren.
Im Londoner Olympiastadion hatte Bolt 2012 bei ebenso stimmungsvollen wie dopingverseuchten Sommerspielen dreimal Gold abgeräumt. An Bolt selbst ist der wegen seiner Fabelleistungen immer wieder geäußerte Dopingverdacht stets abgeperlt, auch wenn ihm sein Staffel-Gold 2016 wegen eines Positiv-Tests von Teamkollege Nesta Carter aberkannt wurde.
Nun erlebt er den Schlussakt seiner glorreichen Karriere - vermutlich gerade noch rechtzeitig: Bolt ist längst nicht mehr der Sprinter vergangener Zeiten.
Bolt tut sich schwer
Bei seiner Generalprobe in Monaco kämpfte sich der Weltrekordler (9,58 Sekunden) über 100 m mühsam unter die 10-Sekunden-Marke (9,95), ist damit "nur" der siebtschnellste Sprinter des Jahres. Sein in besten Momenten schwereloser Laufstil wirkte schwerfällig.
Ein ähnliches Bild hinterließ sein Vorlauf am Freitag: Er siegte zwar, aufgrund eines miserablen Starts aber nur in 10,07 Sekunden - und schimpfte anschließend über die Startblöcke. "Ich mag diese Blöcke nicht, das waren die schlechtesten, die ich jemals hatte. Aber ich muss das Beste aus dem machen, was ich bekomme."
Trotzige Zuversicht
Trotzdem: "King Usain" versprühte in den vergangenen Wochen demonstrativ Zuversicht: "Welche Schlagzeile ich nach der WM lesen möchte?", fragte der Superstar auf einer zahlreichen Pressekonferenzen im Vorfeld der WM und antwortete selbst:
"Usain Bolt ist ungeschlagen auf einer Einzelstrecke in den Ruhestand gegangen. Ungeschlagen, unaufhaltbar - das würde mir gefallen."
Trotz Rücken-Problemen in der Vorbereitung, die ihn wieder einmal zur Behandlung nach München zu Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt führten, sieht sich Bolt auf dem "richtigen Weg": "Wenn ich bei einer Weltmeisterschaft antrete, solltet ihr wissen, dass ich vollstes Vertrauen in mich habe. Ich bin bereit." Die Gefahr, dass sich der 30-Jährige mit einer Niederlage verabschiedet, ist dennoch gegeben.
Nachfolger steht bereit
Auf seine Lieblingsstrecke 200 m verzichtet Bolt in London ganz, somit wird das 100-m-Finale am Samstagabend in die Sportgeschichte eingehen - ganz gleich, wie es endet. Danach will sich der Superstar mit Staffelgold für Jamaika über die 4 x 100 Meter endgültig von der großen Bühne verabschieden.
Bolt ist auf dem Absprung, sein Nachfolger als größte Nummer der Leichtathletik steht schon parat: 400-m-Weltrekordler Wayde van Niekerk aus Südafrika peilt als erster Athlet seit Michael Johnson 1995 das Gold-Double aus halber und ganzer Stadionrunde an - und würde über 200 m damit nach vier Bolt-Titeln in Serie eine Ära beenden.
An den Glamour-Faktor eines Bolt wird der leise van Niekerk allerdings nie heranreichen.