Die vom Verletzungspech gebeutelten deutschen Sprinterinnen haben bei der Leichtathletik-WM in Doha mit einiger Mühe das Finale über 4x100 m erreicht.
Frauenstaffel zittert sich in Finale
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Das DLV-Quartett um Vize-Europameisterin Gina Lückenkemper kam im zweiten Vorlauf in 42,82 Sekunden auf Platz vier und verpasste damit den zur direkten Qualifikation für den Endlauf (Samstag, 21.05 Uhr MESZ im LIVETICKER) benötigten dritten Platz. Als eine der beiden zeitschnellsten weiteren Staffeln kam die deutsche Auswahl dennoch in den Endlauf.
"Wir hatten heute Lospech, was die Bahnverteilung angeht", sagte Lückenkemper. "Dafür war dann das Quentchen Glück auf unserer Seite, dass es über die Zeit gereicht hat." Dann schickte sie noch eine Kampfansage hinterher: "Wir können viel schneller laufen, und wir werden schneller laufen."
Dass es überhaupt so knapp wurde, habe an der Umstellung durch die Verletzung Tatjana Pintos gelegen."Die ersten beiden Wechsel waren leider nicht so gelungen, aber wir mussten kurzfristig umstellen. Das ist dann immer nicht so einfach, weil wir umstellen mussten. Es waren heute erschwerte Bedingungen, aber es war ein Tag zum Reinfinden."
Männerstaffel scheidet aus
Die deutsche Männerstaffel schied hingegen wie schon 2017 im Vorlauf aus. Der deutsche Rekordhalter Julian Reus (Erfurt), Joshua Hartmann (Köln), Roy Schmidt und Marvin Schulte (beide Leipzig) belegten im zweiten Rennen in 38,24 Sekunden Platz sieben. Großbritannien zog in 37,56 Sekunden als Vorlaufschnellster ins Finale am Samstag (21.15 Uhr MESZ) ein.
Die USA mit dem neuen 100-m-Weltmeister Christian Coleman kamen als Dritte ihres Vorlaufs weiter, erzielten aber mit 38,03 nur die insgesamt neuntbeste Zeit.
Ohne die deutsche Jahresbeste Tatjana Pinto vermieden Lückenkemper, Lisa-Marie Kwayie (beide Berlin), Yasmin Kwadwo (Leverkusen) und Jessica-Bianca Wessolly (Mannheim) das erste Vorlauf-Aus seit 2011 in Osaka um 19 Hundertstel. Zunächst hatte es noch enger ausgesehen, doch die vor Deutschland platzierten Brasilianerinnen wurden nachträglich disqualifiziert Die letzte WM-Medaille für eine deutsche Frauenstaffel gab es 2009 in Berlin mit Bronze.
Die beste Vorlaufzeit erzielte Jamaika mit Einzel-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce (42,11) vor Großbritannien (42,25), das noch auf Topläuferin Dina Asher-Smith verzichtete. Die ebenfalls noch nicht in Bestbesetzung angetretenen Titelverteidigerinnen aus den USA (42,46) kamen auf Gesamtplatz vier. Deutschland hält mit 41,67 Sekunden die Jahresweltbestzeit.
Pinto startet wohl nicht - Quartett sagt ab
Pinto hatte wegen einer über 200 m erlittenen Muskelverletzung nicht im Vorlauf antreten können und wird wohl auch im Finale nicht laufen. "Es hat sich rausgestellt, dass nicht nur die Wade gekrampft hat, sondern das hintere Kreuzband bereits leicht entzündet ist", schrieb Pinto am Freitagabend bei Facebook. Zuvor hatte Lückenkemper noch gemeint: "Wir hoffen, dass es Tatjana schnell wieder besser geht. Wir wollen morgen nochmal angreifen."
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Im Vorfeld der WM hatten schon Lisa Mayer (Wetzlar), Laura Müller (Rehlingen) und Rebekka Haase (LV Erzgebirge) ihre Teilnahme verletzungsbedingt abgesagt. Weitsprung-Ass Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) kam wegen der Terminkollision mit ihrem Wettbewerb (Qualifikation am Samstag) nicht für die Staffel in Frage.
Bartelsmeyer verpasst Finalticket
Amos Bartelsmeyer (Frankfurt) hat derweil den Einzug ins Finale über 1500 m (Sonntag/18.40 Uhr MESZ) verpasst. Der 25-Jährige kam im zweiten Halbfinale in 3:37,74 auf Rang elf und verfehlte den benötigten Platz unter den besten Fünf deutlich.
Letzter Deutscher in einem WM-Finale über 1500 m war Homiyu Tesfaye, der 2013 in Moskau Fünfter wurde. 1991 in Tokio hatte Hauke Fuhlbrügge als Dritter die einzige deutsche Medaille geholt.
Der Jahresschnellste Timothy Cheruiyot aus Kenia gewann in Doha das erste Halbfinale in 3:36,53 Minuten, knapp schneller war der EM-Zweite Marcin Lewandowski (Polen) als Sieger des zweiten Laufs (3:36,50). Doppel-Europameister Jakob Ingebrigtsen (Norwegen/3:36,58) und Olympiasieger Matthew Centrowitz (USA/3:36,77) buchten ebenfalls ihr Finalticket. Titelverteidiger Elijah Manangoi (Kenia) hatte seinen Start verletzungsbedingt abgesagt.