Ferrari bewegt sich in der Materialschlacht der Formel 1 in den Grauzonen des Reglements - und ruft damit immer häufiger die Regelhüter des Weltverbandes auf den Plan.
Neue Mogel-Vorwürfe gegen Ferrari
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Zuletzt ahndete die FIA gleich mehrere Verstöße bei der Scuderia.
Ferraris Halo-Rückspiegel-Lösung illegal
So mussten die Italiener am vorderen Ende des Unterbodens überstehende vertikale Strömungsausrichter abschneiden - genauso wie auch das Haas-Team, das mit Ferrari-Motoren beliefert wird. Die Vermutung liegt nahe, dass beide Rennställe in der Aerodynamik enger zusammenarbeiten, als erlaubt ist.
Beim Grand Prix von Spanien befand die Rennleitung Ferraris Halo-Rückspiegel-Lösung als illegal. Ab Monaco muss die Anbringung ab- oder umgebaut werden.
Separater Ölkreislauf für Turbolader?
Auto, Motor und Sport berichtet nun, dass Vettels Team auch im Bereich des Antriebs trickst. Von einem separaten Ölkreislauf für den Turbolader ist die Rede. Das dort verbrauchte Öl soll nicht zu den erlaubten 0,6 Litern pro 100 Kilometer zählen, weil der Turbolader kein Motor ist.
Hier zeigt Ferrari durchaus eine gewisse Spitzfindigkeit. Bislang konnte jedenfalls weder ein zweiter Ölkreislau noch Unregelmäßigkeit beim Ölkonsum gefunden werden.
Vettel mit 20 PS mehr im Qualifying?
Ernstzunehmender ist allerdings der Verdacht, dass Ferrari beim Energiemanagement mogeln und aus der Batterie mehr als die erlaubten vier Megajoule Energie pro Runde in das System einspeisen soll.
Dabei wird offenbar der Mess-Sensor umgangen und der elektrische Widerstand in den Leitungen manipuliert.
Dadurch soll der Ferrari im Qualifying kurzfristig 20 PS mehr herausholen. Erlaubt ist jedoch nur eine Abgabe von maximal 120 Kilowatt (163 PS) aus dem Energiespeicher.
Verstoß wohl nicht nachzuweisen
Laut Auto, Motor und Sport ist dieser Ferrari-Clou so gewieft, dass selbst die FIA-Techniker nicht dahinterkommen.
Somit ist es auch schwierig, ein Vergehen der Scuderia nachzuweisen. Nach Kontrollen in Baku wurde ein Report erstellt, aber noch nicht veröffentlich. Zudem gab es in Barcelona nichts Auffälliges.
Doch Mercedes verlangt eine schnelle Aufklärung von FIA-Präsident Jean Todt: "Es kann nicht sein, dass so lange über Grauzonen diskutiert wird", motzte Niki Lauda. "Jedes Rennen, bei dem nichts passiert, kann ein verlorenes Rennen sein. Die FIA muss diese offenen Fragen bis zum Rennen in Monte Carlo klären."
Andernfalls ist ein Protest der Mercedes-Teams gegen die Aktivitäten von Ferrari nicht ausgeschlossen.