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Formel 1: Hype um Mick Schumacher vor F1-Test am Nürburgring

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Formel 1: Hype um Mick Schumacher vor F1-Test am Nürburgring

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Im großen Schatten des Vaters

Die Last, die Mick Schumacher aufgrund seines berühmten Vaters aushalten muss, ist groß. Doch vor seinem Formel-1-Debüt lernt der Youngster damit umzugehen.
 In Kürze wird Mick Schumacher sein Debüt an einem F1-Wochenende geben. Vorab darf er bereits Testfahrten mit einem Ferrari machen.
Bianca Garloff
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Ralf Bach
Ralf Bach

Er ist schneller als jeder Gegner: der berühmte Nachname, in dessen Windschatten er sich immer wieder ansaugt, doch überholen kann er ihn nicht. S-C-H-U-M-A-C-H-E-R. Oder wie ihn die Briten mit extremem Respekt, ja sogar mit mehr Furcht als Liebe aussprechen: S-H-O-E-M-A-K-E-R.

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Irgendwann hat Mick Schumacher (21) beschlossen, es aufzugeben, der Legende davonzufahren. Sein berühmter Vater hat es ihm geraten, sich nicht damit zu beschäftigen. Sondern einfach das zu tun, was ihm Spaß macht. Das sieht Mutter Corinna genauso: "Mick liebt seinen Vater, er bewundert ihn. Aber es ist keine Last für ihn. Er hat so viel Spaß an dem, was er tut, dass er sich nicht mit Michael vergleicht."

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Allein: War es bisher pure Freude, die Mick Schumacher ausstrahlte, wird es jetzt ernst. Die Historie ist ein Schlawiner, hat sie sich bei seinem Debüt in der Formel 1 am Nürburgring (Formel 1: Großer Preis der Eifel am Sonntag ab 14.10 Uhr im LIVETICKER) ein ganz besonderes Datum ausgedacht. Fast auf den Tag genau ist es 20 Jahre her, dass sein Über-Vater im fernen Suzuka den ersten von fünf Ferrari-Titeln in Folge feiern konnte.

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Michael Schumacher debütierte 1991 in Spa

Er war der Beginn der Legendenbildung und eine extreme Erleichterung. Michael Schumacher und Ferrari-Rennleiter Jean Todt waren ausgelassen, lagen sich in den Armen, als hätten sie endlich bewiesen, dass sie eben doch übers Wasser laufen können.

So weit ist Schumacher junior noch lange nicht. Aber als sein Vater 1991 in Spa in der Formel 1 debütierte, war er schon ein Jahr älter als der Sohnemann heute. In dieser Beziehung hat er Big Daddy schon mal geschlagen.

Klar, er wird nicht daran denken. Dafür ist Mick Schumacher zu gefestigt in sich selbst, zu professionell. Er will schließlich nicht mit einer Zeitmaschine Erfolg haben, sondern mit einem aktuellen Rennwagen.

Er wird auch nicht groß daran gedacht haben, dass er schon als kleiner Bub von der kleinen Holztribüne aus seinen Vater auf der Ferrari-Teststrecke in Fiorano beobachtet hatte, wenn der in unzähligen Testfahrten den sehr guten Ferrari noch besser machte.

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Mick Schumacher konzentrierte sich ganz auf sich selbst, als er vergangene Woche zur Vorbereitung auf sein Formel-1-Debüt einen Ferrari von 2017 ans Limit jagte. 

So wird er es auch am Freitag tun, wenn er mit dem aktuellen Alfa Romeo am offiziellen Freitagstraining teilnimmt und sich so auf sein Formel-1-Renndebüt einschießt. Denn im Fahrerlager ist es ein offenes Geheimnis: Schumacher junior wird 2021 neben Kimi Räikkönen für Alfa Romeo an den Start gehen. Genau 30 Jahre nach dem Formel-1-Debüt seines Vaters.

Das Auto ist zwar Rot-weiß und nicht Silber, aber dahinter steckt das ehemalige Sauber-Team, mit dem Michael Schumacher vor 30 Jahren zusammengearbeitet hat – als der in einem Gruppe-C-Silberpfeil von Mercedes auf das Formel-1-Fahren vorbereitet wurde. 

Erblast für Mick Schumacher groß

Mick weiß auch ganz genau – wenn er aus der engen Dunlop-Kehre voll hinausbeschleunigt, zweiter, dritter, vierter, fünfter, sechster Gang; er weiß genau, auf welche Kurve er dann zurast. Auf die ultraschnelle Schikane, die den Namen seines Vaters trägt – und die ähnlich wie Eau Rouge Knaben von Männern trennen kann. 

Fest steht: Die Erblast ist groß, die Mick Schumacher auf seinen Schultern trägt. Die Erwartungshaltung einer ganzen Nation, die sich wieder einen Schumacher in der Formel 1 wünscht.

"Gewiss, dieser Name öffnet bestimmte Türen", sagt Formel-1-Sportchef Ross Brawn, mit dem Rekordchampion Michael als Technikchef alle sieben WM-Titel holte. "Aber gleichzeitig stehst du mehr unter Beobachtung."

Canadian driver Alex Tagliani (bottom) passes Michael Anedretti of the US (top) to temporarily gain first place in the race on lap 155. Tagliani hit the wall, and left the race five laps later while Andretti finished second during the Michigan 500 on 23, July, 2000 at Michigan Speedway in Brooklyn, MI. (ELECTRONIC IMAGE) AFP PHOTO/David MAXWELL (Photo by DAVID MAXWELL / AFP)        (Photo credit should read DAVID MAXWELL/AFP via Getty Images)
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Wer rast aus dem Schatten? Väter und Söhne in der Formel 1

Wer aber wie Mick so lockerleicht mit der Bürde des großen Namens umgeht, der findet auch auf der Rennstrecke die Ideallinie. "Mein Papa ist mein Idol", sagt er stolz und verrät: "Ich war elf Jahre alt und saß mit meinem Vater in einem Renntruck an der Kartbahn in Kerpen. Er hat mir in die Augen geguckt und mich gefragt: 'Willst du das ernsthaft?' Ich habe nur genickt. Seitdem ordne ich dem Wunsch, in die Formel 1 zu kommen, alles unter."

Start in die Karriere unter dem Namen Betsch

Lange tat die Familie alles, damit sich der Schumacher-Sohn fernab der Öffentlichkeit seine Sporen im Kartsport verdienen kann. Auf Mick Betsch wurden nur Insider aufmerksam, die wussten: Betsch lautet der Mädchenname von Corinna Schumacher.

Als beide Kinder ihren Vater in seiner Mercedes-Zeit von 2010 bis 2012 an der Rennstrecke besuchten, mussten Freunde die Schumacher-Sprösslinge als die ihren ausgeben. Die Wiedervereinigung mit den richtigen Eltern gab es für Mick und seine ältere Schwester Gina-Maria erst abends im Hotelzimmer.

Später fuhr der junge Schumacher unter dem Pseudonym Mick Junior. Doch mit dem Aufstieg in den Formelsport outet sich der Nachwuchs – und muss fortan mit den Vergleichen leben.

Im Kartsport sammelte Mick Schumacher seine ersten Rennerfahrungen
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Mick Schumacher: Die Karriere in Bildern

Denn wer genau hinschaut, sieht: Stimme, Körperhaltung, Mimik und Bewegungsabläufe; der kleine Schumacher ist ein Abbild des großen. "Sein Gang, seine Art, seine Arbeitsweise, er ähnelt Michael sehr", stellt Ex-Ferrari-Star und DTM-Boss Gerhard Berger fest und bestätigt jene, die sogar die Kopfhaltung im Cockpit mit der des Vaters vergleichen.

Eine Illusion, die angesichts des roten Helms mit den sieben Sternen, den Schumi junior bei seinen letzten Demo-Fahrten im F2004 des Vaters trug, nicht nur unvermeidlich sondern sogar erwünscht scheint. Berger: "Natürlich sind die Fußstapfen extrem groß. Mich freut es aber sehr, wenn Mick Erfolge einfährt und den Weg in die Formel 1 finden wird."

Haug und Tost über Mick Schumacher

Die bisherigen Erfolge lassen auf nichts anderes schließen: Vizemeister der deutschen Kart-Junioren, Vize in der deutschen Formel 4, Formel-3-Europameister und jetzt Tabellenführer in der Formel-1-Vorschule Formel 2. Mick Schumacher wusste nach dem obligatorischen Lernjahr bisher in jeder Kategorie zu überzeugen.

"Man merkt, dass er in sich ruht und ein Lerner ist", analysiert Ex-Mercedes-Sportchef Norbert Haug und sieht Parallelen zum Herrn Papa. "Er zeigt unheimlich tolle Aktionen, ist ein ganz überfallartiger Überholer. Wenn man schon nicht mehr damit rechnet, kommt er und schnappt dich. Wie Max Verstappen und sein Vater Michael allemal. Es wird jetzt drauf ankommen, dass er behutsam an die Formel 1 herangeführt wird."

Norbert Haug: Das muss Mick Schumacher jetzt beachten
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Haug: Das muss Mick Schumacher jetzt beachten

Dafür sorgt Sabine Kehm. Sie betreute als Pressesprecherin und Managerin schon Michael Schumacher. Jetzt ist sie neben Mutter Corinna die starke Frau im Schatten des jungen Deutschen. Dass das Fahrerlager am Nürburgring wegen der Corona-Pandemie Journalisten-freie Zone ist, "kommt Mick vielleicht sogar entgegen", glaubt sie. "Er kann auf den Wegen zwischen Motorhome und Garage gar nicht so oft angesprochen werden." (Rennkalender der Formel 1 2020)

Sie wollen den Druck von ihm fernhalten, mit dem er doch längst gelernt hat zu leben. Allein: Geduld brauchen die Fans auch weiterhin. "Er wird seine Lernphase brauchen", warnt Toro Rosso-Teamchef Franz Tost. "Bis ein neuer Fahrer weiß, wo es in der Formel 1 langgeht, braucht er zwei, drei Jahre. Der Mick ist ein sehr gewissenhafter Fahrer, der alles intensiv studiert und sich mit den technischen Themen auseinandersetzt. Deshalb ist der Erfolg vorprogrammiert."