Diesen Tag werden Jonas Reckermann und Julius Brink nie vergessen. Am 9. August 2012 feierten die beiden Beachvolleyballer den größten Erfolg ihrer Geschichte und des deutschen Beachvolleyballsports.
Der historische Olympia-Coup
Im Finale der Olympischen Sommerspiele bezwangen sie die brasilianischen Top-Favoriten Alison/Emanuel mit 2:1 (23:21, 16:21, 16:14). Damit waren sie das erste europäische Team, das im Beachvolleyball Olympia-Gold gewinnen konnte.
„Ich bin überrascht, dass es schon zehn Jahre her sind“, sagte Brink im vergangenen Jahr im SPORT1-Interview und gestand mit einem Lächeln: „Ich habe die Daten für sowas nicht immer präsent.“
Dank der Erinnerung von Social Media wurde er aber wieder an die vielen tollen Momente der Olympischen Spiele in London erinnert: „Ich habe viele positive Gedanken und sehr, sehr schöne Erinnerungen.“
Schwierige Vorbereitung für Brink/Reckermann
Der Weg zum Olympiasieg war aber ein beschwerlicher. 2009 formierte sich das Duo und feierte im selben Jahr den ebenfalls historisch ersten Sieg eines europäischen Duos bei einer WM.
Auch zu Beginn des olympischen Qualifikationszeitraums 2011 lief es richtig gut, doch der Start in das Olympia-Jahr verlief überhaupt nicht nach Maß. „Jonas war in der Vorbereitung schachmatt gesetzt“, erklärte Brink. Eine hartnäckige Schulterverletzung beim 2-Meter-Hünen verhinderte einen Start bei wichtigen Turnieren.
Zwar konnten sie ihren EM-Titel Ende Mai verteidigen, dennoch machte der 1,86m große Abwehrspieler klar: „Unser viertes Jahr war sportlich eigentlich katastrophal.“ So reisten sie auch ohne große Erwartungen nach England und wollten „mal schauen, was geht“.
Diese Einstellung erwies sich als goldrichtig. Sie spielten sich in einen Rausch und gaben auf ihrem Weg ins Finale nur einen einzigen Satz ab. Im Endspiel warteten dann die absoluten Top-Favoriten und amtierenden Weltmeister.
Mit den Brasilianern hatten die Deutschen noch eine Rechnung offen. Schließlich verloren sie im Jahr zuvor bei der WM im Halbfinale mit 0:2 (15:21, 15:21) und konnten so ihren Titel nicht verteidigen.
Hype nach Olympiasieg von Brink/Reckermann
Es entwickelte sich ein packendes Spiel zwischen den beiden Top-Teams. Den rund 15.000 Fans im Stadion und Millionen an den TV-Geräten wurde Beachvolleyball der feinsten Art geboten.
„Es war ein spannendes Finale und für uns sehr emotional. Die letzten Ballwechsel waren eine Besonderheit“, erzählte Brink SPORT1. Kein Wunder, denn Reckermann und er führten im entscheidenden Satz bereits mit 14:11. Doch Alison und Emanuel glichen aus, ehe die beiden Deutschen ihre unglaubliche Nervenstärke ausspielten und das Wunder von London perfekt machten.
Dieser Triumph führte zu einem wahnsinnigen Hype, denn schließlich hatten rund acht Millionen Menschen das Endspiel verfolgt - eine unglaubliche Zahl für das vermeintlich kleine Beachvolleyball. „So ein Olympiasieg hat eine Power wie nichts anderes“, sagte der 41-Jährige rückblickend und fügte hinzu: „Das ist medial nochmal eine ganz andere Nummer.“
Die Auswirkungen des Olympia-Erfolges
Für Brink selbst war dieses riesige Interesse an seiner Person manchmal etwas zu viel. „Es ist eine spannende Erfahrung, die ich aber nicht unbedingt haben musste. Schließlich wollte ich nur Olympiasieger werden“, schilderte er.
Der Erfolg öffnete Reckermann und Brink aber neue Türen. „Es prägt immer noch mein berufliches Leben“, erläuterte Brink, der bei einigen namhaften Fernsehshows auftrat und auch bei SPORT1 als Moderator tätig ist. Auch Reckermann ging ins Fernsehen und kommentierte zahlreiche Beachvolleyball-Events für Sky und das ZDF.
Natürlich hallte der Triumph auch innerhalb des eigenen Sports nach. So holten Kira Walkenhorst und Laura Ludwig vier Jahre später in Rio ebenfalls Olympia-Gold. „Laura hat es selbst gesagt, dass es für sie ein Stück Inspiration war. Ich denke, es brauchte jemanden, der das gewinnt, und dann glaubt man auch eher dran“, ist sich Brink sicher.
Doch das deutsche Beachvolleyball musste auch durch dunkle Zeiten. So wurde im vergangenen Jahr viel über Nominierungen und Wild Cards diskutiert, weswegen Brink damals bilanzierte: „Ob auch alle Elfmeter verwandelt worden sind, sehe ich heute kritisch.“
Seine Erinnerungen an Olympia konnte dies aber nicht trüben. Schließlich denkt Brink, der 2014 seine aktive Karriere beendete, gerne an die einzigartige Kulisse zurück. „Den Strand in die Stadt zu verlegen - sowas wird es nie wieder geben“, schwelgt er in Erinnerungen: „Das hat sich eingebrannt.“
Schließlich war es für ihn wie auch Reckermann, der im Anschluss seine Karriere verletzungsbedingt beendete, das Highlight ihres Sportler-Lebens.