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Darts: Eine einst vielversprechende Karriere in Trümmern!

Eine Karriere in Trümmern

Corey Cadby wird nach einem schweren Verbrechen schuldig gesprochen. Die Karriere des ehemaligen Juniorenweltmeisters begann mit einem steilen Aufstieg. Inzwischen liegt sie in Trümmern.
Was für eine Show! Jugend-Weltmeister Corey Cadby startet bei seinem Auftaktspiel im Ally Pally sofort durch. Ein High FInish im ersten Leg lässt auf eine gute Partie hoffen.
Corey Cadby wird nach einem schweren Verbrechen schuldig gesprochen. Die Karriere des ehemaligen Juniorenweltmeisters begann mit einem steilen Aufstieg. Inzwischen liegt sie in Trümmern.

Gian van Veen, Luke Littler, Josh Rock oder Luke Humphries, die Liste der Juniorenweltmeister ist seit der Einführung 2011 gespickt mit zahlreichen Darts-Stars, die den Sprung vom Talent bis an die Weltspitze geschafft haben.

2016 begab sich auch der Australier Corey Cadby nach einem 6:2-Sieg gegen Berry van Peer auf diesen Weg. Inzwischen liegt die einst so vielversprechende Karriere von Cadby in Trümmern - und wurde vor wenigen Wochen erneut von einem dunklen Schatten überzogen.

Im Dezember dieses Jahres wurde der inzwischen 30-Jährige in Australien wegen eines schweren Wohnungseinbruchs schuldig gesprochen, nachdem er sich vor dem Obersten Gericht in Burnie im Bundesstaat Tasmanien verantworten musste.

Onkel beschuldigt ehemaligen Darts-Star vor Gericht

Cadby und zwei weitere Personen waren dem Urteil zufolge in das Haus seines Onkels Dean Smart in Elizabeth Town eingebrochen. Smart wurde während des Einbruchs zudem das Opfer einer schweren Körperverletzung und erlitt eine Schädelfraktur, nachdem er in seinem Bett angegriffen worden war.

In Bezug auf den tätlichen Angriff wurde Cadby jedoch freigesprochen, da seine Schuld nicht zweifelsfrei festgestellt werden konnte. Onkel und Tante des ehemaligen Darts-Stars gaben während des Prozesses zwar an, ihren Neffen anhand seiner Stimme und Körperhaltung erkannt zu haben, allerdings reichten diese Aussagen dem Gericht nicht für einen Schuldspruch aus.

Statt einer Karriere auf der großen Bühne des Darts, die das einstige Ausnahmetalent eigentlich prägen sollte, steht Cadby heute für wiederholte Fehltritte und schwere Verfehlungen. Dabei hätte seine Karriere kaum mit einem größeren Coup beginnen können.

Als „King Cadby“ eine Legende überraschte

Am 18. August 2016 stand der Australier bei den Sydney Darts Masters erstmals im Rampenlicht und war dabei keinem Geringeren als der Legende Phil Taylor (Endstand 3:6) unterlegen.

Nur eine Woche später standen sich Taylor und „King Cadby“ jedoch erneut gegenüber. Taylor agierte gewohnt stark und spielte einen Drei-Dart-Average von 111,65 Punkten, aber der 16-malige Weltmeister zog tatsächlich den Kürzeren und musste sich Cadby letzten Endes mit 2:6 geschlagen geben. In der nächsten Runde unterlag Cadby zwar Peter Wright (Endstand 2:10), wusste mit einem Average von 109,57 Punkten jedoch erneut zu überzeugen.

Im November folgte schließlich der Titel bei der Junioren-WM. Und auch die ersten Sponsorenverträge sowie ein Wechsel nach Europa, auf die hochprämierte PDC-Tour, ließen nicht lange auf sich warten. Dort bezwang er Darts-Größen wie Luke Humphries oder die deutsche Nummer eins Martin Schindler.

„Der Mario Balotelli des Darts“

Der Einzug ins Finale der UK Open im Jahr 2018 war aber der vorerst letzte Lichtblick von Cadby, der häufig als „Mario Balotelli des Darts“ bezeichnet wird. Im Podcast Darts Draait Door erklärte Gastgeber Damian Vlottes im August entsprechend: „Er hatte alles, nur keinen Verstand. Und ich denke dasselbe über Cadby.“

„Das ist wirklich schade. Er hatte das Potenzial, ein Weltklassespieler zu werden“, meinte auch Darts-Profi Vincent van der Voort und sagte: „Er hatte Charakter und keine Angst vor der großen Bühne. Es war immer etwas los – hier oder da ein Aufreger. Ich hielt ihn für einen hervorragenden Spieler. Es ist wirklich eine Schande, dass er sich selbst im Weg stand.“

Nach seinem Durchbruch 2018 sollte die Karriere von Cadby eigentlich steil bergauf gehen, stattdessen endete sie in einem freien Fall. Ein abgelaufenes Touristen-Visum verhinderte nach dem Finale der UK Open eine Arbeitserlaubnis des Australiers und sorgte infolgedessen für den Verlust seiner gerade erst errungenen Tour Card.

Der steile Aufstieg war jäh gestoppt. Plötzlich schrieb Cadby negative Schlagzeilen. Eine Reihe von Verkehrsdelikten sammelte sich an. Auch ein Haftbefehl der Polizei lag vor, da Cadby nicht vor Gericht erschienen war. Hinzu kamen Depressionen und Selbstmordgedanken.

  • Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Als Cadby erstmals Stellung bezog, machte er die Scheidung von seiner Frau - und die folgenden Depressionen - für seine Misere verantwortlich. „Ich war eigentlich jeden Tag deprimiert. Ich wollte nicht mehr aufwachen, und um ehrlich zu sein, hatte ich sogar Selbstmordgedanken“, gab er im Jahr 2020 in einem Interview mit Darts-Experte Phill Barrs Einblicke in sein Seelenleben.

Tour Card bleibt ungenutzt: Cadby-Comeback scheitert

Dabei hatte er noch im Jahr davor selbstbewusst angekündigt, auf die Tour zurückzukehren und „innerhalb von drei Wochen“ ein Turnier zu gewinnen oder einen Neun-Darter zu werfen, wie er damals sagte.

Seine Topform konnte Cadby trotz eines Turniersieges auf der Development Tour allerdings nie mehr erreichen, er verschwand auch wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie in den folgenden Jahren komplett von der Bildfläche.

Erst im Januar 2023 gelang Cadby ein weiteres Comeback, bei dem er auch seine Tour Card zurückgewinnen konnte. Allerdings ließ der Australier diese ein ganzes Jahr ungenutzt, ehe die PDC ihm die Tour Card aufgrund von Inaktivität wieder entzog.

Aufgrund der Schwere seiner jüngsten Vergehen und der bewegten Vergangenheit im Darts-Sport scheint eine Rückkehr von King Cadby ins Rampenlicht inzwischen längst ausgeschlossen.