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Darts-WM 2022: Martin Schindler über Duell mit Florian Hempel, Ally Pally, Nervosität

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Darts-WM 2022: Martin Schindler über Duell mit Florian Hempel, Ally Pally, Nervosität

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Die deutsche Wundertüte der Darts-WM

Mal tut er sich auf großer Bühne schwer, mal schlägt er den Weltmeister. Im SPORT1-Interview vor dem deutschen WM-Auftakt gegen Florian Hempel spricht Martin Schindler über den Kampf mit sich selbst.
Martin Schindler erzählt, wie er von der Auslosung des deutschen Duells im Ally Pally erfahren hat. Das große Interview über Vorfreude und Erwartungshaltungen vor der Darts-WM.
Jana Wosnitza
Jana Wosnitza
von Jana Wosnitza

Sind aller guten Dinge für ihn an diesem Sonntag drei?

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Zum dritten Mal ist Martin Schindler bei der Darts-WM am Start - mit dem Ziel, diesmal seinen ersten Sieg im Ally Pally einzufahren. (NEWS: Alles zur Darts-WM)

Dass Schindler in der Lage ist, auf großer Bühne Großes zu vollbringen, bewies vor einem Monat sein Sieg gegen Weltmeister Gerwyn Price beim Grand Slam of Darts - der sein Turnier-Aus aber nicht mehr verhindern konnte.

Kann der 25 Jahre alte Brandenburger - der in Runde 1 auf Florian Hempel trifft - diesmal auch ein WM-Highlight setzen?

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Im SPORT1-Interview mit Moderatorin Jana Wosnitza spricht er über seinen schwierigen Kampf um Konstanz, sein zwiespältiges Verhältnis zum WM-Trubel - und wie er sein Problem mit einer gewissen Trainingsfaulheit überwunden hat. (PDC Darts-WM 2022 LIVE im TV auf SPORT1, im LIVESTREAM und im LIVETICKER)

Martin Schindler trifft bei Darts-WM auf Florian Hempel

SPORT1: Martin Schindler, Florian Hempel hat uns verraten, dass er sein IPad am liebsten gegen die Wand geworfen hätte, als er von der Auslosung gegen Sie erfuhr. Was war Ihre Reaktion?

Schindler: Flo hatte die Auslosung direkt gesehen, ich nicht. Wir haben eine Chatgruppe und in die hatte er reingeschrieben: „Witz des Tages“. Als er es mir erklärt hat, dachte ich mir nur ‚Das ist jetzt nicht passiert, oder?‘. Vor allem aufgrund unserer Vorgeschichte in der Super-League (Schindler schlug Hempel im Finale nach mehreren vergebenen Matchdarts auf beiden Seiten mit 11:10 und sicherte sich so sein WM-Ticket, Anm. d. Red.). Das ist schon echt komisch, was für Zufälle es manchmal im Darts gibt.

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SPORT1: Ist der Sieg in der Super-League für Sie auch ein Vorteil bei der WM?

Schindler: Ich glaube nicht, es ist ein komplett neues Spiel. Besonders im Alexandra Palace. Für mich ist es das dritte Mal, das könnte ein Vorteil sein, während Florian das erste Mal spielt. Er ist aber ein sehr hungriger Spieler - er wird es mir definitiv nicht einfach machen. Bisher hat er noch keine Nerven gezeigt, deswegen wird‘s interessant. (Darts: PDC Order of Merit - die aktuelle Weltrangliste)

Das Finale der Super League könnte spannender kaum sein. Martin Schindler besiegt Florian Hempel im Entscheidungsleg und bucht damit das WM-Ticket für den Ally Pally.
01:48
Super League Darts: Martin Schindler besiegt Florian Hempel

SPORT1: Manchmal hat man den Eindruck, als gäbe es zwei Martin Schindlers: Den, der mit dem Drucksituationen wie im vergangenen Monat beim Grand Slam nicht so gut umgehen kann. Und den, der dann völlig überraschend Gerwyn Price schlägt, den amtierenden Weltmeister. Wie kommt‘s?

Schindler: Beim Grand Slam war es so: Ich hatte zirka zwei Jahre nicht mehr im TV gespielt und dementsprechend musste ich auch erstmal wieder neu ran kommen, alles neu kennenlernen. Es war ja auch wieder vor Zuschauern, das ist ein großer Unterschied. Ein Fernsehturnier zu spielen ist ganz anders als ein European-Turnier. Da geht‘s um wichtiges Ranglistengeld und generell um die Existenz. Da will man natürlich oben stehen und einfach gut spielen. Wenn es nicht klappt, sieht es nach außen immer ein bisschen blöd aus und für mich selber fühlt es sich auch überhaupt nicht gut an. Ich habe mich über das Thema viel mit meinem Manager und meinem guten Freund Yanni unterhalten. Ich kritisiere mich selbst, in Richtung: Es kann doch nicht sein, ich muss doch mal an den Punkt kommen, an dem ich da hoch gehe und mein Spiel mache, egal unter welchen Umständen. Mittlerweile bin ich überzeugt: Die Zeit wird kommen. Wann genau weiß ich nicht, aber ich weiß, dass es von Mal zu Mal besser wird.

SPORT1: Die WM ist nun das definitiv Größte, was es im Darts gibt - mögen Sie diese besondere Bühne?

Schindler: Ich bin nicht der „Aufmerksamkeitsgeile“, sage ich mal. Ich mag es eher, außen vor zu sein - aber bringt natürlich nichts. Wenn du ein erfolgreicher Darts-Spieler bist, gerade auch bei einer WM, wo die Augen auf dich gerichtet sind, stehst du im Mittelpunkt. Das ist in Deutschland extrem, weil viele Leute, die sonst nichts mit Darts zu tun haben, die WM schauen und das merkst du. Social Media, die Presse - alle reagieren darauf und das geht natürlich nicht an dir vorbei. Und auch wenn du auf regionalen Turnieren bist, merkst du, dass viele immer über diese WM reden. Ich freue mich tierisch drauf, wieder auf dieser riesigen TV-Bühne im Darts dabei zu sein. Die letzten zwei Male waren schön und ich hoffe, dass ich es dieses Mal noch schöner machen kann und auch mal mit einem Sieg nach Hause fahren kann.

SPORT1: Wer ist denn alles Teil der Chat-Gruppe, die Sie vorhin angesprochen haben?

Schindler: Die gibt‘s zwischen Gaga (Gabriel Clemens, Anm. d. Red), Flo und mir, das ist unsere ‚Supi-Gruppe‘. Wir sind in der Vergangenheit oft miteinander gereist und um organisatorische Dinge abzuklären, haben wir die Gruppe ins Leben gerufen. Aber wie es bei Männern so ist, wird die Gruppe dann auch mal für spaßige Nachrichten missbraucht.

SPORT1: Und wer ist der größte Spaßvogel?

Schindler: Schon Florian, der hat das Team-Supi überhaupt erst eingeleitet.

SPORT1: Thema Reise-Organisation: Wer begleitet Sie denn zur WM nach London?

Schindler: Mein Manager begleitet mich. Aufgrund der Corona-Bestimmungen haben wir uns dazu entschlossen, Familie und Freunde zuhause zu lassen, weil man aktuell nicht weiß, wo einem der Kopf steht bei all den Testungen, Quarantäneauflagen und Ähnlichem. Außerdem weiß man nicht, ob sich das nicht noch ändert, während wir da sind, daher sind es nur wir beide.

SPORT1: Wenn Sie aus dem Duell mit Florian Hempel als Sieger hervorgehen, würde als nächstes Dimitri van den Bergh warten. Er ist die Nummer fünf der Welt und hat ein herausragendes Jahr gespielt, wie schätzen Sie dieses Spiel ein?

Schindler: Ich weiß, dass Dimitri vor einem Monat mit Corona zu kämpfen hatte und dadurch den Grand Slam verpasst hat. Ein paar Spieler hatten Probleme, wieder einzusteigen, nachdem sie Corona hatten, Glen Durrant oder Justin Pipe zum Beispiel. Dimitri ist ein junger Mensch und ich wünsche ihm, dass alles wieder gut ist. Was seine prinzipielle Stärke angeht: Weltranglistenplatz fünf spricht für sich. Da bin ich auf jeden Fall für niemanden ein Favorit, will ich ja auch gar nicht sein. Ich bin davon überzeugt, ihn schlagen zu können.

SPORT1: Sie hatten vor der Saison ihre Tour Card verloren, Sie sich Februar aber zurückgeholt. War der „Worst Case“ im Nachhinein eine wertvolle Erfahrung?

Schindler: Wenn du einmal am Boden bist, musst du dich erstmal wieder nach oben arbeiten. Ich weiß inzwischen, dass ich die Fähigkeit dazu habe. Das kann ich definitiv für mich mitnehmen.

Die Darts-WM steht vor der Tür - das schlägt sich auch im Fantalk nieder. Deutschlands Hoffnung Florian Hempel gibt den Gästen eine Darts-Lektion.
02:38
Fantalk: Florian Hempel gibt Knop und Co. Darts-Nachhilfe

Das hebt Gabriel Clemens ab

SPORT1: Wer sind für Sie die großen Favoriten in diesem Turnier?

Schindler: Gerwyn Price, Michael van Gerwen und Peter Wright. Ein krasser Außenseiter wäre vielleicht Ryan Searle, der im Finale der Players-Championship-Finals stand und bei der WM immer gut gespielt hat. Und wen ich auch erwähnen muss: Jonny Clayton. Er hat den Grand Prix, die World-Series-Finals, die Masters und die Premier League gewonnen. Das ist eine Menge.

SPORT1: Wie weit kann es für Team-Supi-Kollegen Gabriel Clemens gehen, die deutsche Nummer 1?

Schindler: Er ist von uns allen der Disziplinierteste und der, der am meisten durchzieht. Er bringt auch freizeittechnisch die meisten Opfer - wenngleich wir alle welche bringen. Er ist wirklich ein fantastischer Spieler, ein Arbeitstier, das trägt auch Früchte. Und natürlich traue ich es ihm zu, unter die Top-20 zu kommen.

SPORT1: Sie selbst haben sich mal als trainingsfaul bezeichnet. Konnten Sie das ablegen?

Schindler: Ja, definitiv. Ich hab generell viel mehr Bock auf Darts spielen, weil ich endlich den Sinn hinter Training gesucht und gefunden habe. Ich habe früher jahrelang Fußball und Tischtennis gespielt, da wurde mir immer auferlegt, welche Aufgaben ich zu erledigen hatte und welche nicht. Und beim Darts musst du selbst gucken, was für Aufgaben du hast. Das Entscheidende, was ich gelernt habe: dass du beim Darts jeden Tag mit einem Ziel vor Augen trainierst. Du hast ein Spiel, willst bis zu dieser oder dieser Zahl kommen und wenn du die erreicht hast, ist das Training beendet. So viel du auch gelitten hast, du hast es trotzdem durchgezogen. Aber dann ist der Trainingstag beendet und du verlässt das Board mit einem sehr guten Gefühl.