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Darts-WM: Nerven aus Stahl

Nerven aus Stahl

Druck, Rückschläge und Stör-Versuche bringen Ricardo Pietreczko nicht aus dem Konzept. „Pikachu“ ist wie gemacht für die große Bühne.
Ricardo Pietreczko setzt sich gegen Dave Chisnall in einem wahren Krimi durch - und muss sich dabei nicht nur der Pfiffe der englischen Fans erwehren.
Druck, Rückschläge und Stör-Versuche bringen Ricardo Pietreczko nicht aus dem Konzept. „Pikachu“ ist wie gemacht für die große Bühne.

Ricardo Pietreczko hat Nerven aus Stahl. Das hat er bei seinem packenden Zweitrundenmatch bei der Darts-WM gegen den Engländer Dave Chisnall mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ein verspielter Vorsprung, lautstarke Pfiffe im Ally Pally und sogar Chisnalls Matchdarts brachten den deutschen Darts-Profi nicht aus der Fassung.

Unter diesen Umständen die Nerven zu bewahren, ist keineswegs selbstverständlich – und dem gebürtigen Berliner auch nicht leichtgefallen. Im Gespräch mit SPORT1 nach dem Match hatte Pietreczko verraten, dass seine Hand nach dem vierten Satz gezittert habe. Zuvor hatte er den an Nummer 21 gesetzten Engländer nach 2:0-Führung in Sätzen zum Ausgleich kommen lassen. Seine Zitterhand wurde Pietreczko zwar nicht sofort los, allerdings noch rechtzeitig. (Darts-WM vom 11. Dezember bis 3. Januar LIVE auf SPORT1)

Denn ganz in der eigenen Hand hatte er sein Glück in der Folge nicht, schließlich hätte Chisnall den Sack direkt mit seinem ersten Matchdart zumachen können. Dennoch muss man in diesen Momenten auch erstmal dazu fähig sein, die Nerven zu bewahren – und dann so stark zurückzukommen, wie es Pietreczko tat, der kurzerhand drei Legs in Serie gewann, seinen ersten Matchdart in die Doppel-Acht setzte und somit sein Ticket für die dritte Runde buchte.

Darts-WM: „Ich wusste, dass ich ruhig bleiben muss“

„Ich wusste, dass ich ruhig bleiben muss – auch wenn Dave brutal scort“, meinte Pietreczko im Nachgang. Bemerkenswert: Während Chisnall elf 180er warf, hatte der Deutsche keine einzige perfekte Aufnahme vorzuweisen.

Auf der Bühne sei er aber so fokussiert gewesen, dass dies keine Rolle in seinem Kopf gespielt habe. „Tatsächlich achte ich auf sowas gar nicht, auf solche Statistiken und sowas“, meinte der 31-Jährige nur.

„Pikachu“ spielte dabei nicht nur gegen „Chizzy“, sondern auch phasenweise gegen das launische Publikum im Alexandra Palace. Als Pietreczko im vierten Satz auf Doppel warf, kamen laute Buhrufe und schrille Pfiffe aus dem Publikum. „Pikachu“ setzte seinen Versuch zwar neben das Doppel-Feld, ließ sich anschließend aber nicht von den Pfiffen und Buhrufen irritieren.

Darts-WM: „Pikachu“ ist für die große Bühne gemacht

Um die Fähigkeit, im Hexenkessel Ally Pally cool zu bleiben, können Pietreczko viele nur beneiden. Es scheint, als wäre er für diese große Bühne gemacht. Unter Beweis stellen darf er das am Samstag erneut. Gegen den Schweden Andreas Harrysson kämpft der Deutsche um ein Ticket fürs Achtelfinale. Bereits im vergangenen Jahr schaffte Pietreczko den Sprung unter die Besten 16.

Der ungesetzte Schwede ist dabei allerdings keinesfalls zu unterschätzen, auch wenn Pietreczko als Nummer 33 der PDC Order of Merit als Favorit ins Rennen geht. Schließlich sorgte „Dirty Harry“ bereits in der ersten Runde für eine handfeste Sensation, als er in Ross Smith die Nummer zwölf der Setzliste aus dem Turnier warf.

Darts-WM: Pietreczko hat sich nicht nur Freunde gemacht

Auf dem Weg ins Achtelfinale steht ihm allerdings ein nervenstarker Ricardo Pietreczko im Weg, der eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, wie gut er mit großem Druck und schmerzhaften Rückschlägen umgehen kann. Gleiches gilt für das Publikum.

Als polarisierender Charakter hat er sich in der Vergangenheit schließlich nicht nur Freunde gemacht. Gerade mit Luke Littler ist er mehrmals angeeckt, was auch viele Fans gegen ihn aufbrachte.

Dass ein Teil des Publikums in London – je nachdem, wie viele Deutsche vor Ort sind – sich womöglich auf die Seite des schwedischen Underdogs stellen wird, kann „Pikachu“ aber verkraften. Der 31-Jährige ist schließlich wie gemacht für die große Bühne.