Ein lautes hämisches Lachen und dann folgende Worte: „Ich möchte nur eins sagen: Ihr bezahlt für die Tickets und Ihr bezahlt mein Preisgeld, also danke für mein Geld. Danke, dass ihr mich ausgebuht habt!“ (Darts-WM vom 11. Dezember bis 3. Januar LIVE auf SPORT1)
Darts-WM: Was Sie bei Littlers Sieg im TV nicht sahen
Littlers nukleare Reaktion
Rumms. Die Worte von Luke Littler am späten Montagabend nach dem dramatischen 4:2-Erfolg über Ex-Weltmeister Rob Cross gegenüber den Fans am SkyUK-Mikrofon schlugen ein wie der Spitzname von Littler selbst: „The Nuke“ – die Atombombe.
Darts-WM: So feurig sah man Littler selten
Es war eine „nukleare Reaktion“, titelte die englische Boulevardzeitung The Sun am Morgen danach. Es war eine Reaktion des 18 Jahre alten Wunderkinds, wie man sie nicht hat kommen sehen: so feurig wie selten.
Denn schon nach dem ersten Satz, den Littler übrigens beiläufig gewann, während an seinen Gegner gerichtete Fangesänge völlig entspannt mitträllerte, legte sich der Weltmeister mit den Zuschauern an.
Die rund 3.000 derer im Ally Pally buhten und pfiffen – und Littler reagierte. Immer wieder zeigte er explizit in Richtung der Menge, freute sich schier bei jedem Leggewinn, „es dem Publikum zu zeigen“ und feuerte immer wieder Sprüche in der Halle ab.
Erwartbar schallte es unmittelbar in doppelter und dreifacher Intensität zurück. Eine Atmosphäre, irgendwo zwischen bewusster Provokation und roher Wut.
Im SPORT1-Interview sollte Littler später sagen: „Nach dem ersten Satz war das Publikum etwas gegen mich. Sie haben gepfiffen und gebuht. Offensichtlich wollen die Leute ein langes Match sehen oder sie wollen, dass die Außenseiter gewinnen. Sie wollen, dass die Favoriten ausscheiden. Aber ich bin einfach froh, gewonnen zu haben.“
„Das haben wir bisher von ihm noch nicht gesehen“
Auch SkyUK-Experte Wayne Mardle beobachtete: „Man konnte sehen, wie er sich am Ende verhielt – er war während des gesamten Spiels genervt und wütend, und so kommen diese Emotionen zum Vorschein. Das haben wir bisher noch nicht von ihm gesehen.“
Was man ohnehin im TV nicht sah: Als Littler nach dem Siegerinterview die Bühne verließ, wurde er nicht wie üblich direkt zu den Fernsehinterviews der internationalen Sender, darunter auch SPORT1, geleitet.
Vielmehr schickten Security-Mitarbeiter Littler hinter die Bühne, wo der Head of Media der PDC und Littlers Manager auf ihn warteten. Es schien, als wolle man dem 18-Jährigen nach der feurigen Stimmung auf der Bühne eine kleine Cooldown-Phase gewähren – und den Konflikt mit den Fans nicht noch weiter hochkochen lassen.
So jedenfalls ist auch die anschließende Pressekonferenz zu interpretieren: Nach rund zehn Minuten untersagte die PDC weitere Fragen der anwesenden Journalisten zur Fan-Thematik – und beendete somit indirekt die Medienrunde.
Darts-WM: Littler vom Spiel gelangweilt?
Was bleibt? Für Littler scheint das Spiel langweilig geworden zu sein. Erst ein kleines Ständchen, dann der extensiv ausgelebte Zwiespalt mit den buhenden Fans, später der Arroganz-Auftritt im Interview.
Es bleiben Bilder im Kopf, fernab des sportlichen Geschehens. Wenn Littler trotz aller Nebengeräusche 106,58 Punkte im Drei-Dart-Average spielt - nur einen halben Punkt unter seinem persönlichen WM-Rekord -, wird es unheimlich. Dass Satz drei mit 125,25 Punkten der beste aller Spieler der bisherigen Darts-WM war, scheint nahezu überflüssig zu erwähnen.
„Littler kommt an einen Punkt, an dem man ihn nicht mehr schlagen kann“, ergänzte Mardle bei SkyUK. Da kommt ihm die hitzige Atmosphäre als Nebenbeschäftigung im Ally Pally gerade recht.