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We Are Football im Test: Gute Ansätze und verschenktes Potenzial

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We Are Football im Test: Gute Ansätze und verschenktes Potenzial

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We Are Football im Test

Mit We Are Football sagen das deutsche Entwicklerstudio Winning Streak Games und Publisher THQ Nordic pünktlich zur EM dem Football Manager den Kampf an. Mit Erfolg?
We Are Football sagt dem Football Manager den Kampf an - mit Erfolg?
We Are Football sagt dem Football Manager den Kampf an - mit Erfolg?
© THQ Nordic
Fabian Sieroka
Fabian Sieroka

Nach dem Ende des Fußball Manager aus dem Hause EA, der sich bis heute vor allem in der Version 13 großer Beliebtheit erfreut und fleißig mit Datensätzen gefüttert wird, dauerte es einige Zeit, ehe mit dem Football Manager von SEGA ein würdiger Nachfolger im Geiste gefunden war. Das Flaggschiff der taktischen Simulationen aus der Fußballwelt bekam jetzt einen weiteren Konkurrenten. We Are Football hat gute Ansätze, verliert auf halber Strecke aber etwas den Faden. 

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We Are Football kann laut

Zunächst ist das Spiel kein Datenmonster. Mit lediglich 1,74 GB belegtem Speicher kommt die Anwendung bereits aus. Das spiegelt sich aber auch in den Features wider. Zunächst will We Are Football gestartet werden. Im Hauptmenü gibt es die üblichen Optionen wie Neues Spiel (für eine/n oder zwei Spieler*innen), Spiel laden oder auch ein Tutorial. Dieses führt in die wichtigsten Grundlagen ein. Allerdings rüstet dieser Lehrgang nur bedingt für den weiteren Verlauf.

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Was fehlt, ist die Einstellungsebene für Sound und Co., sodass die ziemlich enthusiastische und sich stark wiederholende Musik den Nachbarn erstmal viel Freude bereiten kann, wenn die Hand nicht am Lautstärkeregler des Rechners ist.

Der Einstieg in die erste Runde ist hingegen sehr simpel. Entweder wählt die/der Trainer*in sich direkt ihren/seinen Wunschverein aus oder legt einen Einstellungstest ab. Fragen nach eigenen Erfolgen und der aktiven Karriere oder auch Basiswissen zur angepeilten Region werden geprüft. Dabei ist es leider relativ egal, wieviel Beckenbauer in euch stecken sollte, am Ende landet man trotzdem zumeist nicht einmal zweitklassig. Was dann bleibt, ist sich damit abzufinden oder auf ein besseres Angebot zu warten. Willkommen beim Zeitstrahl-Simulator.

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Trainer*innen und der Stress

Abseits des Platzes habt ihr als Trainer*in die Möglichkeit euer eigenes Leben zu managen. Zwar fehlen Dinge wie Familie oder dedizierte Freizeitaktivitäten, doch insbesondere die Gesundheit eures Alter Egos spielt eine große Rolle. Regelmäßiges Sporttreiben und ein nicht allzu voller Terminkalender sind wichtig, um den Stresspegel unten zu halten. Gelingt das nicht, kann ein Mini-Burnout mit entsprechenden Ausfallzeiten einsetzen. An dieser Stelle ein großes Lob für die Thematisierung physischer und psychischer Gesundheit!

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All das geht leider im Gesamtbild etwas unter. Denn das ist üppig. Auf den ersten Blick wirkt die Zentrale übersichtlicher und einsteigerfreundlicher als die des großen Vorreiters aus dem Hause SEGA, doch erwartet den Spieler hinter jedem Button ein neues Wimmelbild. Jedes Mal, wenn eine neue Rubrik betreten wird, spendiert euch das Spiel einen kurzen Tipp, um was es dort eigentlich geht. Dieser kann über ein Fragezeichen in der oberen Ecke auch jederzeit wiederholt werden. Problematisch ist jedoch, dass diese Kurztipps eben genau das sind: kurz. Oftmals bleiben viele Fragen offen, welche Funktion, was genau erwirkt und wo welcher Knopf zu finden ist.

Football Manager Veteranen dürften sich an dieser Stelle aber etwas leichter tun.

We Are Kalender?

Im Prinzip dreht sich in We Are Football alles um den Kalender. Trainingseinheiten und deren Intensität planen, als Trainer*in selbst Sport treiben, Sponsorendeals aushandeln, Fanclubs besuchen und vieles mehr. Belässt man es bei den vorgegebenen Einstellungen, passieren aber auch keine dramatischen Dinge. Einfach alles bejahen und nacheinander wegklicken, funktioniert bestens und wirft beinahe die Frage auf, warum es keinen Autoplay-Modus wie in so manchem fragwürdigen Mobile-Game gibt.

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Schöner als eine Excel-Tabelle ist es dann schon
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Interaktiv ist die Woche nach dem Druck auf den Play-Button dann nicht mehr. Hin und wieder ploppt ein Ereignis auf oder eine Vertragsverhandlung steht an. Geschehen einschneidende Ereignisse wie die Kündigung eines Mitarbeiters wegen Überarbeitung oder eine gezogene Kaufoption, sind der/dem Trainer*in die Hände gebunden. Auf Wiedersehen, Titel-Ambitionen. Wobei, das Geld, was in so einem Fall in die Kassen gespült wird, ist bisweilen so über alle Verhältnisse hinaus, dass der halbe Kader damit ersetzt werden könnte. 

Und wenn es dann an die Verhandlungen geht, wird es fast zu simpel. Sogenannte Verhandlungspunkte geben an, wie frech ihr an den Summen schrauben dürft, ehe das digitale Textbox-Gegenüber wütend aus dem (Chat-)Raum stürmt. Sind diese aufgebraucht, ist auch jeglicher Spielraum passé. Annehmen oder aufgeben. Mitunter standen am Ende dann Deals zu Buche, die in keiner Weise einen Kompromiss darstellten.

Bei Unstimmigkeiten gibt es nur wenig Verhandlungsargumente
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Hübsch sind die Bilder der Ortschaften, die man mit dem Team ansteuert, sei es zum Spiel oder im Rahmen eines Trainingslagers.

Auf nach Regensburg!
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Ideen und Mängel

Erfreulich sind die Optionen zum Ausbau des Vereinsgeländes und des Stadions. Dabei verfolgen beide Builder ein simples Steck-System. Hier eine Reihe mehr Zuschauer, dort einen Kunstrasenplatz - einfach per Drag-and-Drop platzieren, fertig. Eine Geschmacksfrage ist hierbei, dass jegliche Maßnahmen sofort umgesetzt werden und das restliche Gefüge nicht beeinträchtigen. Bei einem Stadionausbau wäre es realistischer, wenn über die nächsten Partien hinweg, aufgrund des Umbaus, sogar weniger Plätze zur Verfügung stünden oder es Einbußen im Ticketverkauf gäbe.

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Mehrfach tauchten im Kalender Termine auf, die neue Mitarbeiter für bestimmte Bereiche erzwingen wollten. Das Menü dazu ist zunächst etwas undurchsichtig, mündet dann aber in der bekannt einfachen Verhandlung mit zwei Rechenschiebern. Die Option, Angestellte (oder Spieler) zu entlassen oder komplett ohne Hinweis tätig zu werden und den Stab zu erweitern, war nicht zu finden, was aber nicht heißen muss, dass sie nicht da wäre. Auch hier kommt die zu knappe Einführung wieder zum Tragen.

Auf den Rasen

Nach all dem Management wird endlich gekickt! Wer jetzt eine Simulation im Stile von FIFA light erwartet, wird aber enttäuscht. Zwar gibt es eine Animation, die Spielerbilder und Ballbewegung darstellt, aber eben auch nicht mehr. Spätestens hier wird klar, wie das Game mit derart wenig Speicherplatz auskommt. Zum Vergleich - Football Manager 2021 bietet eine einfache, aber vollumfassende optische Darstellung des Geschehens auf dem Rasen und benötigt laut Hersteller-Angaben etwa 7 GB Platz.

Was an der Seitenlinie bleibt, sind zwei Schieberegler für die Geschwindigkeit der Darstellung und zwei Haken, die jeweils Spielszenen an- und ausschalten oder Fan-Gesänge einblenden. Achtung - das sind lediglich farblich hinterlegte Stock-Fotos mit mehr oder minder passenden Zweizeilern in Textform. 

Zudem fühlt es sich nicht so an, als würden vor oder im Spiel getroffene Anpassungen irgendeinen Unterschied machen. Spielstil, Aufstellung, Motivation - alles ist vorhanden, entfaltet aber keine klar ersichtliche Wirkung. Sechs Tore gegen einen eigentlich gleichwertigen Gegner, trotz eher suboptimal besetzter Positionen und mangelnder Ausdauer wirken einfach zufällig. Für einen Lacher sorgte dafür diese sehr spezielle Einstellung:

We Are Football: Sabotage am Spieltag leichte gemacht
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Wie unten rechts in der roten Box zu sehen, lassen sich Sabotage-Aktionen bei Heimspielen planen, um für Unterbrechungen zu sorgen oder das gegnerische Team zu benachteiligen. Flutlicht-Ausfälle oder die Sprinkleranlage zum richtigen Zeitpunkt einschalten, könnten auch in der Realität zur Trickkiste der Szene gehören.

Umfang

In der getesteten Edition Bundesliga kann auf die erste und zweite Herren-Bundesliga, den Super-Cup, den DFB Pokal und die Topligen des deutschen Frauenfußballs zurückgegriffen werden. Hinzu kommen auch große Wettbewerbe wie die Premier League. Was fehlt, aber immerhin mit Datenslots ausgestattet ist, sind die unteren Ligen. Wer seinen Lieblingsverein in der Regionalliga hat, kann sich aber mit einem Mod-Paket aushelfen. Die Community von FMZocker hat mittlerweile einen Datensatz zusammengestellt, der fast 1.700 Vereine, jede Menge Spieler*innen und zahlreiche Sponsoren enthält. Dieser ist sehr einfach zu installieren und erweitert das Erlebnis maßgeblich.

We Are Football: Fazit

We Are Football hat viele gute Ideen, denkt aber nur die wenigsten zu Ende. Das fast schon kinderfreundlich anmutende Menü wird durch die verschachtelte Anordnung schnell zur Schnitzeljagd und verhindert so, dass alle Funktionen wirklich ausgereizt werden können. Insgesamt wirkt die Optik rund und das Spektrum an Möglichkeiten umfassend genug, um damit eine ganze Weile Spaß zu haben. Wünschenswert wäre eine ergiebigere Einführung in alle Systeme und ein besseres Feedback für getroffene Entscheidungen vor, während und nach dem Spieltag. 

Bei all den Kritikpunkten darf nicht außer Acht gelassen werden, dass We Are Football noch reichlich Zeit hat, gewisse Dinge zu verbessern. Auch der zur neuen Saison angekündigte Datensatz kann schon jetzt ein Kaufanreiz sein.