Fans, Spieler und Teams sind stinksauer auf Valve. Der Dota 2 Entwickler hat kurzerhand das erste große Major-Turnier der Saison abgesagt. Wegen der derzeitigen Reisebeschränkungen und gesundheitlichen Bedenken bezüglich COVID-19 fällt das Wintermajor, welches im Februar stattfinden sollte, aus.
Dota-Szene wütend: Major abgesagt
© Valve
Major-Absage stürzt Dota 2-Szene in Krise
So weit, so nachvollziehbar. Was jedoch für Kopfschütteln sorgt, ist die Kommunikation des Entwicklerriesen. Teams, die monatelang auf diesen Moment hinarbeiten, werden ohne Kompensation hängengelassen und nicht einmal vorgewarnt, dass ein solches Szenario eintreten könnte. Für einige Spieler sind die Major schließlich auch eine finanzielle Lebensversicherung. Denn in einigen Regionen ist es weiterhin nicht selbstverständlich, ein üppiges Gehalt ausgezahlt zu bekommen.
Im regulären Ligabetrieb kann ein Team maximal 30.000 US-Dollar bis zum Ende der Saison verdienen. Teilt man diesen Betrag durch fünf, wenn ein Coach an Bord ist sogar durch sechs, kommen am Ende im besten Fall 5.000 US-Dollar pro Spieler/Coach heraus. Abzüglich Steuern und dem üblichen Anteil für die Organisation bleiben vermutlich 2.500 US-Dollar netto übrig. Netto. Für die Vorbereitung und das Spielen einer zweimonatigen Wettkampfsaison.
Der Singapurer Remus „ponlo“ Goh Zhi Xian ist zur neuen Saison zu Quincy Crew gewechselt, die bekanntermaßen nicht einmal unter der Flagge einer Organisation spielen - also vermutlich gar kein Gehalt bekommen! Für ihn ist die jetzige Situation dramatisch, wie er auf Twitter verdeutlicht. 2.000 US-Dollar würden ihm demnach bleiben, wenn er alle Ausgaben abzöge.
Das Major hätte einen Preispool von 500.000 US-Dollar gehabt und die besten Teams der Welt zusammengeführt. Die Teams wurden über die Absage im Vorfeld nicht informiert, sondern wie die gesamte Öffentlichkeit kalt erwischt. Starspieler wie Sumail „SumaiL“ Hassan ziehen bereits in Erwägung, die nächste Saison zu boykottieren, um ein Zeichen zu setzen, dass es so nicht weitergehen kann.
Zum Kommunikationsproblem zählt ebenso eine fehlende Anlaufstelle für Teams/Organisationen, an die sie sich bei Problemen wenden können. Der Evil Geniuses Manager Peter Anders erklärt dies an einem Fallbeispiel aus der CIS-Region: Team PuckChamp, ebenfalls ein unabhängiges Roster, belegt derzeit den zweiten Platz und hätte demnach beste Chancen auf eine Major-Teilnahme gehabt. Sie hätten mindestens einen Spieler, der in Kasachstan wohne und wo es durch die politisch angespannte Situation keine Garantie gäbe, dass er aus- und wieder einreisen dürfte. Daher kontaktierte das Team Valve schon vor Wochen, um schnellstmöglich Informationen zum Major zu bekommen. Bis heute warten sie auf eine Antwort. Nun ist auch klar, warum.
Einige Profis stellen nun auch ihre Karriere in Dota 2 in Frage und erklären, dass sie sich viel Stress ersparen würden, wenn sie einfach Streamer werden. Außerdem würde man auf diese Weise sogar besser verdienen können als im Profigeschäft. Zumindest für unabhängige Spieler/Teams, ohne starke Organisation im Rücken, mag dies sogar stimmen.
Valve lenkt ein - verspricht Wiedergutmachung
Erst jetzt, nach diesen heftigen Reaktionen, lenkt Valve ein und entschuldigt sich bei den Teams für ihre undurchsichtige Herangehensweise. Der Entwickler verspricht, eine Lösung zu finden, um die Wintersaison zufriedenstellend zu Ende zu bringen.
Derzeit arbeite man hinter den Kulissen daran, einen Ort zu finden, an dem ein LAN-Turnier möglich ist, wo alle qualifizierten Teams zusammenkommen könnten.