Final Fantasy 16 ist hiervon keine Ausnahme, bleibt sich aber in der Entwicklung treu und verfolgt weiter den Weg, den Entwickler Square Enix bereits mit Final Fantasy 15 eingeschlagen hat. Dennoch finden sich über die gesamte Spieldauer zahlreiche Anspielungen wie Erinnerungen an vergangene Tagen.
Das ist Final Fantasy 16! Unser JRPG-Test zum Spiel
Final Fantasy 16: Ein modernes Märchen
Vom Feuer gezeichnet
Final Fantasy 16 beginnt bombastisch wie nie und übergibt den Spielenden ohne Umschweif die Kontrolle von Phoenix, einem in dieser Welt als Eikon bezeichneten Wesen, das bereits in früheren Final-Fantasy-Spielen als Beschwörung existierte. Nach einer mehr als beeindruckenden Auseinandersetzung zwischen dem Vogel der Wiedergeburt und Ifrit, einem weiteren Eikon, wechselt die Szenerie zu Clive Rosfield, ein Söldner im Dienste Sanbrequs, eine der Großmächte in der Welt von Final Fantasy 16.
Grundlegend lässt sich das Spiel gut und gerne als Game of Thrones Light bezeichnen, da es an allen Ecken und Enden Intrigen und miteinander konkurrierende Mächte gibt. Zunächst aber erleben wir einen Zeitsprung und erfahren die Hintergrundgeschichte unseres Helden und dessen Familie. Clive selbst ist Teil der Herrscherfamilie von Rosaria, der aber im Schatten seines jüngeren Bruders Joschua steht, da dieser im Gegensatz zu ihm als Dominant, so der Name der Träger der Eikons, von Phoenix ausgewählt wurde.
Entsprechend kalt wird er von seiner Mutter behandelt, die nur Augen für den zweiten Spross der Adelsfamilie hat. Doch obwohl Clive nicht die Fähigkeiten eines Dominants besitzt, so wurde er dennoch vom Phoenix „berührt“ was bedeutet, dass er dessen Fähigkeiten einsetzen kann. Dazu aber später mehr.
+++ News, Videos, Liveticker – jetzt die kostenlose eSports1 App für iOS und Android ausprobieren +++
Wenig später machen sich Clive, sein Vater und Joschua, gemeinsam mit einer Legion an Soldaten auf den Weg zum Phoenix Gate, da ein weiterer Krieg bevorzustehen scheint und sie zuvor ein gewisses Ritual abhalten wollen. Doch noch ehe dies geschieht, werden die Streitkräfte von Soldaten Sanbrequs attackiert und Clives Vater wie Freunde getötet. Lediglich Joschua überlebt, da er sich in den Phoenix verwandeln kann. Doch sollte die Freude darüber nur wenige Momente andauern, da dieser es kurz darauf mit Ifrit, einem weiteren Eikon, zutun bekommt und stirbt. Clive, am Boden zerstört, schwört auf Rache, verliert aber wenig später das Bewusstsein und wird von Soldaten des Feindes als Sklave in deren Reihen aufgenommen.
Fortan entspinnt sich ein Racheepos, in dessen Verlauf Clive immer wieder an seine Grenzen stößt und diese überwinden muss, um hinter die Ereignisse an jenem schicksalhaften Tag zu gelangen.
Fantasy trifft Mittelalter
Fans alter Schule erkennen sofort, das Square Enix optisch wie inhaltlich ein wenig in der eigenen Vergangenheit gekramt hat. Viele Elemente erinnern an Final Fantasy I bis IV, auch, wenn das Gameplay an sich wesentlich jüngeren Games entspricht. Beispielsweise gibt es ein Wiedersehen mit den Kristallen, die insbesondere in früheren Serientiteln eine große wie wichtige Rolle eingenommen haben.
Auch das Setting, sich wieder in einer mittelalterlich anmutenden Welt umherzubewegen, hat mehr mit den früheren Final-Fantasy-Spielen zu tun, als Beispielsweise sieben, acht, 13 oder 15. Leider verzichtet der neuste Serienableger darauf, eine offene Spielwelt per se anzubieten, stattdessen bewegen sich die Spieler:innen in abgesteckten Bereichen, die zwar sehr umfangreich ausfallen, aber dennoch Instanziert daherkommen. Auf der Weltkarte werden einzelne Bereiche lediglich als Punkte angezeigt, die über ein Menü ausgewählt und so betreten werden. Einige dürften das durchaus stören.
Die grundlegendste Veränderung bieten jedoch das Kampf- und Fähigkeitensystem. Final Fantasy 16 setzt auf eine direkte wie aktive Konfrontationsmechanik, die spielerisch mehr an Devil May Cry oder Bayonetta erinnert, als alles andere, was jemals aus dem Hause Square Enix und unter der Marke Final Fantasy erschienen ist - Dissidia sowie Vorgänger Final Fantasy XV eingeschlossen.
In der Rolle von Clive, stellenweise auch anderen Figuren, attackieren wir unsere Gegner direkt und ohne Umschweife mit unserer Waffe und können dabei auf verschiedene Zauber zurückgreifen. Wie erwähnt wurde Clive vom Phoenix gesegnet, sodass dieser, ohne ein Dominant zu sein, dessen Fähigkeiten verwenden kann. Unter anderem lassen sich die Gegner mittels Feuerbälle aus der Ferne angreifen oder die Spieler:innen nutzen Clives Skills, um in kurzer Abfolge eine ordentliche Menge Schaden auszuteilen.
Dabei verwendet Final Fantasy 16 ein Stagger-System, bei dem die Gegner, neben der Lebensenergie, über eine weitere Statusleiste verfügen. Sinkt diese nach genügend erlittenem Schaden auf 0, ist die Kreatur oder der Kontrahent für eine kurze Zeit benommen und wehrt sich nicht gegen Clives Angriffe. Entsprechend ist es anschließend an den Spielern, so viel Schaden wie möglich auszuteilen, ehe sich der Feind erholen kann.
Die Kämpfe, insbesondere jene die cineastisch in Szene gesetzt werden, sind ein absolutes Highlight und man ertappt sich gut und gerne dabei, dass man diese nicht Enden lassen möchte. Hier fühlt sich jeder Schlag wuchtig an und hinterlässt entsprechend ordentlichen Schaden am Gegner, etwas, das selbst frühere Gigantobeschwörungen wie Eden aus Final Fantasy VIII in den Schatten stellt.
+++ Sendungen, Interviews, VODs! Abonniert unseren neuen YouTube-Kanal für noch mehr eSports- & Gaming-Content! +++
Rollenspiel Standardkost ...
Neben den Kämpfen und der Geschichte hat Final Fantasy natürlich noch viel mehr zu bieten, auch, wenn es sich hierbei meist um typische Rollenspielelemente handelt. Waffen dürfen gekauft und verbessert werden, der Charakter sammelt Erfahrungspunkte um aufzusteigen und die eigenen Zauber zu verbessern und so weiter. Auch Nebenquests wollen erledigt werden, jedoch sind diese, zumindest innerhalb des ersten Drittel des Spiels rar gesät und bieten bis auf wenige Ausnahmen keinen nennenswerten Mehrwert zum Spielgeschehen.
... und jede Menge Rassismus & Unterdrückung
Was den Spielern jedoch gnadenlos ins Gesicht gehalten wird, ist die Thematik von Rassismus und Unterdrückung. Clive selbst wurde innerhalb des Spiels als Sklave in die Armee von Sanbrequs eingegliedert, auch, weil er dazu in der Lage ist, magische Fähigkeiten anzuwenden. Personen wie er werden allgemeinhin als Bearer beziehungsweise Träger bezeichnet und gelten in der Gesellschaft als Menschen zweiter Klasse. Entweder schuften sie als Sklave, werden in Arbeitslagern eingesetzt oder müssen als Soldaten in den Krieg ziehen. Aufgrund der Natur, wie Clive als Charakter funktioniert, sind Konfrontationen mit verantwortlichen Personen unvermeidbar und rücken, stellenweise, in den Mittelpunkt der Geschichte.
Fazit
Final Fantasy 16 ist ein hervorragendes Rollenspiel aus Japan, das jedoch aufgrund einiger Designentscheidungen nicht jedem Fan der Serie gefallen dürfte. Keine wirklich offene Welt, in der die Kämpfe nie schöner ausgesehen haben, kreieren in Kombination ein Spiel, das man in diesem Jahr nicht missen sollte, insofern der Diablo-4-Grind es zulässt.