LEC/LoL: Rogue Rumors - Ein Schritt zurück für zwei Schritte Richtung Titel?

Seit ihrem Eintritt in die LEC ging es für Rogue kontinuierlich nach oben.

Im Spring Split 2019 noch mit einer desaströsen 2:16-Bilanz abgeschlagen Letzter geworden, arbeitete sich die eSports-Organisation Split für Split weiter in Richtung Tabellenspitze. Im folgenden Sommer konnten erstmals die Playoffs (7:11) erreicht werden. Im Spring Split 2020 war die Bilanz mit 9:9 erstmals ausgeglichen, während man im Sommer endgültig in der Riege der Top-Teams vorstieß und am Ende der regulären Saison mit 13:5 von Platz eins der LEC grüßte.

Seither ließ Rogue den Platz an der Sonne nicht mehr unbesetzt. Sowohl im Spring (geteilt mit G2 Esports) als auch im Summer Split 2021 taten sich die Schurken als das Gewinner-Team der regulären Saison hervor.

Doch die Krux an der Sache?

Für einen Titel reichte es trotz des tabellarischen Erfolgs in den Playoffs nie. Stattdessen zog man in beinah regelmäßiger Abfolge den Kürzeren.

Zwar steht auch in der Endrunde eine kontinuierliche Steigerung zu Buche, die ihren Höhepunkt in der bitteren 2:3-Finalpleite gegen die MAD Lions im Spring Split 2021 fand, doch konnte bislang nicht DIE letzte Hürde überwunden werden. Auch international, bei den Worlds 2020 sowie 2021, schaffte es Rogue nie aus der Gruppenphase heraus.

Was also tun?

2022 mit den etablierten Kräften einen neuen Anlauf starten und darauf hoffen, dass es dieses Mal für den ganz großen Coup reicht? Oder an den verfügbaren Stellschrauben drehen, das Team umstrukturieren, einen Schritt zurückgehen, um in absehbarer Zeit zwei nach vorne machen zu können und endlich etwas Handfestes in den hauseigenen Trophäenschrank stellen zu können?

Momentan hört es sich so an, als würden die Team-Verantwortlichen eher zu Zweitem tendieren.

Was ist dran an den Gerüchten?

Vor allem zwei Namen sind eng mit dem Aufstieg von Rogue verknüpft: Jungler Kacper „Inspired“ Sloma und ADC Steven „Hans Sama“ Liv.

Sowohl die Beförderung Inspireds aus dem Akademieteam, als auch die Verpflichtung des AD-Carrys Hans Samas von Ligakonkurrent Misfits Gaming, erwiesen sich als Volltreffer. Zusammen mit den ebenfalls aus dem Nachwuchsteam stammenden Mid-Laner Emil „Larssen“ Larsson (seit 2019), Supporter Adrian „Trymbi“ Trybus (2020), sowie Top-Lane-Veteran Andrei „Odoamne“ Pascu (2020 von Schalke 04) bilden die beiden ein formidables Quintett aus dem sie trotz der Klasse des restlichen Teams oftmals herausstechen.

Doch sind es eben jene Namen dieser beiden Ausnahmespieler, die sich seit einigen Tagen in der erwartungsgemäß heißen Off-Season-Gerüchteküche wiederfinden.

Gerade bei Inspired, der seinen Vertrag im vergangenen August bis Ende 2023 verlängert hatte, kommt das für Fans als auch Experten überraschend. Offenbar wird über ein Deal mit den Evil Geniuses aus der nordamerikanischen LCS diskutiert. Dort würde der polnische Jungler den Platz von Dennis „Svenskeren“ Johnsen einnehmen. Da Inspireds Vertrag aber wie erwähnt erst kürzlich verlängert wurde, dürfte - sollte der Deal tatsächlich zustande kommen - eine nicht unerheblich Ablösesumme über den großen Teich nach Europa fließen.

Laut dem bekannten Transfer-Whistleblower „LEC Wooloo“ scheint Rogue bereits einen potenziellen Ersatz für Inspired im Auge zu haben. Offenbar befindet sich die Organisation mit dem Ersatz-Jungler vom diesjährigen Worlds-Finalisten DAMWON KIA Kim „Malrang“ Geun-seong in Verhandlungen.

Doch auch bei Hans Sama brodelt die Gerüchteküche gewaltig. Hier scheint die heißeste Spur ebenfalls in die LCS nach Nordamerika zu führen. Laut diverser Quellen sei Team Liquid sehr davon angetan den französischen Star-ADC zu verpflichten. Wie bei Teamkollege Inspired ist auch Hans Sama jedoch mindestens ein Jahr an Rogue gebunden. Auch hier wäre demnach eine hohe Ablösesumme zu erwarten.

Was bedeutet dies also für Rogue?

„Wohin des Weges, Schurke?“

Fest steht, dass bei Rogue, sollten Inspired und Hans Sama wirklich abgegeben werden, eine neue Zeitrechnung anbricht. Diese wird - je nachdem wer als Ersatz verpflichtet wird/verpflichtet werden kann - auf der metaphorischen Timeline der Erfolgsaussichten höchstwahrscheinlich weiter hinten starten, als wenn beide Stars das hellblaue Trikot weiterhin tragen würden.

Sollte man im Frontoffice von Rogue aber der Meinung sein, dass das Roster, so wie es momentan noch aussieht, seinen Zenit, das gemeinsame Potenzial schon bis zum Maximum ausgereizt hat, wäre es durchaus legitim auf die Karte „Erneuerung“ zu setzen.

Mit Larssen, Oduamne und Trymbi stünde nach wie vor ein qualitativ hochwertiger Kern zur Verfügung. Mit Malrang könnte ein hochveranlagter Inspired-Ersatz kommen, der lange Zeit von einem der Besten seiner Zunft, Weltmeister Kim „Canyon“ Geon-bu, lernen konnte. Auf der dann hypothetisch vakanten AD-Carry-Position wäre ein gewisser Rekkles denkbar, schließlich ist dieser von G2 Esports bereits für mogliche Wechsel freigegeben worden.

Das Transferfenster öffnet offiziell am 15. November. Spätestens da wird sich entscheiden, ob Rogue es noch einmal versucht die Titel-Hürde mit den altbekannten Gesichtern zu überspringen oder ob man doch erst einen kurzen Zwischenschritt einlegt, um das Hindernis am Ende mit frischen Schwung und Gesichtern nehmen zu können.