Eigentlich wäre sie sportlich qualifiziert – und doch darf Jasmin Schornberg nicht bei den European Games (21. Juni bis 2. Juli) im polnischen Krakau an den Start gehen.
Fataler Fehler sorgt für Zoff vor European Games: "Habe als Sportlerin nichts falsch gemacht"
Fataler Fehler sorgt für Zoff
Die Slalomkanutin hatte sich bei der nationalen Qualifikation Ende April einen Platz im deutschen Nationalteam gesichert, wäre somit für die Europaspiele startberechtigt gewesen.
Doch weil der Kanuverband sie im Winter für vier Monate nicht auf eine Longlist der nationalen Anti-Doping-Agentur NADA gesetzt hatte, berücksichtigte der DOSB sie nicht in der Nominierung des Aufgebots. Schornberg zeigte sich bei BR24Sport sichtlich gefrustet, weil „sie als Sportlerin nichts falsch gemacht“ habe. War das Geschehene nur Zufall?
Schornberg schon 2009 Kanuslalom-Weltmeisterin
Von vorne: Jasmin Schornberg saß schon früh in Kanubooten, ging bereits Anfang der 2000er für die U-Nationalmannschaft an den Start. Die sportliche Laufbahn nahm im wahrsten Wortsinne Fahrt auf: 2007 wurde sie Gesamtweltcupsiegerin, 2009 Weltmeisterin, 2012 Olympia-Fünfte von London.
Vor drei Jahren legte sie dann eine Babypause ein – und flog bereits damals ein erstes Mal aus dem Bundeskader. Aus Liebe zum Sport kehrte sie jedoch aus dem Mutterschutz zurück ins Boot – und war immer noch schnell unterwegs.
2022 konnte sie sich dann zur Weltmeisterin im Kajak-Team krönen, auch noch in der Wahlheimat Augsburg – und flog am Ende des Jahres ein zweites Mal aus dem Kader. Für sie unverständlich, habe sie doch noch sportliche Leistung gebracht.
„Ich wollte mir eigentlich ein Türchen (für die kommende Saison; Anm. d. Red.) offenhalten und schauen, was noch für mich geht, zumal ich als Hobbyfahrerin zuletzt besser war als der Nachwuchs in Deutschland“, sagte sie.
Ohne Kadermittel der Deutschen Sportförderung wurde der Sport plötzlich kostspielig, sie äußerte Kritik am Verband: „Dass ich als Mama nicht unterstützt werde, okay, aber, dass mir dann Steine in den Weg gelegt werden, ist dann schwierig.“
Agierte der Verband bewusst pro der jüngeren Nachwuchsathletinnen? „Es ist nun einmal nicht leicht, wenn eine junge Mutter ihr Leben nicht so nach dem Sport planen kann und dann trotzdem Leistung bringt. Da sind wir derzeit im deutschen Sport ein bisschen überfragt, wie wir solche Fälle behandeln“, suchte DKV-Sportdirektor Jens Kahl am BR24-Mikrofon nach Erklärungen.
Immerhin habe Schornberg danach „so ein bisschen überlegt, ob ich überhaupt noch mitfahre oder nicht – und habe ich überhaupt Chancen?“ Den Sport musste sie sich in diesem Frühjahr ohne Verbandsunterstützung leisten.
DOSB sorgt mit Nichtnominierung für Aufruhr
Doch bei der nationalen Qualifikation Ende April trat sie erneut an – und konnte sich gegen die Konkurrentinnen durchsetzen. Sie qualifizierte sich regelkonform für die Nationalmannschaft, zählte per DKV-Richtlinien damit zum Team für die European Games und Weltmeisterschaft.
Dann aber der Schock: Der Verband hatte vergessen, Schornberg auch nach ihrer Demission aus dem Bundeskader bis zur nationalen Qualifikation für vier Monate auf eine Longlist der NADA zu setzen. Somit war sie nicht mehr Teil eines Testpools, der für Dopingtests zur Verfügung stand.
Das letztlich nominierende Gremium für die European Games war nicht der Deutsche Kanu-Verband, der Schornberg vorschlug, sondern der Deutsche Olympische Sportbund. Dieser berief sich laut seiner Kriterien auf ebenjene Liste für die Nichtberufung Schornbergs.
Der Grund für die Nichtnominierung ist, „dass Schornberg in den vergangenen Monaten in keinem entsprechenden Testpool der NADA war“, wurde der DOSB in einer Mitteilung zitiert – zum Missfallen der 37-Jährigen. Denn dieser Regelkatalog sieht auch ausdrücklich Ausnahmen vor.
„Ich habe nicht gedacht, dass der DOSB so stark an seinen Kriterien festhält, obwohl dort auch Ausnahmen möglich sind. Dass am Ende das Formale entscheidet und über der Leistung steht, finde ich sehr unsportlich“, meinte Schornberg. Und sie fügte an: „Ich bin sehr gefrustet darüber, weil ich als Sportlerin nichts falsch gemacht habe.“
Tochter von Kajak-Bundestrainer rückt nach
Schornberg steht nun ohne sportliches Großereignis da. Dass anstelle der 37-Jährigen nun ausgerechnet Nachwuchsathletin Emily Apel an den Start gehen darf, passte ins Bild – oder eben nicht.
Die 20-Jährige rückte in der sportlichen Rangliste als national Vierte nach, wurde vom DOSB somit folgerichtig nachnominiert. Die am Augsburger Stützpunkt trainierende Apel ist die Tochter von Kajak-Bundestrainer Thomas Apel und jüngere Schwester der Canadier-Weltmeisterin von 2021, Elena Lilik.
Die European Games finden nun also mit einem Schwestern-Duo statt - und ohne Schornberg. Bei der Weltmeisterschaft Ende September darf sie dann aber wieder den Wildwasserkanal zähmen.