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2. Bundesliga: Heiko Westermann über seine Ex-Klubs Schalke 04 und Hamburger SV

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2. Bundesliga: Heiko Westermann über seine Ex-Klubs Schalke 04 und Hamburger SV

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HW4: „Es ging oft ums nackte Überleben“

Heiko Westermann erklärt vor dem Topspiel zwischen dem HSV und Schalke bei SPORT1 seine Ex-Klubs. Trotz der schwierigen Zeit in Hamburg bereut er diese nicht.
HSV gegen S04, das klingt nach Bundesliga-Topspiel, ist aber das Abendspiel in Liga 2. Es geht darum, wer auf Platz 3 überwintert. Welcher Traditionsklub wird die Nase vorn haben?
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Heiko Westermann sagte einmal von sich selbst: „Ich hasse es abgrundtief zu verlieren“. Die fünf Jahre beim Hamburger SV (2010 - 2015) müssen also quälend für ihn gewesen sein. „HW4″, wie er immer noch genannt wird, erlebte mit den Rothosen unter anderem zwei packende Relegationsspiele gegen Greuther Fürth und den Karlsruher SC live mit.

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Zu seiner aktiven Zeit spielte Westermann, der 27 Länderspiele und 318 Bundesligaspiele absolvierte, unter anderem auch für Schalke 04. 2018 beendete er seine Karriere. Seit diesem Sommer ist der 38-Jährige Co-Trainer bei der deutschen U17-Nationalmannschaft.

Vor dem Spiel des HSV gegen Schalke 04 (Hamburger SV - Schalke 04, Sa., 20.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVETICKER) spricht Westermann bei SPORT1 über seine beiden Ex-Vereine.

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SPORT1: Herr Westermann, wie schmeckt die Arbeit als Trainer?

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Heiko Westermann: Ich bin jetzt im dritten Jahr beim DFB. Zunächst war ich für die U15 eingestellt und bin mit den 2005ern drei Jahre mitgegangen. Es macht riesig Spaß. Und wenn Du mit den Besten arbeiten darfst und viele Spiele gewinnst, macht es um so mehr Spaß.

SPORT1: Haben Sie den Schritt vom Profi ins Trainergeschäft gut gemeistert?

Westermann: Ich war zuletzt drei Monate in Wien und dann ging alles sehr schnell. Ich habe mein Diplom an der Uni St. Gallen im Sportmanagement gemacht und konnte direkt bei der U17 von Fortuna Düsseldorf Co-Trainer beginnen. Das ist jetzt schon vier Jahre her, dann kam die Herausforderung DFB. Es macht Spaß, ist was anderes neben dem Platz zu stehen und alles zu organisieren.

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„Beide Teams sind wesentlich stabiler geworden“

SPORT1: Am Samstag empfängt der HSV Schalke 04 zum Zweitliga-Topspiel. Wie emotional blicken Sie als Ex-Spieler beider Klubs auf das Duell?

Westermann: Ich freue mich sehr auf das Spiel, werde es mir auch bei SPORT1 anschauen. Ich war beim Hinspiel im Stadion. Dass die beiden Vereine gegeneinander in der 2. Liga spielen würden, hätte vor einigen Jahren keiner gedacht. Daran muss man sich gewöhnen. Aber so ist es halt: Wenn schlechte Arbeit geleistet wird, dann steigt man ab. Am Samstag wird es für beide Mannschaften spannend. Es ist wichtiges Spiel, bevor man dann in die Winterpause geht. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

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SPORT1: Dritter gegen Vierter. Stehen beide Klubs zu Recht dort?

Westermann: Ja. Sie stehen dort absolut verdient und haben sich in den vergangenen Wochen gefangen. Beide Teams sind wesentlich stabiler geworden. Der HSV hat einen neuen Trainer bekommen, bei Schalke eine komplett neue Mannschaft, die sich erst mal finden musste. Am Ende werden beide um den Aufstieg mitspielen, bis zum Ende. Wer am Schluss aufsteigt, weiß ich nicht. Und wenn St. Pauli vorne weg marschiert, ist schon mal ein Platz weg.

SPORT1: Wer liegt Ihnen mehr am Herzen?

Westermann: Ich habe mit beiden Klubs viel durchgemacht und stehe noch in gutem Kontakt mit den Verantwortlichen. Für mich gibt es am Samstag keinen Favoriten. Ich würde mich freuen, wenn der HSV und Schalke aufsteigen. Bei S04 bin ich fest davon überzeugt.

SPORT1: Bei Schalke spielten Sie drei Jahre, beim HSV fünf. Wo war es schöner?

Westermann: Als Spieler geht es darum, Spiele zu gewinnen. In Hamburg haben wir auch oft mal verloren. Auf Schalke bin ich zweimal Zweiter geworden und wurde dort zudem Nationalspieler. Klar war die Zeit bei den Königsblauen erfolgreicher und deshalb auch leichter. Es sind zwei tolle, große Vereine mit fußballverrückten Fans und tollen Stadien.

„Heute schaue ich auf diese Zeit komplett anders zurück“

SPORT1: Beim HSV hat Ihr Ruf gelitten. Wie sehen Sie es rückblickend?

Westermann: Es war nicht immer leicht für mich beim HSV. Ich hatte immer den Wunsch, dass die Ergebnisse besser werden, aber sie wurden leider nicht besser. Ich hätte auch einfach gehen können. Wir hatten mit Thorsten Fink (HSV-Trainer, d. Red.) eine Mannschaft, wo wir eine nicht so gute Phase hatten und keine gute Saison gespielt haben. Ich habe sicher meinen Teil zum Misserfolg beigetragen. Für mich war das aber alles in Ordnung. Ich wollte beim HSV nie wegrennen. So etwas mal durchzumachen als Fußballer, hat mich für die Zukunft geprägt. Ich bin ja damals auch immer vorne weg marschiert, nicht um Fußball zu spielen, sondern um Punkte zu holen. Es ging beim HSV oft ums nackte Überleben.

SPORT1: Warum war der HSV so etwas Besonderes für Sie, obwohl es harsche Kritik an Ihrer Person hagelte?

Westermann: Der Klub ist immer noch etwas Besonderes für mich. Es ist ein pures Gefühl. Wenn ich mich für etwas entscheide, dann zu hundert Prozent. Nach dem HSV habe ich auch entschieden, aus Deutschland wegzugehen. Ich brauchte eine Veränderung und etwas, mit dem ich mich zu 100 Prozent identifizieren konnte.

SPORT1: Die Talfahrt des HSV war schon in vollem Gange, als Sie dort waren. Wie haben Sie diese Zeit damals wahrgenommen?

Westermann: Heute schaue ich auf diese Zeit komplett anders zurück. Beim HSV war ich fast nur im Tunnel, wo man dann auch selbst dachte: ‚Meine Güte, was spielst Du da für einen Kack zusammen?‘ Ich hatte, glaube ich, elf Trainer in fünf Jahren, fünf Sportdirektoren, drei Präsidenten. Das war der HSV! Das war Wahnsinn! Jedes Mal kam ein neuer Chef und wollte etwas komplett anderes von einem. Ich bin aber immer positiv an die Sache rangegangen, aber ich war da nicht alleine. Da waren ja noch 30 andere, die mit im Boot saßen. Das war alles nicht einfach. Kontinuität im Fußball ist schwierig, weil dieser Sport zu einer kompletten Leistungsgesellschaft geworden ist. Dann kommen solche Dinge zustande wie beim HSV und auf Schalke.

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SPORT1: Hat Sie die Zeit beim HSV auch physisch belastet?

Westermann: Ja. Das war auch völlig normal, doch ich kannte es vorher nicht zu verlieren. Das kam noch dazu. Wenn man schon beim Mensch-ärger-Dich-nicht-Spiel nicht gerne verliert und dann fünf Spiele am Stück vergeigt, dann ist es doch klar, dass man mir den Frust angemerkt hat. Persönlich ging es mir in der Zeit auf Schalke besser als in Hamburg.

SPORT1: Der HSV und die Königsblauen haben sich inzwischen in der 2. Liga „eingegroovt“?

Westermann: Absolut. Sie haben sich stabilisiert. Der HSV hat erst zwei Spiele verloren und ist ja zum ersten Mal der Jäger. Ich dachte, sie laufen einfach durch und schaffen es. Sie sind zum ersten Mal in einer besseren Position für sich selbst. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

HW4? „Am Anfang fand ich es sehr merkwürdig“

SPORT1: Hat Sie Ihr Spitzname HW4 eigentlich irgendwann genervt?

Westermann: Am Anfang fand ich es sehr merkwürdig, später dann gehörte der Name irgendwie zu mir. Die Menschen haben mich nie blöd angeredet. Ich habe es auch zu keinem Zeitpunkt gefördert. Es sprechen mich heute immer noch Leute auf der Straße so an, was ich nicht als unangenehm empfinde. Es war ja damals eine Initiative von Fans und danach vom HSV.

SPORT1: Auf Schalke waren Sie unter Felix Magath Kapitän und Vize Meister und dann wurden Sie dort nicht mehr benötigt. Wie betrachten Sie im Nachhinein die Zeit unter Magath und den Wechsel danach.

Westermann: Ich habe damals viele Sachen anders gesehen als Felix Magath. Nach meiner Karriere haben wir uns dann zusammengesetzt, gemeinsam einen Kaffee getrunken und haben uns darüber unterhalten. Alles fein, wir sind gut miteinander. Ich hatte damals auf Schalke noch einen Vierjahresvertrag und bin dann zum HSV gegangen. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

SPORT1: Sie waren nicht die besten Freunde, oder?

Westermann: Wir waren uns einig in allen Punkten, aber ich war in dieser Zeit auch viel verletzt und wollte Fußball spielen. Dann kam noch die Geschichte mit meinem Fußbruch vor der Weltmeisterschaft in Südafrika dazu. Trotz allem kommen Magath und ich heute gut miteinander klar.

„Ich habe alle Entscheidungen im richtigen Moment getroffen“

SPORT1: Was sind für Sie die Kernelemente eines guten Trainers?

Westermann: Das Wichtigste ist Klarheit und dass man eine Bindung zur Mannschaft herstellt. Zu den Spielern und vor allem zu den einzelnen Spielern heutzutage. Es ist wichtig bei der Umsetzung von dem, was du machen willst, konsequent zu bleiben. Und wenn man den Jungen etwas vermitteln kann, dass sie durch mich einen Mehrwert haben, dann ist das eine gute Sache. Und es ist wichtig, ein gutes Team zu haben. Da geht es gar nicht primär um den Trainer. Ich glaube, der Co-Trainer, der Physio - alle sind doch wichtig. Der Trainer ist halt der, der vorne steht. Und vielleicht mal eine wichtige Entscheidung trifft, aber er regelt gar nichts alleine.

SPORT1: Streben Sie als Trainer die Bundesliga an?

Westermann: Das wird die Zeit zeigen. Beim DFB macht es mir gerade wahnsinnig Spaß und wir haben ein gutes Team. Als Trainer will ich immer mit den Besten zusammenarbeiten. Weil ich eben so bin.

SPORT1: Wer steht am Ende besser da in der Tabelle? Schalke oder der HSV?

Westermann: Ich habe keine Ahnung. Ich würde sagen, dass einer auf Platz zwei und der andere auf dem Relegationsplatz einläuft. St. Pauli spielt aber seit vergangener Saison einen guten Ball und wenn sie so weiter machen, sehe ich sie ganz klar auf Platz 1. Aber die Rückrunde ist eben für den Aufstieg entscheidend. Davon kann der HSV ein leidvolles Lied singen. (lacht)

SPORT1: Letzte Frage: Welche Entscheidung in Ihrer Karriere würden Sie mit dem Wissen von heute anders machen?

Westermann: Ich war und bin zufrieden mit mir und habe alle Entscheidungen immer im richtigen Moment getroffen. Ich komme aus einem kleinen Dorf, da habe ich gelernt, auch schwierige Dinge anzunehmen. Ich bereue nichts. Man möchte doch immer besser und erfolgreicher sein. Aber ganz ehrlich? Ich war auch bei Endspielen und bei Europameisterschaften dabei. Da habe ich mir schon auch mal einen Titel gewünscht.

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