Dem Hamburger SV droht ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga.
HSV: "Glatzel ist ein Problem" - Torwart-Legende Uli Stein mit harter Kritik am Stürmer
HSV-Legende: „Glatzel ist ein Problem“
Nach der 1:2-Niederlage gegen den SC Paderborn am vergangenen Wochenende ist der Aufstieg für den einstigen Bundesliga-Dino in weite Ferne gerückt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)
Das Nachholspiel am Dienstag gegen Erzgebirge Aue muss unbedingt gewonnen werden. Doch selbst dann betrüge der Rückstand des Teams von Tim Walter auf den Relegationsplatz noch sechs Punkte. Zudem kommt: Im April haben die Hamburger in vier Jahren Zweitligazugehörigkeit noch kein Spiel gewonnen. (Irrer HSV-Fluch hält an)
Stein: „Mit Terodde wäre HSV auf Aufstiegsplatz“
Uli Stein ist ob der jüngsten Entwicklung frustriert. „Ich war mir eigentlich sicher, dass der HSV in diesem Jahr den Aufstieg packen kann“, sagte der ehemalige Keeper der Hanseaten (228 Bundesliga-Spiele für den HSV) im Maschinensucher Doppelpass 2. Bundesliga auf SPORT1. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)
Im Hinspiel in Paderborn habe der HSV ein super Auswärtsspiel gemacht und ihn spielerisch und kämpferisch überzeugt. „Ich war mir sicher: Dieses Jahr packen sie es.“ Den erneuten Einbruch kann der 67-Jährige nicht nachvollziehen. „Es ist immer der gleiche Zeitpunkt, wo dem HSV die Luft ausgeht und er den Anschluss verliert. Das muss ja irgendwo begründet sein.“ (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)
Doch wer ist schuld an der Misere der Hamburger? Stein hat eine klare Meinung, er sieht ein Problem auf der Mittelstürmerposition der Hamburger.
Neururer vermisst Philosophie
„Ein ganz großes Problem in dieser Saison ist (Robert) Glatzel, obwohl er schon 16 Tore gemacht hat“, kritisierte Stein den HSV-Stürmer, der gegen Paderborn einen Elfmeter verschoss. Stein betonte: „Wenn man bedenkt, wie viele Chancen er braucht, um ein Tor zu erzielen, kann die Mannschaft so schlecht nicht sein.“ Die HSV-Legende ist sich sicher: „Mit einem Mittelstürmer wie Terodde wäre der HSV auf einem Aufstiegsplatz.“
Peter Neururer sieht die Sache ein wenig anders. „16 Tore ist für eine Mannschaft wie den HSV eigentlich ausreichend“, erklärte der SPORT1-Experte. Er gestand allerdings auch: „Er hätte wesentlich mehr machen müssen. Er hat nicht die Quote, die Terodde bei all seinen Vereinen in der 2. Bundesliga hatte.“ Trotzdem habe Glatzel die Arbeit abgeliefert, die man von einem Torjäger fordern dürfe.
Neururer sieht eher ein allgemeines Problem bei den Hamburgern. „Der HSV ist in den letzten Jahren immer kurz vor Schluss zusammengebrochen, hat die Liga vorher von der Spitze aus dominiert. Nun waren sie über die gesamte Saison nur an wenigen Spieltagen auf einem Aufstiegsplatz. Das hat mit den Leistungen zu tun“, sagte die Trainerlegende und ergänzte: „Der HSV hat nie zu einer Philosophie gefunden, die der Mannschaft eine Identität gibt.“
Walter-Zukunft? „Hoffe, dass Boldt am Trainer festhält“
Doch welche Rolle spielt Walter bei dieser Misere? Ist er noch der Richtige beim HSV?
„Um das zu beurteilen, bin ich zu weit weg“, gesteht Stein. Man müsse auf Walters Philosophie blicken und schauen, ob er einen Plan B habe. „Funktioniert Plan A nicht, kommt derzeit nichts beim HSV. Man ist oft zufrieden, wenn man einen Punkt holt. Das reicht auf Dauer allerdings nicht“, bemängelte der Ex-Nationalkeeper.
Neururer spricht sich für einen Verbleib Walters aus. „Ich hoffe für Walter und die Weiterentwicklung des HSV, dass (Jonas) Boldt am Trainer festhält. Dann geht es darum, ob es eine Fußballphilosophie ist, die in Hamburg gelebt wird, oder nur eine Rumerzählerei.“ Denn eines sei für ihn klar: „Der HSV muss jedes Jahr das Ziel haben, aufzusteigen.“
„St. Pauli hätte Aufstieg mehr verdient“
Einen anderen Nordklub hält Stein auf jeden Fall für aufstiegsreif - Werder Bremen. „Sie haben es bei dem Restprogramm selber in der Hand“, sagte er, betonte aber auch: „Es werden schwierige Spiele, sie spielen gegen die direkten Konkurrenten um den Aufstieg.“
Auch der Stadtrivale des HSV befindet sich als Dritter in einer besseren Position. „St. Pauli hätte den Aufstieg mehr verdient als der HSV“, stellte Stein klar. „Sie spielen einen schönen Fußball und so, wie der Zuschauer es sehen will: Immer auf das Tor. Der Funke springt dann auch auf das Publikum über.“
Von Darmstadt erwarte niemand, dass sie aufsteigen. „Man hat das Gefühl, die Mannschaft wüsste überhaupt nicht, dass sie oben in der Tabelle steht“, erklärte Stein und ergänzte: „Sie spielen von Spiel zu Spiel und schauen ohne Druck, was dabei rauskommt.“ Er lobte: „Wenn du ein 0:5 so wegsteckst, wie die Mannschaft, weißt du, dass in dem Verein alles stimmt.“