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2. Bundesliga: Rekord-Trainer Benno Möhlmann über Jürgen Klopp - Leadertalk von Mounir Zitouni

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2. Bundesliga: Rekord-Trainer Benno Möhlmann über Jürgen Klopp - Leadertalk von Mounir Zitouni

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„Klopp hat auch seine Unebenheiten“

Benno Möhlmann ist ein ehemaliger Spieler und Rekord-Trainer der 2. Bundesliga. Im SPORT1-Podcast Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht der 67-Jährige über Leadership-Qualitäten und die heutige Trainergeneration.
Der Hamburger SV gewinnt beim Schlusslicht FC Ingolstadt deutlich mit 4:0 und wahrt sich weiter die Chance auf den Aufstieg.
Mounir Zitouni
Mounir Zitouni

Benno Möhlman ist dem Gros der Fußball-Fans als sympathischer und bodenständiger Fußballfachmann mit großem Erfahrungsschatz bekannt. Und dieser kommt auch nicht von ungefähr - Möhlmann ist Rekord-Trainer der 2. Bundesliga, hätte sich aber auch einen Rekord im deutschen Fußball-Oberhaus vorstellen können.

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„Ich hätte auch lieber 500 Spiele in der Ersten Liga gehabt, aber ich bin schon stolz darauf, dass ich fortwährend arbeiten konnte“, sagte der heute 67-Jährige, der aber dennoch glücklich auf seine Zeit als Trainer in der zweiten Liga blickt.

„Ich empfinde es schon als Privileg, dass ich nirgends mit Schimpf und Schande weggejagt wurde, dass in allen Vereinen das Gefühl herrscht, wir haben eine gute gemeinsame Zeit gehabt.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

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„Wir sind mit 10 Kindern aufgewachsen“

Warum er so lang und erfolgreich bei seinen Vereinen arbeiten konnte, hängt mit seinem früheren Trainer Otto Rehagel zusammen, der ihm die für ihn wichtigste Regel lehrte - den menschlichen Kontakt zu den Spielern zu pflegen.

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„Insgesamt bin ich immer sehr fair und umgänglich mit den einzelnen Spielern umgegangen. Ich habe auch versucht, dass der Austausch mit den Ersatz- und Nachwuchsspielern auf dem gleichen Level stattfindet wie der mit den Stammspielern“, erklärt er. „Das habe ich bei Otto Rehhagel kennengelernt. Denn, auch wenn jemand im Moment nicht spielt, ist er als Mensch unantastbar und genauso wichtig und wertvoll wie die, die spielen. Das war so bei Otto und war es auch die ganze Zeit für mich gewesen.“

Aber nicht nur Rehagel hat starken Einfluss auf die Art und Weise des Coachings von Möhlmann genommen. Auch seine Herkunft hat einen großen Teil zu seiner Trainer-Persönlichkeit beigetragen.

„Wir sind mit zehn Kindern aufgewachsen“, erzählt der ehemalige HSV-Trainer im Podcast. „Ich war der Älteste. Der Jüngste war elfeinhalb Jahre jünger. Für mich als Ältester war es oft so, dass ich verantwortlich war für bestimmte Abläufe im Haushalt. Für das Gemeinschaftsgefühl hat das Aufwachsen in einer Großfamilie schon eine Rolle gespielt. Ich habe gelernt, Rücksicht zu nehmen und habe auch versucht, das allen beizubringen.“

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Benno Möhlmann ist Rekord-Trainer der 2. Bundesliga
Benno Möhlmann ist Rekord-Trainer der 2. Bundesliga

Kindheits-Erfahrungen prägen Trainer-Persönlichkeit

Diese Erfahrungen hat er verinnerlicht und auch auf seinen Beruf übertragen. Als Trainer war ihm stets wichtig, „dass man auch innerhalb einer Mannschaft Rücksicht nehmen muss auf die anderen, dass man Sorge dafür trägt, dass es auch dem Mitspieler gut geht, dass er unterstützt wird, dass er anerkannt wird, dass man sich gegenseitig hilft und auch fordert“, erklärt er leidenschaftlich.

Der ehemalige Profi von Werder Bremen hat schon viele Zweitliga-Mannschaften gecoacht, unter denen auch große Namen wie der Hamburger SV oder 1860 München waren. Doch der Verein, der ihm am nächsten steht, ist nach wie vor Greuther Fürth.

„Nach achteinhalb Jahren habe ich eine sehr gute Bindung zu Fürth. Zu dem Verein kam ich, als sie gerade in die 2. Liga aufgestiegen waren und an letzter Stelle standen. Ich konnte ihnen damals helfen, den Grundstein zu legen, dass der Verein heute zu den 30 besten Vereinen in Deutschland gehört“, freut sich der Rekordmann.

2. Liga „keine Kämpferliga mehr“

Ebenjene Fürther also, die seit kurzem als Erstliga-Absteiger bekannt sind und den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen. Dennoch sei die zweite Liga mittlerweile weit besser als ihr Ruf, so Möhlmann. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

„Die Liga hat Spieler, die fit sind, die aber auch Fußballspielen können.“ Daher sein Tipp: „Man soll auch in der 2. Liga versuchen, das Fußballerische in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist keine Kämpferliga mehr. Alle, die jetzt meinen, in der 2. Liga wird mehr gekämpft oder da ist der Kampf das Allerwichtigste, die liegen nicht richtig.“

Diese Saison ist das beste Beispiel dafür. Im oberen Drittel der Tabellenhälfte, tummeln sich so manche Vereine, die man eher in der ersten Liga verorten würde. Der HSV ist mittlerweile seit vier Jahren in der zweiten Liga und versucht jedes Jahr aufs neue, aufzusteigen. Möhlmann hat insgesamt 105 Spiele lang als Trainer des ehemaligen Dinos an der Seitenlinie in der Bundesliga verbracht. Mit über drei Amtsjahren ist er damit hinter nach Frank Pagelsdorf und Kuno Klötzer der Trainer, der es am längsten in der Hansestadt aushielt. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

„In der Endphase in Hamburg war die Kritik schon sehr überzogen“, erzählt Möhlmann über das Jahr 1995. „Da ging es darum, mich wegzuschreiben. Das hatte der betreffende Journalist damals auch direkt so gesagt. Da hat man schon eine gewisse Ohnmacht und kann letztlich wenig machen, wenn die Dinge ein wenig verzerrt dargestellt werden und wenn alles auf den Trainer bezogen schlecht ist. Die eine oder andere Kritik hat mir zu schaffen gemacht, das will ich gar nicht abstreiten. Ich habe es aber selber verarbeiten können.“

„Ein Trainer wie Jürgen Klopp hat auch seine Unebenheiten“

Das Trainergeschäft hat sich auch im Vergleich zu früher stark verändert. Die heutige Trainergeneration sei zwar optimal ausgebildet, dennoch fehle es oftmals an Erfahrungsschatz, so der frühere Mittelfeldspieler.

„Dass man nur aus der Theorie ein guter Trainer werden kann, dafür gibt es auch genügend Beispiele, aber das ist nicht meine Welt.“

Für ihn ist klar: „Trainer sollten eine gerade Linie haben und charakterfest sein, sie können aber auch Ecken und Kanten haben. Ein Trainer wie Jürgen Klopp hat auch seine Unebenheiten und das wird auch akzeptiert und manchmal wird genau das dann als übertrieben gut empfunden. Das hängt letztlich auch immer mit dem Erfolg zusammen“, weiß das Vorstandsmitglied vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer.

Mounir Zitouni (51) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Auftreten, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de

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