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HSV als schlechter Derby-Sieger? St.-Pauli-Coach sauer - Boldt reagiert

Derby-Irritation: HSV-Boss reagiert

In einem packenden und wilden Stadtderby setzt der Hamburger SV ein wichtiges Statement im Aufstiegsrennen. Der Jubel darüber kommt beim FC St. Pauli nicht gut an.
Der HSV gewann das Derby gegen St. Pauli 4:3
Der HSV gewann das Derby gegen St. Pauli 4:3
© Imago
In einem packenden und wilden Stadtderby setzt der Hamburger SV ein wichtiges Statement im Aufstiegsrennen. Der Jubel darüber kommt beim FC St. Pauli nicht gut an.

Was für ein wildes Hamburg-Derby!

Der Hamburger SV hat im spannenden Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga Verfolger FC St. Pauli auf Distanz gehalten und einen wichtigen 4:3-Derby-Sieg eingefahren.

Über die Art und Weise, wie der HSV den Sieg zelebrierte, ärgerte sich St. Paulis Trainer Fabian Hürzeler. HSV-Sportvorstand Jonas Boldt mühte sich, die Wogen zu glätten.

Emotionen kochen nach Schlusspfiff hoch - Hürzeler sauer

Nach dem Schlusspfiff kannte der Jubel bei den Rothosen keine Grenzen, die Spieler rannten zu ihren Fans, feierten und tanzten mit ihnen, während ein Co-Trainer des HSV ein wenig überdrehte.

„Emotionen gehören zum Spiel, da war es noch respektvoll. Einige müssen sich aber fragen, wie sie danach mit dem Sieg umgehen. Ich wurde so erzogen, dass ich auch im Sieg Größe zeige, genauso wie bei einer Niederlage. Deshalb finde ich, dass zum Fußball Fair-Play gehört“, erklärte Hürzeler den Vorfall, als ein Trainerassistent von Tim Walter direkt nach dem Schlusspfiff zur Bank von St. Pauli rannte, um dort zu jubeln.

Den Namen wollte Hürzeler aber nicht preisgeben und sagte bei Sky lediglich: „Die Person weiß es schon.“ Der Trainer der Kiezkicker ist selbst ein sehr emotionaler Mensch und geigte auf dem Weg in die Kabine Jonas Boldt die Meinung, doch der Sportvorstand des HSV konnte nach wenigen Augenblicken Hürzeler wieder beruhigen.

Boldt mühte sich bei Sky schließlich auch, die Schärfe aus der Angelegenheit zu nehmen und sagte über Hürzelers Unmut: „Gar kein Problem. Ich weiß nicht genau, was war, aber natürlich: Du verlierst so ein Spiel und er ist ein emotionaler Typ. Da jagen sich alle hoch und ich hab versucht, ihn ein bisschen zu beruhigen. Das ist mir glaube ich auch gelungen.“

HSV Zweiter - St. Pauli wohl aus Aufstiegsrennen

Durch den Statement-Sieg rückt die Mannschaft von Tim Walter mit 56 Punkten auf Rang zwei, während die Kiezkicker mit 47 Zählern auf Platz fünf bleiben.

„Es gibt für diesen Sieg ‚nur‘ drei Punkte, aber das Spiel bringt so viele Emotionen mit sich. Es ist so unglaublich wichtig für uns und den Verein“, sagte HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes bei Sky: „Es war nicht einfach. Aber wir waren konsequent, entschlossen. Hinten raus ging es nur darum, den Sieg zu holen. Das haben wir geschafft.“

Nach zehn Siegen in Serie verlor die Truppe von Hürzeler trotz 1:0-Führung nun zum zweiten Mal in Folge und dürfte sich damit wohl aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet haben.

„Ich bin total happy, dass wir gewonnen haben. Es war ein tolles Spiel“, sagte Boldt: „Wir wissen, was es unseren Fans bedeutet. Wir kommen immer wieder zurück, kämpfen dagegen an: Es ist umso schöner, dass der Mut belohnt wird.“

Hammer-Tor leitet Wende ein

Manolis Saliakas (36.) ließ St. Pauli zunächst vom Auswärtssieg träumen. Doch erst sorgte Jonas David mit seinem Traumtor aus rund 25 Metern kurz vor der Pause (44.) für den Ausgleich.

Dann drehten Bakery Jatta (48.) und Moritz Heyer (52.) mit einem Doppelschlag kurz nach dem Seitenwechsel die Partie.

St. Pauli steckte nicht auf und kam durch Elias Saad (71.) noch einmal heran. Doch ein Eigentor von Jakov Medic (78.) stellte den Zwei-Tore-Vorsprung für den HSV wieder her. Der postwendende Anschlusstreffer durch Jackson Irvine (79.) fiel nicht mehr ins Gewicht.

Hamburg-Derby bietet alles: Temporeich, hitzig und heiß umkämpft

Temporeich, hitzig, heiß umkämpft: Die 56.400 Zuschauer im Volksparkstadion sahen ein packendes Derby mit vielen Möglichkeiten - und Toren. Zunächst bestimmten die Gäste vom Hamburger Kiez das Geschehen und gingen mit ihrer vierten (!) Großchance in Führung. Doch der HSV schlug zurück.

Davids Sonntagsschuss und eine Druckphase zu Beginn der zweiten Hälfte ließen die Arena beben. Erst nutzte Jatta, der bei seinem Treffer einen Schlag auf den Knöchel bekam und wenig später runter musste, eine Schläfrigkeit in der braun-weißen Abwehr. Vier Minuten später traf Reis im Nachsetzen, nachdem Pauli-Keeper Nikola Vasilj einen Kopfball von Robert Glatzel noch gerade so von der Linie kratzte.

„Es geht um drei Punkte, aber unsere Fans erwarten ein bisschen mehr. Es geht um die Hoheit in der Stadt, wir sind guter Dinge“, sagte HSV-Coach Walter unmittelbar vor dem Anpfiff bei Sky und unterstrich die Bedeutung der Partie: „Wir sind voller Selbstvertrauen und wollen das Spiel natürlich gewinnen.“ Den Worten ihres Trainers ließen die HSV-Profis einen leidenschaftlichen Auftritt mit viel Herz und Willen folgen.

Die Partie wurde von einem Großaufgebot der Polizei begleitet. Durch eine strikte Trennung der rivalisierenden Fanlager blieben größere Zwischenfälle im Vorfeld des Spiels aus. Während der Partie zündeten beide Seiten Pyrotechnik und sorgten dafür, dass die zweite Halbzeit mit Verspätung angepfiffen wurde. Für Aufsehen sorgten Unbekannte, die in der Nacht zu Freitag den Uwe-Seeler-Fuß vor dem Volksparkstadion mit St.-Pauli-Stickern beklebten. (NEWS: Ekel-Attacke vor Hamburg-Derby)

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)