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FCK-Held: "Es muss mal jemand auf den Tisch hauen"

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FCK-Held: "Es muss mal jemand auf den Tisch hauen"

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FCK-Held: „Da fehlen einem die Worte“

Den beiden Kultklubs Hansa Rostock und 1. FC Kaiserslautern droht der Abstieg in die Drittklassigkeit. Marcel Ziemer, bei beiden Vereinen als Held gefeiert, erinnert sich an alte Zeiten und erklärt, wie der FCK den Abstieg noch verhindern kann.
Die Heimpremiere von Friedhelm Funkel als Trainer des 1. FC Kaiserslautern geht komplett in die Hose! Ausgerechnet im Derby gegen den KSC gibt es eine Klatsche - und die Fans reagieren deutlich.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Es ist das Zweitliga-Duell 17. gegen 16. Hansa Rostock empfängt am Samstag den 1. FC Kaiserslautern (ab 13.00 Uhr im LIVETICKER). Abstiegskampf pur also. Friedhelm Funkel ist seit zweieinhalb Wochen als FCK-Trainer im Amt und spürt schon, wie heikel seine Mission ist. Der Klassenerhalt ist das einzige Ziel.

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Im Heimspiel am vergangenen Samstag gegen den Karlsruher SC gab es für Funkel die erste Ohrfeige, da setzte es eine böse 0:4-Klatsche. Die Situation am Betzenberg ist ernst.

Auch die Rostocker, die mit Mersad Selimbegovic (zuvor Jahn Regensburg) seit Mitte Dezember des vergangenen Jahres einen neuen Trainer haben, kämpfen gegen den Abstieg.

Gegen Hansa trifft Funkel auf seinen früheren Arbeitgeber. In der Saison 2000/2001 war er mal Trainer in Rostock und schaffte es souverän, die Ostseestädter in der Bundesliga zu halten. Das liegt lange zurück, für Sentimentalitäten ist gerade kein Platz. Für beide Klubs zählt am Samstag nur ein Sieg.

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Das sieht auch Marcel Ziemer so. Der heute 38-Jährige spielte für beide Vereine und trägt sowohl Hansa als auch den FCK im Herzen. Von 2004 bis 2008 trug „Cello“, wie ihn die Fans nannten, das Trikot der Roten Teufel, von 2014 bis 2018 das Hansa-Dress. Für die Mecklenburger brachte er es auf 102 Spiele, in denen er 43 Tore schoss.

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Funkel kritisiert die Einstellung

Funkel kritisierte am Mittwoch die Einstellung seiner Spieler. „Ich glaube, dass die Mannschaft sehr lieb und brav ist. Das ist im Moment auch nicht der Idealfall. Es muss auch mal in der Kabine rauschen, es muss auch mal jemand auf den Tisch hauen.“

Worte, die Ziemer gefallen dürften. „Das 0:4 gegen den KSC war natürlich ein Schlag ins Gesicht. Da fehlen einem die Worte. In der Vergangenheit lief es daheim mit der Wucht des Betze besser. Jetzt hat man richtig auf die Fresse gekriegt, um aufzuwachen“, sagt Ziemer, der als Immobilienkaufmann und Wohnungsverwalter tätig ist, im Gespräch mit SPORT1.

Nebenbei trainiert Ziemer die U19 des FC Förderkader von Ex-Nationalspieler René Schneider. „Das ist ein familiärer Verein, das passt zu mir.“ Der Ex-Profi blickt nicht wehmütig zurück. „Ich bin stolz und zufrieden für das, was ich erleben durfte. In Rostock habe ich auch meine jetzige Frau kennengelernt und bin dort Vater geworden.“

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Ähnliche Situation

Ziemer beobachtet natürlich das Geschehen bei seinen früheren Klubs genau. „Die Situation beim FCK und Hansa ist ähnlich. Aus diesem Strudel rauszukommen, ist extrem schwer. Alle müssen so eng wie möglich zusammenrücken. Damals hat es beim FCK nur so funktioniert.“ Wie im Frühjahr 2008 droht den Pfälzern der Abstieg in die Dritte Liga.

Damals war Ziemer dabei, als am 34. Spieltag im „Herzschlag-Finale“ zu Hause gegen den 1. FC Köln die Rettung in letzter Sekunde gelang. 3:0 gewannen die Roten Teufel, Ziemer erzielte in der zweiten Halbzeit die entscheidenden Tore zum 2:0 und 3:0. Der Schütze des ersten Treffers an jedem 18. Mai war der Kanadier Josh Simpson.

„Ich habe das schonmal durchgemacht und man muss immer an die Rettung glauben. Unsere Situation damals war noch schwieriger“, erinnert sich Ziemer. „Der FCK darf nicht untergehen. Man sollte sich ein Beispiel an Heidenheim oder Darmstadt nehmen. Da wurde jahrelang Kontinuität gelebt.“

Keine gute Stimmung

Die Lage in Kaiserslautern ist ernst. Intern soll das Klima nach SPORT1-Informationen schon länger nicht gut sein, als Grund wird auch der Technische Direktor Enis Hajri genannt. Zwei Physiotherapeuten und der langjährige Mannschaftsarzt mussten gehen. Im Sommer soll auch Teammanager und Ex-Profi Florian Dick den Klub verlassen.

FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen habe „einige gute Sachen“ gemacht, findet Ziemer, „zuletzt waren einige unglückliche Entscheidungen dabei. Intern laufen die Dinge sicher anders, wie es nach außen dargestellt wird. Der FCK muss wieder zur Ruhe kommen“.

Von Funkel ist Ziemer überzeugt. „Mit ihm hat man einen erfahrenen Mann an der Seitenlinie, ich traue Funkel viel zu. Er ist ein super Trainer und eine tolle Persönlichkeit. Ihn hätte ich gerne als Trainer gehabt. Er kann nichts für das 0:4. Die Jungs aus dem Strudel rauszuziehen, ist so schwer. Funkel hat leider kaum Zeit.“

Ziemer: „Wünsche mir, dass es positiv ausgeht“

Ziemer ist in beiden Fanlagern auch heute noch ein Held. „Ich durfte in Kaiserslautern Profi werden. Als Pfälzer Junge liebe ich diesen Klub natürlich. Bei Hansa haben mich die Fans für meine Art Fußball zu spielen geliebt“, erzählt Ziemer. „Ich werde immer positiv in Rostock empfangen. Ähnlich ist es beim FCK. Beide Klubs sind von den Fans her ähnlich verrückt. Ich bin dankbar für die Zeit in jedem Verein, wünsche mir, dass das positiv ausgeht.“

Wer geht in der aktuellen Mannschaft voran? Kapitän Jean Zimmer müsste es, doch er wirkte zuletzt nach dem Desaster gegen den KSC im SWR-Fernsehen alles andere als kämpferisch. Im Gegenteil. Er sei der Kapitän und müsse alles geben, „aber es ist auch nicht einfach für ihn. Es ist für ihn eine unangenehme Situation, weil er zuhause spielt und oft kritisiert wird. Er macht sich auch selber viel Druck“, findet Ziemer.

Natürlich sind die Fans beider Klubs schockiert über die aktuelle Entwicklung bei ihrem Herzensverein. „Die Tugenden jetzt auf den Platz zu kriegen, ist nicht leicht“, weiß Ziemer und legt den Finger nochmal in die Wunde jedes FCK-Fans: „Es gibt keine Entschuldigung mehr für das 0:4 gegen den KSC.“ Für beide Vereine müsse jetzt nur eines gelten: „Kratzen, beißen, kämpfen - das kann jeder.“