2. Bundesliga>

"Hat von Fußball-Geschäft leider keine Ahnung"

Neururer rechnet mit Schalke ab

Es kehrt weiterhin keine Ruhe ein bei Schalke 04. Für Trainer-Legende Peter Neururer kommt dies nicht von ungefähr. Er kritisiert bei SPORT1 die aktuelle sportliche Führung und die fatale Außendarstellung.
Trainer Kees van Wonderen muss Schalke 04 zum Saisonende verlassen. Ex-Schalke-Trainer und SPORT1-Experte Peter Neururer übt in Spotlight harsche Kritik an der Vorgehensweise und stellt die Kompetenz der Führungsebene rund um Matthias Tillmann infrage.
Es kehrt weiterhin keine Ruhe ein bei Schalke 04. Für Trainer-Legende Peter Neururer kommt dies nicht von ungefähr. Er kritisiert bei SPORT1 die aktuelle sportliche Führung und die fatale Außendarstellung.

Beim FC Schalke 04 herrscht erneut geräuschvolles Chaos: Schon vier Spieltage vor dem Ende der Saison in der 2. Bundesliga steht fest, Cheftrainer Kees van Wonderen muss zum Saisonende gehen (Topspiel der 2. Bundesliga: Samstag ab 19.30 Uhr LIVE auf SPORT1).

Trainer-Legende Peter Neururer wundert sich bei SPORT1 über die Entscheidung - und sieht die Probleme bei seinem früheren Klub deutlich tiefer liegen.

Neururer kritisiert Schalke: „Absolut katastrophal“

„Kees van Wonderen tut mir irgendwie leid. Denn mit dieser Mannschaft, die man zusammengestellt hat, war kaum mehr drin”, sagte Neururer in der Sendung Spotlight zur Entlassung des Niederländers.

Das ausgegebene Ziel von Vorstand Matthias Tillmann, im oberen Tabellendrittel zu landen, sei „mit der Mannschaft unmöglich“ gewesen. Von einem Platz unter den ersten Sechs und einem Eingriff in den Aufstiegskampf könne man bei „Schalke 04 höchstens träumen“.

Gerade deshalb könne er den Frust des Niederländers verstehen. Van Wonderen hatte zuletzt die Schalker-Vereinsführung öffentlich kritisiert.

„Das was passiert ist, ist aus seinem Frust heraus passiert. Er hat mir gesagt, dass er über Wochen darauf gewartet hat, dass die Vereinsführung mal Stellung bezieht. Es wurde ständig in der Öffentlichkeit über andere Trainer gesprochen, obwohl van Wonderen noch Vertrag hatte. Man hätte zuerst mit ihm sprechen müssen“, sagte Neururer.

Neururer stört die Außendarstellung des Vereins extrem: „Namen wurden ja hier fast täglich gehandelt und teilweise hatten sie sogar schon die Chance abzusagen, während der aktuelle Trainer, dessen Vertrag übrigens bis 2026 noch lief, noch im Amt war. Das ist eine Art der Kommunikation, die gehört sich nicht und ist absolut katastrophal“, kritisiert Neururer, der am Samstag 70 wird: „Die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen wurde, ist nicht Schalke like. So ist Schalke aber leider geworden.“

Sportliche-Führung? „Hat vom Fußball-Geschäft keine Ahnung“

Aber nicht nur in der Außendarstellung sieht Neururer ein Problem bei seinem Herzensverein. Ihm würde zudem sportliche Kompetenz in der Führungsetage fehlen.

„Youri Mulder macht einen hervorragenden Job, aber was ansonsten von der sportlichen Führung zu hören war, ist null und nichtig. Sportliche Kompetenz ohne Mulder gibt es leider nicht. Das ist das große Defizit bei diesem Verein“, meint Neururer.

Kritisch sieht er auch den Vorstandsvorsitzenden Matthias Tillmann: „Ich durfte ihn selbst kennenlernen. Er ist ein wirklich netter Mensch mit starker Rhetorik, aber leider hat er vom Fußball-Geschäft überhaupt keine Ahnung.“

Gerade deshalb sei es gut, dass mit Frank Baumann nun endlich „ein Fachmann“ als neuer Sportvorstand eingestellt werden würde, auch wenn Neururer auch Kritik am Start des ehemaligen Bremers übte: „Frank Baumann beurlaubt einen Trainer, ohne eigentlich im Amt zu sein. Das passt zu Schalke 04.“

„Sonst kann man den Laden gleich dichtmachen“

Baumann hatte mit über die Beurlaubung vom aktuellen Trainer van Wonderen entschieden. Neururer betonte aber, dass er den Fehler nicht bei Baumann, sondern bei den bisherigen Entscheidern im Verein sehe.

Deswegen zeigt er sich aktuell auch wenig optimistisch, dass Baumann auf Schalke gleich Bäume ausreißen könnte: „Ich glaube schon, dass Frank Baumann die Fähigkeiten hat, einiges zu ändern. Ich weiß aber nicht, welche Möglichkeiten Schalke 04 ihm bietet.“

Bevor Baumann etwas verändern könne, müsse der Verein erstmal eigene Ziele definieren: „Ich muss erst die Frage beantworten: Wofür steht Schalke 04? Da mache ich mir wirklich ernsthafte Sorgen, weil ich nicht glaube, dass mit dieser Führung das überhaupt möglich ist.“

Dementsprechend schwer könnte seiner Meinung nach auch die Suche nach einem Trainer werden. Aktuell müssen man sich die Frage stellen, wer sich dieses Schalke überhaupt antun möchte.

„Der neue Trainer muss die Möglichkeiten bekommen, in diesem oder dem nächsten Jahr aufzusteigen, sonst kann man den Laden gleich dichtmachen“, findet Neururer. Ob der Verein dem neuen Trainer dafür aber die Möglichkeiten bieten könne, bezweifelt der Kult-Trainer.