Hallo Fußball-Freunde,
Reif: Von Löw ziemlich daneben
beim 2:1-Sieg in der Nations League gegen die Ukraine hat die deutsche Nationalmannschaft lange überlegen gespielt, ohne dass man auf den Stühlen stehen müsste. Das reicht zwar erst mal, ist aber nichts, was dich bewegt.
Ich will ganz ehrlich sein: In den Turnieren oder in einer Qualifikation, da geht es dann wieder um was, dann wird abgefragt. Früher warst du Weltmeister, und da war alles spannend: Da ist jeder zum Lagerfeuer gepilgert.
Aber heute? Da hast du soviel Fußball... So ein Spiel wie gegen die Ukraine schaue ich mir von Berufs wegen an, aber nicht, weil ich diesen Abend dringend so verbringen wollte.
Wir stecken mit dem Fußball in einer Falle, denn Nationalmannschaften werden nur noch bei Turnieren relevant sein. Wir müssen diesen Schwachsinn abschaffen, der zwischen den Turnieren geschieht, das ist verheerend. Auch in Sachen Spielplan mit Bick auf die nationalen Ligen wird das zum Irrsinn.
Reif: Löw-Reaktion nicht souverän
Ansonsten musst du dich zufrieden geben mit dem, was du hast, auch seitens des Personals: Wir sind in Corona-Zeiten, wir hatten eine Sommerpause, die keine war. Im Testspiel gegen die Türkei war die Aufstellung dann halt doch alternativlos.
Wen hätte Joachim Löw als Bundestrainer denn sonst nominieren sollen? Wenn du die Bayern-Spieler in so einem Spiel wie gegen die Türkei einsetzt, grenzt das an Körperverletzung, das kannst du nicht machen.
Was mir jedoch nicht gefallen hat, war Löws Reaktion auf die Kritik von Außen, nämlich zu sagen: Es ist mir wurscht, was jemand sagt, ich bin da nur bei mir. So einen Satz bekommt Löw dann zu Recht um die Ohren, denn nicht zuletzt ist er ja auch DFB-Repräsentant.
Das so flapsig einfach wegzubügeln, wenn ein Lothar Matthäus als Rekordnationalspieler Kritik übt, das fand ich von Löw dann doch daneben und nicht souverän - Löw ruht nicht mehr so sehr in sich.
Reif: FC Bayern mit sinnvoller Transfer-Offensive
Bis nächste Woche die Bundesliga wieder loslegt, dürfte auch die jüngste Transfer-Offensive des FC Bayern ein Thema bleiben: Mir erscheint das alles sehr sinnvoll. Die Bayern haben am Transfermarkt genau das gemacht, was sie machen wollten, um die nächsten Ziele anzugehen. Sie haben sich gegen die Konkurrenz punktgenau verstärkt.
Vielleicht hätten sich die Bayern für Kai Havertz noch ganz anders ins Zeug legen können, wenn Corona nicht gewesen wäre – aber das ist Konjunktiv. Auch was die Bundesliga insgesamt gemacht hat, finde ich absolut lobenswert und verantwortlich: Sich gerade in Corona-Zeiten eben nicht hoffnungslos zu verschulden.
Denn schauen wir doch mal auf Manchester City und Pep Guardiola: Da wurden in den letzten Jahren so um die 400 Millionen nur für Abwehrspieler ausgegeben - und gewonnen haben sie dennoch nix.
Da sieht man doch, dass man mit sehr viel Geld auch einigen Unsinn treiben kann.
Bis demnächst,
Euer Marcel Reif
Marcel Reif ist nach rund 1.500 kommentierten Spielen eine Reporter-Legende. Für seine Arbeit erhielt Reif unter anderem den "Grimme Preis", den "Deutschen Fernsehpreis" und den "Bayerischen Fernsehpreis". Seit Sommer 2016 begleitet Marcel Reif als Experte den CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.