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BVB: Ex-Keeper Mitchell Langerak über Borussia Dortmund, Klopp und Japan-Rekorde

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BVB: Ex-Keeper Mitchell Langerak über Borussia Dortmund, Klopp und Japan-Rekorde

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„Ich war wie ein Sohn für Jürgen Klopp“

Im SPORT1-Interview spricht Mitchell Langerak über seine Zeit bei Borussia Dortmund und Ex-Coach Jürgen Klopp. Auch Mario Götze und seine Torwart-Rekorde in Japan stehen im Blickpunkt.
Mario Götze und Mitchell Langerak pflegen nach wie vor eine gute Freundschaft. Der Australier ist überzeugt, dass der Weltmeister bald wieder auf dem Platz für Furore sorgen wird.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Er war einer der Titel-Hamster bei Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp.

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Mit dem BVB wurde Mitchell Langerak 2011 und 2012 Deutscher Meister und einmal Pokalsieger, stieg mit dem VfB Stuttgart 2017 in die Bundesliga auf.

Seit Januar 2018 spielt der australische Torwart nun in Japan bei Nagoya Grampus - und sorgt dort nun für Rekorde am laufenden Band.

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Nach zwei soliden Jahren zu Beginn seines fußballerischen Abenteuers in Fernost brach Langerak 2020 nicht nur den Rekord für die meisten Spiele ohne Gegentor, sondern verbesserte die Bestmarke nur ein Jahr darauf gleich wieder - mit 18 Spielen zu Null nach 28 Spieltagen.

Langerak über Japan, BVB und Klopp

Im SPORT1-Interview spricht der 33-Jährige nun über seine Erfolgsgeschichte in der J-League, den BVB und Klopp.

SPORT1: Herr Langerak, Sie sind seit 2018 in Japan. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Mitchell Langerak: Das ist bisher alles sehr gut für mich gelaufen. Seit meinem Wechsel zu Borussia Dortmund war das die beste Entscheidung in meiner Karriere. Ich mag den Fußball und das Leben in Japan, beides passt gut zu mir. Meine Familie und ich sind sehr glücklich, wie alles gekommen ist.

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SPORT1: War das von Anfang an so?

Langerak: In den ersten beiden Jahren hatte der Verein einige Probleme, da standen wir hinten in der Tabelle. Aber wir konnten uns retten. Und in den zurückliegenden zwei Jahren ist es uns ganz gut gelungen, sportlich Erfolg zu haben, weil wir eine sehr gute Truppe haben. In dieser Saison haben wir die Möglichkeit, Großes zu erreichen.

Wohl eines der Highlights seiner Karriere: Mitchell Langerak hält im DFB-Pokal Halbfinale 2015 gegen Bayerns Mario Götze den entscheidenden Elfmeter und zieht mit dem BVB ins Finale ein.
Wohl eines der Highlights seiner Karriere: Mitchell Langerak hält im DFB-Pokal Halbfinale 2015 gegen Bayerns Mario Götze den entscheidenden Elfmeter und zieht mit dem BVB ins Finale ein.

SPORT1: Haben Sie die japanische Kultur 2018 sofort verinnerlicht?

Langerak: Die Kultur in Japan ist extrem anders als in Deutschland. Aber nach einer gewissen Zeit konnte ich das annehmen, nur mit der Sprache habe ich bis heute meine Probleme, ich habe einen Dolmetscher. Das Leben ist einfach schön, Japan ist ein sauberes Land und die Menschen sind einfach irre nett.

Langerak: „Sehr mit den Gedanken beim BVB“

SPORT1: Wie sehr haben Sie den BVB und den VfB noch im Blick?

Langerak: Ich bin immer sehr mit den Gedanken beim BVB und beim VfB. Ich schaue immer, wie beide Klubs gespielt haben. Ich bin sehr glücklich, weil ich nur gute Erinnerungen an meine Zeit in beiden Vereinen habe. Es gibt Spieler, die haben ein schlechtes Verhältnis zu ihrem Ex-Klub, bei mir ist das definitiv anders. Meine Liebe für den VfB und besonders für den BVB ist größer geworden, weil da eine Sehnsucht entstanden ist. Seit ich weg bin, schaue ich anders auf die Bundesliga und meine früheren Klubs. Ich sehe sie ein bisschen wie meine Vereine, die ich schon als kleiner Junge toll fand. Ich bin glücklich, dass der BVB seit Jahren oben mitspielt und dass auch der VfB wieder in der Bundesliga spielt. In den nächsten Jahren ist für sie auch der Europacup nicht mehr unmöglich.

SPORT1: Sie lassen Ihre Karriere in Japan ausklingen. Hätten Sie 2018 gedacht, dass es ein so erfolgreiches Kapitel werden würde?

Langerak: Es war wie ein kleiner Traum. Ich hoffe, dass ich noch viele Jahre in Japan spielen kann. Der Fußball hier ist unglaublich schnell. Ich habe mit vielen Spielern aus Europa gesprochen, die jetzt in Japan spielen. Und wir finden alle, dass das Tempo hier enorm angezogen hat.

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SPORT1: 2020 haben Sie nicht nur den Rekord für die meisten Spiele ohne Gegentor gebrochen, sondern ihn nur ein Jahr später erneut verbessert. Das ist erstaunlich - wie bewerten Sie Ihre Leistung?

Langerak: Wahnsinn. Aktuell haben wir 19 Mal zu Null gespielt. Und es sind noch sieben Spiele. Ich hoffe, ich kann noch einige Male die weiße Weste behalten und den Rekord ausbauen. Das wäre wunderbar.

Langerak über sein Gegentor-Rekord

SPORT1: Sie haben 21 Bundesligaspiele für den BVB und Stuttgart gemacht, aber in Dortmund standen Sie meist im Schatten von Vereinslegende Roman Weidenfeller. Warum hat es in der Bundesliga nicht so geklappt?

Langerak: Ich bin total stolz auf meine Zeit in der Bundesliga. Man darf nicht vergessen, dass ich mit 21 zum BVB gewechselt bin und direkt aus Australien kam. Ich hatte damals nur wenige Spiele in meiner Heimat gemacht, war ein junger Kerl und mir fehlte natürlich die Erfahrung. Ich fühlte mich durch meinem Wechsel nach Deutschland und zum BVB wie der Mann auf dem Mond, es war ein anderer Planet. Ich wollte in den ersten zwei Jahren hinter Roman einfach nur lernen.

Ich habe mir alles abgeschaut, was er gemacht hat. Ich habe in diesem tollen Klub mit diesem grandiosen Trainer (Jürgen Klopp, d. Red.) nie Stress gefühlt. Roman wollte mir in jeder Situation helfen. Es war eine so tolle Zeit beim BVB. Klar, ich hätte gerne mehr Spiele gemacht, aber die Erfahrung in diesen Jahren in Deutschland war unglaublich wertvoll. Jetzt bin ich zehnmal besser als in Deutschland, weil ich regelmäßig spiele und mich Schritt für Schritt verbessern konnte.

SPORT1: Ihre Erfolgsgeschichte in Japan geht sogar noch weiter: Seit Ihrem Wechsel nach Nagoya haben Sie 50 Mal zu Null gespielt - ein weiterer Ligarekord für Sie. Trainieren Sie anders als in Deutschland, oder was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Langerak: Diese tolle Marke mit den 50 Spielen habe ich erreicht, weil ich viel besser geworden bin aufgrund der größeren Erfahrung. Ich habe in den zurückliegenden Jahren weiter an mir gearbeitet und hatte ja schon einen guten Lernprozess in Deutschland. Ich schaue immer wieder gerne zurück auf meine Dortmunder Zeit. Wenn ich da auf der Bank saß, habe ich konkret auf Roman geschaut, aber konnte mir in den Spielen von außen auch bei anderen Torhütern wie Manuel Neuer, Marc-Andre ter Stegen oder Bernd Leno einiges abschauen.

Bei Nagoya Grampus erlebt Mitchell Langerak seinen zweiten Frühling und bricht derzeit einen Rekord nach dem anderen
Bei Nagoya Grampus erlebt Mitchell Langerak seinen zweiten Frühling und bricht derzeit einen Rekord nach dem anderen

Langerak über Klopp: „Es war außergewöhnlich“

SPORT1: Stehen Sie noch in Kontakt mit ehemaligen BVB-Kollegen oder Jürgen Klopp?

Langerak: Ich habe von Jürgen eine liebe Nachricht bekommen, als ich mein erstes Jahr beim VfB spielte. Mein Verhältnis zu ihm war sehr gut. Er ist ein so toller Mensch. Ich war wie ein Sohn für Jürgen Klopp. Es war außergewöhnlich, ich bin dankbar, dass er mein Trainer war. Er war so geduldig mit mir. Dafür danke ich ihm ewig. Ich habe meistens noch über Instagram Kontakt zu Neven Subotic und Mario Götze. Dann lachen wir und denken gerne an die schöne BVB-Zeit zurück. Wenn ich die Jungs mal wieder sehen würde, dann würde ich sie ganz lange und herzlich umarmen. Sonst gibt es keinen engen Kontakt, ich schreibe nur mit Teddy de Beer (früherer Torwarttrainer beim BVB, d. Red.) Whatsapp-Nachrichten. Auch zu Kevin Großkreutz habe ich noch guten Kontakt. Er ist ein sehr guter Junge. Damals waren wir so eine tolle Truppe, es gab weder Neid noch Missgunst.

SPORT1: Wie sehen Sie Mario Götze?

Langerak: Er ist so ein toller Mensch. Als ich damals nach Dortmund kam, war er 17. Er war damals schon sehr professionell. Vielleicht neben Robert Lewandowski der professionellste Spieler, mit dem ich zusammengespielt habe. Mario hatte damals schon den Kopf wie ein 28-Jähriger. Er war mental fast besser als jeder andere Spieler beim BVB.

SPORT1: Erinnern Sie sich an einen besonderen Moment mit Götze?

Langerak: Mein erstes Bundesligaspiel war zu Hause gegen Leverkusen, ich saß auf der Bank und Mario sagte mir im Team-Hotel auf dem Zimmer: ‚Ich hoffe, dass ich spiele und ein Tor schießen werde‘. Ich dachte nur: ‚Wow, was für ein Selbstvertrauen!‘ Und dann stand Mario in der Startelf, hat zwar kein Tor geschossen, aber war brutal gut in diesem Spiel. In der nächsten Woche beim VfB Stuttgart schoss Mario sein erstes Bundesligator. Ich freue mich so sehr für ihn, dass er das so gut macht in Eindhoven. Er kann jetzt wieder einfach nur Fußball spielen. Er hat Ruhe in seinem Leben gebraucht. Und er hat weniger Stress mit seinem Hype als in Deutschland.

Ron-Robert Zieler und Mitch Langerak im Training des VfB Stuttgart
Ron-Robert Zieler und Mitch Langerak im Training des VfB Stuttgart

Eine neue Zeit für den BVB

SPORT1: Wer wird in dieser Saison Deutscher Meister? Der BVB oder der FC Bayern?

Langerak: Ganz klar, ich drücke dem BVB natürlich die Daumen. Aber der FC Bayern ist auch in dieser Saison wieder extrem stark, fast noch stärker als in der vergangenen Runde. Gerade jetzt beginnt dort mit Julian Nagelsmann eine neue Ära. Aber auch die Dortmunder starten mit Marco Rose und vielen jungen Spielern in eine neue Zeit. Es ist sehr spannend, das aus der Ferne zu beobachten. Wer wird Deutscher Meister? Ich hoffe natürlich, dass es der BVB schafft.

SPORT1: Wollen Sie nach Ihrer Karriere in Japan bleiben?

Langerak: Ich werde auf jeden Fall nach Australien zurückgehen. Es ist für mich ganz wichtig, dass meine Kinder die gleiche Kindheit und Jugend haben wie ich damals mit Strand, schönem Wetter, Fußball und Cricket. All die schönen Dinge, die ich als Kind und Jugendlicher machen konnte. Beruflich habe ich ein Ziel: Ich will Torwart-Trainer werden, das reizt mich sehr. Ich liebe das Torwart-Spiel einfach.