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"Flutlicht an!" mit Mara Pfeiffer - zu Gast: Riem Hussein

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"Flutlicht an!" mit Mara Pfeiffer - zu Gast: Riem Hussein

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„Ich finde, dass es nicht gleichberechtigt zugeht“

Riem Hussein ist Schiedsrichterin und Apothekerin. Im Podcast „Flutlicht an!“ spricht sie über ihre Geschichte.
Beim Bundesliga-Spiel zwischen Hertha BSC und Werder Bremen im September 2017 feiert Bibiana Steinhaus ihr Debüt in der obersten deutschen Spielklasse. Sie ist die erste Frau, die ein Bundesligaspiel leitet.
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Wer herausfinden möchte, ob ihre Aufgabe als Schiedsrichterin für Riem Hussein Beruf oder Berufung ist, muss sie einfach fragen, wie das Jahr 2021 bei ihr im Job gelaufen sei.

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Da erzählt die 41-Jährige von der Arbeit in der Apotheke, die sie mit einer Schwester und einem Bruder – insgesamt sind die Geschwister zu fünft – betreibt. Es sei viel losgewesen, blickt sie zurück: Masken, Unsicherheit, Tests. Ein Privileg, so gebraucht zu werden, in diesen Zeiten.

Anschließend lacht Hussein, herzlich und ansteckend – über sich selbst. Immerhin ist man zum Gespräch über Fußball verabredet.

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Aber mit ihrer Spontaneität hat sie in gewisser Weise bereits eine Antwort gegeben und bestätigt die sogleich noch: „Mein Beruf ist der Job der Apothekerin. Ich stehe nicht auf und denke den ganzen Tag nur an Fußball.“

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Gleichwohl hat der immer eine große Rolle gespielt in ihrem Leben. Bis 2005 lief Hussein als Stürmerin auf, absolvierte parallel bereits die Ausbildung zur Schiedsrichterin. Sie habe diese Zunft lange nicht wirklich wahrgenommen, gesteht sie nachträglich.

Als sie selbst ihren Schein gemacht hatte, sei sie als Spielern definitiv schwierig geworden: „Wenn du Kolleginnen fragst, die mich früher gepfiffen haben, würden die dir allesamt sagen, dass ich ‘ne ätzende Spielern war“, bekennt die Bad Harzburgerin so freimütig wie selbstkritisch.

Hussein bemängelt fehlende Gleichberechtigung

Diese Art, sich selbst schonungslos, aber mit einem Augenzwinkern, zu reflektieren, ist typisch für Riem Hussein. Sie tut das auch, wenn es um ihre Rolle als Frau im Männerfußball geht. Sehr lange habe sie sich nicht damit befasst, was das eigentlich bedeute, erzählt sie.

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Wenn sie heute zurückschaue, würde sie allerdings sagen, „dass es nicht gleichberechtigt zugeht“ – auch, wenn die betroffenen Verantwortlichen das sicher anders bewerten würden.

Sie selbst habe dank ihres Landesverbandes positive Erlebnisse gesammelt, wenn es um die Förderung auch von Frauen in ihrem Metier gehe. Wenn der Fokus sich auf den DFB richtet, ist Hussein ein instinktives Aufseufzen in jeder Aussage anzuhören.

„Ich habe das Gefühl, wir werden manchmal gar nicht als förderungswürdig erachtet“, sagt sie offen. Die Vorstellung sei, dass Frauen ohnehin bald Partner*innen und Kinder hätten – und eine Investition in ihre Karriere damit quasi verbrannt wäre. Der Unwille der Schiedsrichterin ist deutlich spürbar.

Hussein mit Meilenstein

Umso stolzer ist Hussein, im November das erste rein weibliche Referee-Team im männlichen Profi-Fußball angeführt zu haben. Mit ihren Kolleginnen Christina Biehl und Katrin Rafalski leitete sie die Drittligapartie Havelse gegen Halle.

„Ich hatte überhaupt keine Bedenken, ich hatte eher Lust und wirklich die Freude, allen zu zeigen, dass wir da einen tollen Job machen können.“ Diskussionen gebe es schließlich nur, wenn ihre Leistung angezweifelt werde.

Und was die Freude angeht, habe sie selbst als Spielerin viele unschöne Erfahrungen gemacht mit Schiedsrichtern, die schon mittels Körperhaltung verrieten: Ein Spiel der Frauen zu leiten, empfinden sie eigentlich als unter ihrem Niveau.

Daraus habe sie für sich gelernt, jede Partie ernst zunehmen, erzählt die 41-Jährige von einen wichtigen Lernprozess. Klar komme es auch mal vor, einen schlechteren Tag an der Pfeife zu haben, aber das sei vollkommen unabhängig vom Niveau des geleiteten Spiels; und dann eben einfach menschlich.

Neben der Premiere in der Dritten Liga gehörte die Leitung des Champions-League-Finales zwischen Chelsea und Barcelona zu den Highlights des letzten Jahres. Als Roberto Rosetti sie darüber informierte, stand Hussein gerade in der Apotheke.

Auch hier ist die Schiedsrichterei natürlich Dauerthema, nicht nur, weil ihre Geschwister flexibel auf kurzfristig angekündigte Einsätze reagieren müssen, sondern auch, weil Kund*innen sie oft auf ihre Tätigkeit ansprechen. Da könne sie, glaubt Hussein, vielfach positive Aufklärung über diese Aufgabe leisten.