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Inklusion im Fußball - Flutlicht an! mit Mara Pfeiffer

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Inklusion im Fußball - Flutlicht an! mit Mara Pfeiffer

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Inklusion im Fußball

Daniela Wurbs sieht Vereine in der Pflicht, Stellung zu beziehen zu Themen, die gesellschaftlich relevant sind. Im Podcast „Flutlicht an!“ spricht sie über Inklusion im Fußball.
Daniela Wurbs (l.), Projektleiterin von "KickIn", der "Beratungsstelle Inklusion im Fußball", im Gespräch mit der Wortpiratin Mara Pfeiffer
Daniela Wurbs (l.), Projektleiterin von "KickIn", der "Beratungsstelle Inklusion im Fußball", im Gespräch mit der Wortpiratin Mara Pfeiffer
© SPORT1-Grafik: Privat/SPORT1
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Wenn Daniela Wurbs auf ihre persönliche Fußballsozialisation zurückschaut, sieht sie zwei ganz unterschiedliche Prägungen.

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„Ich bin im Dorfverein großgeworden“, sagt sie über ihre frühen Erfahrungen als Zuschauerin. „Damals noch sehr klischeemäßig, die Mutter macht den Kartoffelsalat nach dem Spiel, den habe ich dann ins Vereinsheim getragen.“

Als Teenagerin kommt sie erstmals mit dem FC St. Pauli in Kontakt. Und ja: auch aufgrund des Totenkopfs.

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„Es war für mich die perfekte Kombination aus allen Dingen, die ich wichtig finde und die mich begeistern.“ Insbesondere Fußball und gesellschaftliche Verantwortung, mit der Wurbs sich früh beschäftigt.

Vereine müssen Verantwortung übernehmen

Den Sport ohne diese Wertebasis zu (er)leben, wäre für sie vermutlich nicht möglich gewesen, sinniert die Sozialpädagogin, die in Wiesbaden studiert hat.

Vereine sieht sie als soziale Akteur*innen mit immenser Reichweite in der Pflicht, Stellung zu beziehen zu Themen, die gesellschaftlich relevant sind – und Verantwortung zu übernehmen.

In den folgenden Jahren arbeitet Wurbs unter anderem im Fanladen St. Pauli (Fanprojekt), ist Mitbegründerin der „Football Supporters Europe“, der heute größten Fußballfanorganisation Europas, und beschäftigt sich intensiv mit Fans, deren Themen, aber auch: Rechten.

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Wurbs: „Die Geschichte ist nur nur schwarz-weiß“

Über die schlechte Lobby der Anhänger*innen konstatiert sie: „In den Medien funktionieren schlechte Nachrichten besser als gute.“ Deshalb sei es wichtig, dass Journalist*innen, die im Sport arbeiten, sich Gedanken machten, „ob ihre Perspektive die einzig Wahre ist oder der Polizeibericht das einzig Wahre ist – oder ob man sich nochmal differenziert die Perspektiven möglichst vieler Teilnehmer*innen, Augenzeug*innen einholt. Denn die Geschichte ist ja nie nur schwarz-weiß.“

Hier sieht Wurbs Nachholbedarf.

Seit 2017 arbeitet die Fußballbegeisterte als Projektleiterin von „KickIn“, der „Beratungsstelle Inklusion im Fußball“. Das erste halbe Jahr dieser Tätigkeit habe als Bestandsaufnahme bei Vereinen und Verantwortlichen gedient, erinnert sie sich.

Aufklärungsarbeit muss betrieben werden

Wurbs klappert unter anderem die Vereine und Fanprojekte ab und stellt dabei immer wieder dieselbe Frage: Was bedeutet für die Protagonist*innen Inklusion? Ergebnis: „Inklusion wurde als Behindertenhilfe empfunden.“

So ergibt sich das Fazit fast automatisch: „Wir müssen erstmal Aufklärungsarbeit betreiben.“ Jeder Beratungsprozess beginnt deswegen mit der Begriffsklärung: Inklusion als Weg zu einer vielfältigen Gesellschaft.

Dafür sei auch ein Perspektivwechsel wichtig, also zu erkennen: Es geht nicht darum, etwas für Leute zu tun, die vermeintlich Hilfebedürfnisse haben, sondern darum, etwas zu tun, damit die Gesellschaft offener und inklusiver wird – und alle profitieren.

Noch ein sehr langer Weg zu gehen

Als Beispiel nennt Wurbs den Umgang von Menschen mit Behinderung im Stadion, wo diese meist gesonderte Bereiche zugewiesen bekommen. „Es gibt aber auch den Ultra im Rollstuhl, der bei seiner Gruppe sein will im Stehplatzbereich.“

Inklusion, betont die Projektleiterin, beinhalte Wahlfreiheit. Wer sich das vergegenwärtigt, erkennt: Der Weg ist noch sehr lang.

Weil Inklusion auch über Sprache läuft, hat KickIn mit dem DFB und der Aktion Mensch sowie unterstützt von der DFL die Plattform „Sprachkick“ für diskriminierungssensible Sprache im Fußball ins Leben gerufen. Unterstützt von Betroffenenvertretungen und Aktivist*innen haben die Partner*innen Alternativen für diskriminierende Worte, Bezeichnungen und Wendungen zusammengetragen.

„Unsere Sprache zu ändern, beeinflusst das Wohlbefinden“

Damit wollen sie zeigen: „Es ist nicht so, dass diese Begriffe alternativlos sind.“ Wer durch Sprache diskriminiert wird, erlebe das als permanente Mikroaggression – das könne auch gesundheitliche Folgen haben, verdeutlicht Wurbs.

„Wenn ich mich sprachlich mitgenommen fühle, geht es mir besser. Das müsste doch eigentlich Motivation für uns alle sein: Unsere Sprache zu ändern, beeinflusst das Wohlbefinden vieler Menschen.“