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Baris Atik schreibt Geschichte! Magdeburg-Stürmer stellt neuen Scorer-Rekord in 3. Liga auf

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Baris Atik schreibt Geschichte! Magdeburg-Stürmer stellt neuen Scorer-Rekord in 3. Liga auf

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Vom Arbeitslosen zum Rekordmann

Baris Atik war arbeitslos, hatte keinen Verein und ist nun Rekordhalter in der 3. Liga. SPORT1 beleuchtet die Karriere des Unterschiedsspielers des 1. FC Magdeburg etwas genauer.
Nach dem 1:3 lässt Magdeburg-Torhüter Reimann den SC Verl mit einem groben Schnitzer wieder zurück ins Spiel kommen, doch in der 88. Spielminute kann Magdeburg noch den 4:5-Siegtreffer feiern.
Alexander Kortan
Alexander Kortan
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Einen Tag nach dem Tod von Klub-Legende Joachim Streich hat Tabellenführer 1. FC Magdeburg in der 3. Liga einen spektakulären Sieg gefeiert. Beim SC Verl gewann der FCM vor allem dank Unterschiedsspieler Baris Atik mit 5:4.

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Der Magdeburger Angreifer legte in der Partie zwei Tore auf, verbesserte damit seine starke Bilanz in dieser Saison auf 36 Tor-Beteiligungen (18 Tore/18 Assists) und lässt den Europapokalsieger der Pokalsieger von 1974 vom Aufstieg in die 2. Liga träumen.

Gleichzeitig schriebt Atik damit Fußball-Geschichte: Der Deutsch-Türke stellte mit 36 Scorer-Punkten einen neuen Allzeit-Rekord auf - und sechs Partien stehen noch aus. (DATEN: Die Tabelle der 3.Liga)

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Bislang hielten Dominik Stroh-Engel (2013/14 für den SV Darmstadt 98) und Marc Schnatterer (2012/13 für den 1. FC Heidenheim) mit 35 beziehungsweise 34 Tor-Beteiligungen den Bestwert - bis Atik in Erscheinung trat.

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Dabei war der 27-Jährige vor eineinhalb Jahren arbeitslos, nachdem die Klubsuche erfolglos war. SPORT1 beleuchtet Atiks Aufschwung etwas genauer.

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Magdeburg nimmt vereinslosen Atik unter Vertrag

Der bevorstehende Zweitliga-Aufstieg des FCM ist eng mit der Person Atik verbunden. Denn in der vergangenen Saison kämpfte der dreimalige DDR-Meister noch gegen den Abstieg in die Regionalliga, ehe Atik zur Rückrunde nach Sachsen-Anhalt wechselte, in 15 Spielen sieben Tore schoss und acht Vorlagen gab.

In der Hinrunde 2020/21 stand Magdeburg noch mit 21 Punkten auf dem 17. Platz, einem direkten Abstiegsplatz. Doch nach 30 erkämpften Punkten in der Rückrunde beendete der FCM dank Atiks Treffern und Vorlagen die Drittliga-Saison als Elfter - weit weg von den Abstiegsrängen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 3. Liga)

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Zur Belohnung gab es im vergangenen Sommer eine Vertragsverlängerung. „Baris hatte einen großen Anteil daran, dass wir vorzeitig den Klassenerhalt geschafft und uns für den DFB-Pokal qualifiziert haben. Wir alle freuen uns, dass er seinen Vertrag bei uns verlängert hat“, so Magdeburgs Trainer Christian Titz.

Denn er wusste, solch starke Leistungen wecken auch Begehrlichkeiten. Doch Atik widerstand den Verlockungen und weiß nach seiner Arbeitslosigkeit zu schätzen, was er hat: „Ich bin hier noch nicht fertig. Das ist eine Herzensangelegenheit für mich.“

Baris Atik im Dezember 2016 mit Julian Nagelsmann
Baris Atik im Dezember 2016 mit Julian Nagelsmann

Der frühere türkische Junioren-Nationalspieler, der aus der Jugend der TSG Hoffenheim stammt, ist viel rumgekommen. Nach seinem Bundesliga-Debüt unter Julian Nagelsmann und nur zwei weiteren Einsätzen beginnt eine wahre Odyssee: Leihe zu Sturm Graz, Leihe zum 1. FC Kaiserslautern, Leihe nach Darmstadt.

Atik feiert unter Nagelsmann Bundesliga-Debüt

2018 wechselt Atik dann fest zu Dynamo Dresden, doch nach 13 Tor-Beteiligungen in 51 Einsätzen wird im Sommer 2020 sein Vertrag nicht verlängert. Er findet keinen neuen Klub und ist somit arbeitslos.

„Baris war damals in Dresden natürlich zwei Jahre jünger. Da hatten wir bei Dynamo eine schwierige Situation. Nach der Hinrunde hatten wir wenig Punkte auf dem Konto, es gab dann einen neuen Cheftrainer, ich kam dazu und dann ging auch noch Corona los. Für Baris war es damals auch nicht so einfach“, berichtet Heiko Scholz, damals Co-Trainer bei Dynamo, bei SPORT1.

Eine schwere Zeit für Atik und wohl auch ein Grund, warum er das Umfeld bei den Magdeburgern zu schätzen weiß. Unter Trainer Titz kann er erstmals sein ganzes Potenzial abrufen, spürt das Vertrauen und bekommt in dieser Spielzeit fast alle Freiheiten. Atik ist der klare Unterschiedsspieler beim FCM.

Titz setzt ihn zwar meist im Sturm-Zentrum ein, doch Atik lässt sich gerne ins Mittelfeld zurückfallen, schleicht sich in die Zwischenräume, indem er sich clever vom Gegner löst, oder dribbelt sich am Flügel durch. Zudem weiß er, wo das Tor steht.

Passend zum ersten Top-Thema des Jahres gibt es gleich ein Interview im Doppelpack: Baris Atik und Ivica Grlić!
39:16
Top-Thema 3. Liga | Episode 35: Baris Atik und Ivica Grlić

Das Talent hatte der filigrane Techniker schon immer, doch nur selten konnte er es zeigen oder konstant abrufen. Wendig, wuselig, dribbelstark, technisch beschlagen, ein Straßen-Fußballer mit dem gewissen Instinkt: Atik lernte auf dem Bolzplatz im pfälzischen Frankenthal das Kicken. „Das war einfach ein Betonplatz mit so einem Viereck“, erzählte er mal. „Da standen zwei Betonsteine drauf: Das waren unsere Tore.“

Über die Zwischenstation Waldhof Mannheim bekommt Atik 2012 einen begehrten Internatsplatz bei der TSG Hoffenheim. Während er in der Jugend und in der zweiten Mannschaft mit Top-Leistungen aufwarten kann, reicht es nicht ganz für die Bundesliga - was wohl auch Nagelsmann gesehen hat.

Bayern-Coach hat Atik zum Stürmer gemacht

Trotzdem ist der Pfälzer dem heutigen Bayern-Trainer dankbar: „Es stimmt zwar, dass ich drei Bundesliga-Partien absolviert habe. Als Bundesliga-Spieler sehe ich mich aber nicht. Dafür hätte ich viel mehr Spiele über einen längeren Zeitpunkt machen müssen. Von Julian Nagelsmann habe ich viel gelernt. Er hat mich enorm weiterentwickelt und damals zum Stürmer gemacht. Außerdem habe ich durch ihn die Gier nach Toren und Vorlagen bekommen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

2018 folgt der Verkauf nach Dresden, dann die Arbeitslosigkeit.

„Zu seinem Charakter kann ich nur sagen, dass er nicht so schlimm ist, wie es viele behaupten. Er hat sicher seinen eigenen Kopf. Baris war sicher ein guter Spieler, er hat es nur nicht immer verstanden, wenn er mal nicht von Anfang an spielen durfte. Er war aber kein Pflegefall“, betont Scholz und ergänzt: „Ich kam sehr gut mit ihm aus. Durch unseren Abstieg war er dann vertragslos.“

„Ich glaube, dass ich aus dieser Zeit sehr viel gelernt habe“, sagt Atik über die vereinslose Zeit. „Jetzt bin ich gereift und weiß ganz genau, was ich will.“ Den Aufstieg mit dem FCM. Und dafür stellt er sich ganz in den Dienst der Mannschaft. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 3. Liga)

„Die Tabellenposition haben wir uns hart erarbeitet. Was uns so stark macht, ist unser Zusammenhalt, dass wir als Mannschaft funktionieren - auf und neben dem Platz“, so Atik auf dfb.de „Daran hat unser Cheftrainer Christian Titz mit seinem Team einen sehr großen Anteil. Jeder ist gierig nach Siegen, für alle steht der Erfolg der Mannschaft an oberster Stelle.“

Von Star-Allüren ist nichts zu spüren, obgleich Atik DER Unterschiedsspieler beim Tabellenführer der 3. Liga ist. Er stellt klar: „An erster Stelle steht für mich ohnehin der Erfolg des FCM.“ Vielmehr spürt man Demut: „Als ich vereinslos war, habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie es für mich in der Zukunft weitergehen kann. Den Profi-Sport sehe ich jetzt mit ganz anderen Augen.“

Baris Atik beim Torjubel
Baris Atik beim Torjubel

Und weiter: „Seitdem achte ich noch genauer auf meine Ernährung, gebe in jedem Training immer 100 Prozent und arbeite hart für den Mannschaftserfolg. Damit möchte ich auch für die jungen Spieler bei uns im Verein ein Vorbild sein“, so Atik.

Der tiefe Fall hat Wunden hinterlassen, doch der 27-Jährige ist wieder aufgestanden und in Magdeburg zu einem gereiften Mann geworden. Atiks Aufschwung und Allzeit-Rekord sind deshalb eng mit dem bevorstehenden Aufstieg des FCM in die 2. Liga verknüpft. Und darauf darf er ruhig mal stolz sein.

„Ich habe seinen weiteren Weg natürlich verfolgt und freue mich sehr, dass er in Magdeburg so eingeschlagen ist und diesen Erfolg hat. Ich bin mal gespannt, ob er das in der 2. Liga auch durchhalten kann mit seiner Spielweise“, meint Scholz.