Diese Geschichte vom Afrika-Cup ist im ersten Moment kaum zu glauben. Im Duell zwischen Burkina Faso und Äquatorialguinea (2:1) läuft die Nachspielzeit. Burkina Faso liegt 0:1 zurück, als die große Stunde von Georgi Minoungou schlägt.
Afrika-Cup: Dieses Tor ist ein Weihnachtswunder
Ein wahres Weihnachtswunder
Im Strafraum landet der Ball plötzlich vor seinen Füßen und der Flügelspieler verwandelt eiskalt zum 1:1-Ausgleich. Wenig später trifft Leverkusen-Verteidiger Edmond Tapsoba in der 98. Minute gar noch zum Sieg.
Auf den ersten Blick wirkt dies wie eine dramatische, aber im Fußball noch relativ alltägliche Geschichte. Doch wer das Schicksal von Minoungou kennt, weiß um die Besonderheit dieses Treffers. Und das ausgerechnet am 24. Dezember – ein echtes Weihnachtswunder.
Denn der 23-Jährige ist auf seinem linken Auge blind. Nach einem Infekt verlor er 2023 die Sehkraft - doch nie den Glauben an sich. So kämpfte er sich zurück, wurde Profifußballer und schließlich sogar Nationalspieler.
Afrika-Cup: Minoungou ist auf einem Auge blind
Der Weg dorthin war aber ein unglaublich schwerer und steiniger Weg. In der Elfenbeinküste geboren, schaffte Minoungou es dort in jungen Jahren auf eine angesehene Fußballschule.
Europäische Vereine wurden auf ihn aufmerksam und er wechselte zunächst in die zweite tschechische Liga zum MFK Vyskov. 2022 ging die Reise dann weiter in die USA zum Reserveteam der Seattle Sounders.
Doch gerade, als sich sein Traum zu erfüllen schien und er mit den Profis ins Trainingslager nach Marbella fliegen durfte, begann der Albtraum. Im Trainingslager beginnen die Schmerzen in seinem linken Auge.
Die Ärzte glaubten zunächst an eine Allergie oder einen Insektenbiss. Minoungou solle erst einmal etwas kürzer treten, dann werde es schon besser werden. Doch statt besser wurde es nur noch schlimmer.
„Es wurde schwarz, dann rot. Nach zwei Wochen war es komplett weiß“, erinnert er sich im Interview mit dem Portal Sport Bible. Es folgte eine Not-OP, die sein Auge aber nicht mehr retten konnte. Der Sehnerv ist abgestorben und Minoungou ist ab diesem Zeitpunkt auf dem linken Auge blind.
„Arzt sagte mir, ich würde nie wieder Fußball spielen“
Der Traum von einer Profikarriere scheint ausgeträumt. „Der Arzt sagte mir, ich würde nie wieder Fußball spielen“, sagte Minoungou. Doch er wollte nicht aufgeben und bat seinen Verein darum, weiter mittrainieren zu dürfen: „Ich sagte: Wenn ich gut bin, mache ich weiter. Wenn nicht, höre ich auf.“
Fortan trainierte er bei den Sounders mit einer Schutzbrille und überzeugte - dabei half ihm seine angepasste Spielweise.
„Ich habe härter trainiert als je zuvor. Ich konnte nicht mehr alles sehen, aber ich konnte das Spiel fühlen. Ich konnte es lesen. Ich habe mich angepasst. Es ist unglaublich, was das Gehirn leisten kann. Manchmal sehe ich einen Verteidiger gar nicht – ich spüre ihn. Dann gehe ich einfach in die andere Richtung. Instinkt, Spielübersicht, Gefühl – das greift alles ineinander", sagte Minoungou.
Im Mai 2024 zahlte sich seine harte Arbeit dann aus. Gegen LA Galaxy feierte er sein Debüt in der MLS. Einige Monate später erzielte er gegen Thomas Müllers späteren Klub Vancouver Whitecaps sogar seinen ersten Profitreffer.
„Ich habe mich immer weiter verbessert. So sehr, dass ich sagen kann: Ich habe zwar nur ein Auge, kann aber viel mehr als manche, die zwei Augen haben. Das zeige ich jeden Tag“, sagte der 23-Jährige dem kicker.
Klub-WM macht Minoungou zum Nationalspieler
Und mit diesen Fähigkeiten schaffte es Minoungou im Sommer dann erstmals auf die ganz große Fußball-Bühne. Bei der Klub-WM spielte er mit Seattle gegen die Weltvereine Atlético Madrid und Paris Saint-Germain.
„Dieses Turnier hat mich bekannt gemacht, denn die MLS wird nicht immer aufmerksam verfolgt“, erklärt er in einem Interview mit dem afrikanischen Fußballverband. Auch durch das Turnier wurden die Nationalmannschaft der Elfenbeinküste (sein Geburtsland und Heimatland seiner Mutter) und Burkina Faso (Heimatland seines Vaters) auf ihn aufmerksam.
Burkina Fasos Coach Brama Traoré nominierte ihn letztendlich und so entschied sich Minoungou dazu, fortan das Heimatland seines Vaters zu vertreten. Im September 2025 feierte er sein Debüt und im November erzielte er gegen Benin seine ersten beiden Länderspieltore.
Die Krönung seiner unglaublichen Geschichte folgte jetzt durch sein Debüt beim Afrika-Cup. Doch das Märchen von Georgi Minoungou muss noch nicht zu Ende sein, schließlich hat der Afrika-Cup gerade erst begonnen.