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FC Bayern: Bevorteilen Schiedsrichter den Rekordmeister?

Bayern-Bonus bei Schiris?

Bayern profitiert im Pokalhalbfinale von einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung. Einige sehen darin die Bestätigung eines Vorurteils - aber stimmt das?
Bayern-Trainer Niko Kovac ist von Diskussion um den Videoschiedsrichter genervt und schwärmt von Bayern-Präsident Uli Hoeneß.
Bayern profitiert im Pokalhalbfinale von einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung. Einige sehen darin die Bestätigung eines Vorurteils - aber stimmt das?

"Die Bayern werden von den Schiedsrichtern bevorteilt."

Dieses Vorurteil ist jahrzehntelanger Bestandteil vieler Kneipendiskussionen. Wenn es beim Rekordmeister einmal nicht nach Wunsch laufen sollte, könnten sich die "Duselbayern" zur Not auf Hilfe vom Unparteiischen verlassen.

Neue Nahrung bekam dieses Vorurteil am Mittwoch beim DFB-Pokalhalbfinale gegen den SV Werder Bremen. Die Bayern ließen sich innerhalb weniger Minuten eine sichere 2:0-Führung aus der Hand nehmen, Werder kam durch Milot Rashica zum Ausgleich.

Reif: "Gottverdammte Regelauslegung"

Wenige Minuten später dann die Szene, über die seitdem ganz Fußball-Deutschland diskutiert. Bayerns Kingsley Coman ging nach einem Rempler von Bremens Theodor Gebre Selassie zu Boden, Schiedsrichter Daniel Siebert entschied auf Elfmeter, Robert Lewandowski verwandelte zum Sieg für den Rekordmeister.

Drei Tage später profitierten die Münchner indirekt von einer weiteren Elfmeter-Entscheidung im Meisterschaftsrennen, nachdem Schiedsrichter Felix Zwayer ein Handspiel von Julian Weigl als strafbar wertete. (Bundesliga: 1.FC Nürnberg - FC Bayern München ab 18 Uhr im LIVETICKER)

"Das in Bremen war schlecht geschiedsrichtert, das in Dortmund liegt an der gottverdammten Regelauslegung", verglich SPORT1-Experte Marcel Reif die beiden Elfmeter im CHECK24 Doppelpass.

"Wenn ich in so einem Spiel stehe, wie am Mittwoch, und dann nicht sage, ich gucke mir das mal an: Puh! Jeder normale Mensch, der halbwegs bei klarem Verstand ist, sieht, dass der Torhüter den Ball hat, als der den schubst. Wenn das ein Elfmeter ist, dann lass uns Elfmeterschießen machen von der ersten Minute an."

Später räumte Jochen Drees, Video-Chef beim DFB, ein, dass es eine Fehlentscheidung war. Zudem kritisierte er Sieberts Verzicht, sich die Szene noch einmal in der Review-Area anzuschauen.

Video-Chef Drees kritisiert Schiri Siebert

Gefundenes Fressen für die Anhänger der "Duselbayern"-Theorie. Doch trifft dieses Vorurteil überhaupt zu? SPORT1 wollte es wissen und fragte seine User: "Hat der FC Bayern mehr Glück als andere Teams"?

Die Antwort der User war eindeutig: 65 Prozent entschieden sich für die Antwort: "Nein, der FCB erarbeitet sich das Glück des Tüchtigen."

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Soviel zur subjektiven Wahrnehmung. Doch was sagen die Zahlen? Wird der deutsche Rekordmeister häufiger vom Schiedsrichter bevorzugt als andere Bundesliga-Vereine?

Auch die Kollegen von wahretabelle.de verneinen dies. Sie analysieren die Fehlentscheidungen der Unparteiischen und stellen anhand dieser eine alternative Tabelle auf. Die Bayern kommen wie in der Realität auf 70 Punkte. Alles im Rahmen also.

Bayern-Bonus bei umstrittenen Szenen?

SPORT1 und Datenerfasser deltatre schauten sich dazu vier strittige Szenen aus der aktuellen Bundesliga-Saison Saison an, in die die Bayern involviert waren.

Am 12. Spieltag beim 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf kam es in der 85. Minute beim Stand 3:2 aus Münchner Sicht zu einem Foul des Düsseldorfer Verteidigers Marcin Kaminski an Bayerns Thomas Müller, Schiedsrichter Sven Jablonski pfiff Freistoß.

Die Bilder zeigten jedoch: Müller stand auf der Strafraumlinie, es hätte Elfmeter geben müssen. Eine spielentscheidene Szene, bei der die Bayern benachteiligt wurden.

Einen Spieltag später gab es die nächste heikle Szene. Wieder ging es gegen Werder. Nach 20 Minuten wurde Franck Ribéry von Gebre Selassie elfmeterreif gefoult, der Pfiff von Christian Dingert blieb allerdings aus.

In der Konsequenz spielte diese Fehlentscheidung jedoch keine Rolle. Denn noch bevor das Spiel das nächste Mal unterbrochen wurde, traf Serge Gnabry zur Führung der Münchner. Eine Fehlentscheidung, bei der der Video-Assistent jedoch nicht einzugreifen brauchte.

Handspiel unterschiedlich ausgelegt

Am 20. Spieltag hatten die Bayern gegen Bayer Leverkusen dann Glück. Mats Hummels bekam den Ball nur eine Minute nach Anpfiff im eigenen Strafraum an den ausgestreckten Arm. Schiedsrichter Tobias Stieler ließ weiterlaufen, die Videozentrale in Köln intervenierte nicht. Eine Fehlentscheidung. Die Bayern verloren die Partie am Ende trotzdem mit 1:3.

Am 29. Spieltag sorgte dann ein gegebener Handelfmeter gegen Hummels kurz vor Schluss im Rückspiel gegen Düsseldorf für Diskussionen. Thomas Müller war über die Entscheidung so erbost, dass er erklärte: "Wenn ich den bei uns bekomme, dann schiebe ich ihn absichtlich daneben, glaube ich."

Bei all der Diskussion über die Handspielregel geriet eine ganz klare Fehlentscheidung in den Hintergrund. Fortuna-Verteidiger Kaan Ayhan stieg Müller nach rund einer Stunde an der Seitenlinie auf den Fuß. Eine klare Gelbe Karte, in der Konsequenz also Platzverweis, denn Ayhan war schon verwarnt. Doch Felix Zwayer entschied sich gegen den Platzverweis.

Das Ärgerliche für die Bayern: In dieser Szene konnte der VAR nicht eingreifen, da es sich nur um ein gelbwürdiges und nicht um ein rotwürdiges Foul handelte.

Die Bayern hatten im Pokalhalbfinale in der entscheidenden Szene das Glück auf ihrer Seite. Das Vorurteil, sie seien nur aufgrund der Bevorzugung der Schiedsrichter so erfolgreich, lässt sich anhand der Statistiken entkräften.