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Proteste gegen Geisterspiele - stoppen Ultras die Bundesliga?

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Was die Liga nun noch aufhalten kann

Sobald die Politik grünes Licht gibt, wäre die Bundesliga bereit für den Re-Start. Allerdings drohen Konflikte mit den Ultras, auch die Polizei warnt.
Die mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs droht durch Ultra-Gruppierungen torpediert zu werden. DFL-Boss Christian Seifert im SPORT1-Interview bezieht Stellung.
Sobald die Politik grünes Licht gibt, wäre die Bundesliga bereit für den Re-Start. Allerdings drohen Konflikte mit den Ultras, auch die Polizei warnt.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) versucht alles in ihrer Macht stehende, um die laufende Bundesliga-Saison trotz der Corona-Pandemie zu Ende zu bringen.

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Mit einem "sehr ausdifferenzierten medizinischen Konzept in Verbindung mit einem sehr umfassenden Organisationskonzept", wie DFL-Boss Christian Seifert im Gespräch mit SPORT1 erklärte, soll die Fortsetzung des Spielbetriebs ermöglicht werden, sobald die Politik grünes Licht gibt.

Doch eine große Frage bleibt: Werden die Fans, deren Macht so groß wie nie zu sein scheint, dabei zum letzten Stolperstein?

Bayern-Ultras attackieren DFL

Der Widerstand unter den Ultra-Gruppierungen gegen die geplanten Geisterspiele ist jedenfalls immens groß.

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Rund um die Pressekonferenz der DFL sprachen sich Fans des FC Bayern erneut gegen die Austragung der Partien ohne Zuschauer aus.

"Eure Raffgier macht nicht mal vor einer Pandemie halt. Nein zu Geisterspielen." -  dieses Plakat wurde, wie einige andere auch, in der Nähe der Allianz Arena angebracht.

Commando Canstatt des Zweitligisten VfB Stuttgart fand am Freitag harsche Worte. "Fans sind nur Kulisse, ganz nett, aber aus eurer Sicht nicht notwendig. Wahrscheinlich würdet ihr zur Fortsetzung der Saison auch noch ganze Teams auf den Mond schießen", heißt es in dem Statement. Und weiter: Die DFL sei bereit, "jeden Wahnwitz zu versuchen."

Zuletzt hatte die Fan-Organisation Unsere Kurve ein Umdenken der Verantwortlichen gefordert, um die "Gesundung des Fußballs" herbeizuführen.

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Ultra-Zusammenschluss: "Profifußball längst krank genug"

Der gewichtige bundesweite Ultra-Zusammenschluss Fanszenen Deutschland hatte sich ebenfalls eindringlich gegen Geisterspiele ausgesprochen und einen Kulturwandel des Profigeschäfts gefordert.

Die geplante Fortführung der Spielzeit als Geisterspielsaison sei "nicht vertretbar", sondern "blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft". Mehr  noch: Der Profifußball sei "längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne".

Ein Ultra eines norddeutschen Zweitligisten, der am Aufruf der mehr als 70 Ultra-Gruppen beteiligt war, nannte im Spiegel Zuschauer einen "wesentlichen Bestandteil des Spiels".

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Die geplanten Geisterspiele hätte nur einen Zweck: "Ein Weiter-so durchzudrücken, also Einnahmen zu generieren. Da möchten wir nicht mitspielen."

Der Fußball sei "völlig überhitzt". Der Ultra-Anhänger schloss Proteste nicht aus, sollte der Ball am 9. Mai tatsächlich wieder rollen.

Seifert: "Dann wird es die Bundesliga so nicht mehr geben"

Seifert reagierte mit Unverständnis auf die Forderungen der Ultras.

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"Ich habe natürlich auch zur Kenntnis genommen, dass sich einige Fan-Szenen zu Wort gemeldet haben und Spiele ohne Zuschauer nicht unterstützen und stattfinden sollen", sagte der 50-Jährige zu SPORT1. "Dann findet die Bundesliga aber in den nächsten Monaten nicht statt - mit allen Konsequenzen, die das hat."

Fehlentwicklungen einiger Klubs seien kurzfristig so nicht zu korrigieren. "Wenn man Geisterspiele unter diesen Rahmenbedingungen generell ablehnt, wird es die Bundesliga in absehbarer Zeit so nicht mehr geben", sagte Seifert.

Viele Fans befürworten Geisterspiele

Doch haben die Fans wirklich vor, die DFL-Pläne zu torpedieren? Zumindest zeigen die Statements der Ultras offenbar nur ein kleines Bild der allgemeinen Fan-Meinung.

Denn ein Großteil der Bundesliga-Fans befürwortet dem Vernehmen nach Geisterspiele, um die Saison zu beenden.

Laut einer Umfrage der Voting-App "FanQ "in Zusammenarbeit mit Intelligent Research in Sponsoring glauben 74 Prozent der 1350 befragten Fußballfans, dass die Saison beendet werden kann. Daher unterstützen 74 Prozent die Austragung von Partien ohne Publikum.

Auch andere repräsentative Umfragen zeichnen dieses Bild.

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"Es klingt absurd, nun neun Spieltage in leeren Stadien durchzuziehen, aber viele Anhänger sind trotzdem bereit, diese Kröte zu schlucken", erklärte auch Sig Zelt, Sprecher der Organisation "ProFans" in mehreren Medien. Den Aufruf der Fanszenen Deutschland nehme er "nicht als Mehrheitsmeinung wahr".

Die SC Freiburg Fangemeinschaft, der Dachverband aller offiziell anerkannten SC-Fanclubs, findet, "dass die Beendigung der Saison ohne unsere Unterstützung von den Tribünen als das Übel anzusehen ist, das gewählt werden muss".

Auch in den sozialen Medien kamen am Donnerstag und Freitag Stimmen auf, dass Ultras mitnichten eine Fortsetzung der Saison verhindern würden.

Fan-Ansammlungen vor Stadien als Gefahr

Zum Problem könnten mögliche Menschenansammlungen vor den Stadien werden. Darauf wiesen DFL, Politik und Gewerkschaft der Polizei (GdP) gleichermaßen hin.

So hatte beispielsweise beim historischen Geisterspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln im Anschluss eine Gruppe von Gladbach-Fans ihre Mannschaft vor den Eingängen gefeiert.

"Die sogenannten Geisterspiele dürfen in Pandemiezeiten nicht zu Menschenansammlungen vor den Stadiontoren führen", sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek der dpa: "Dies ist wegen der steigenden Ansteckungsgefahr für jeden Fußballanhänger nicht nur untersagt, sondern zugleich unverantwortlich."

Denn auch ohne Seuche sei "Fußball sehr personalintensiv für die Polizei", sagte Radek. Die Spiele würden bei Fan-Ansammlungen "für die Polizei einen noch höheren Personalaufwand bedeuten", sagte Radek. Vor allem aber: Es bestünde eine erhöhte Ansteckungsgefahr.

Für Bremens Innensenator Ulrich Mäurer, sind "Geisterspiele nur vorstellbar, wenn neben anderen Rahmenbedingungen, die erfüllt sein müssen, die Fans zwingend zu Hause bleiben", sagte der SPD-Politker der Bild: "Ich jedenfalls werde nicht zulassen, dass die Polizeibeamten für eine solch überflüssige Versammlung ihre Gesundheit riskieren."

Seifert droht mit Spielabbrüchen

Seifert nahm bei diesem Thema die Klubs in die Pflicht.

"Wie immer im Fan-Dialog, muss dieser erst einmal vor Ort stattfinden. Es liegt an den Klubs vor Ort, für Überzeugung zu werben. Ich hoffe, es gelingt den Klubs vor Ort, mit ihren Fan-Szenen zu sprechen“, erklärte der DFL-Boss. Es dürfe "natürlich keine Zuschaueransammlung vor den Stadien geben."

Doch reicht ein klarer Appell, um alle Fans davon abzuhalten, zum Stadien zu pilgern?

"Das werden wir zu verhindern wissen", kündigte Karl-Heinz Rummenigge vollmundig an. Doch wie will der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern das anstellen?

Womöglich helfen die harschen Konsequenzen, die Seifert in diesem Falle androhte: "Wer das bewusst in Kauf nimmt, nimmt in Kauf, dass das Spiel nicht stattfindet. Wenn wir im Spielbetrieb sein sollten, muss man besprechen, ob das wie ein abgebrochenes Spiel mit 2:0 für den Gegner zu werten ist."