Schon der Einstieg geriet holprig. Als Ralf Rangnick im September 2004 als Nachfolger von Jupp Heynckes den FC Schalke 04 übernahm, leistete sich der damalige Manager Rudi Assauer bei der Amtseinführung einen Fauxpas.
Rangnick und S04 - einfach emotional
Vorgestellt wurde der neue S04-Coach mit "Rolf Rangnick."
Doch nicht nur Assauer sollte den Coach und dessen Leistungsvermögen in der Folge besser kennenlernen.
Der Schwabe führte die Königsblauen von Tabellenplatz 15 auf Platz zwei und bis ins DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern. Schalke spielte modern und offensiv, zog als Vizemeister in die Champion League ein. Die sportliche Situation konnte sich wahrlich sehen lassen.
Manager Rudi Assauer und Teile des S04-Vorstands waren trotzdem skeptisch und blieben das auch in der folgenden Saison, in der die "Knappen" die Hinrunde ziemlich stabil auf Platz vier liegend bestritten.
Pokalpleite gegen Frankfurt wirkte nach
Doch im DFB-Pokal folgte dann der Paukenschlag. Mit 0:6 unterlagen die Königsblauen bei Eintracht Frankfurt und schieden zudem mit je zwei Siegen, Unentschieden und Niederlagen aus der Champions League aus. Zusätzlich den sportlichen Ereignissen gerieten Indiskretionen über Vertragsinhalte mit Rangnick nach außen. Auch das angeblich gestörte Verhältnis zwischen Rangnick und Manager Rudi Assauer wurde öffentlich diskutiert.
Trainer und Vorstand schienen ebenfalls nicht zu harmonieren. Und das, obwohl Rangnick mit der besten Punktebilanz aller auf Schalke tätigen Trainer glänzte. Jedoch wurde Assauer nie warm mit dem "intellektuellen Fußballlehrer", der "seinen" Klub modernisieren wollte. "Es war von Anfang an schwierig, nach außen glaubhaft zu machen, dass wir gut zusammenarbeiten können - der Professor Rangnick und der volksnahe Rudi Assauer, der Junge aus dem Ruhrgebiet", sagte Rangnick.
Rangnick: Alle Zeichen auf Abschied
Der damalige Schalke-Coach passte einfach nicht zu Aussauers Vorstellungen von einem sportlich Verantwortlichen des fannahen Ruhrpottklubs. Es gelangten damals weitere Interna durch die Bild an die Öffentlichkeit. Rangnicks Vertrag sollte nicht verlängert werde. Kein Verantwortlicher aus Gelsenkirchen stärkte ihm den Rücken.
Die Konsequenz: Rangnick verkündete im Vorfeld des 16. Spieltags, nur einen Tag vor dem Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05, dass er Schalke zum Saisonende verlassen werde: "Ich habe keinen Bock mehr auf die Possenspiele im Verein."
Die Fans reagierten vor dem Heimspiel lautstark und äußerten ihren Unmut in Richtung Vorstand und Mannschaft. Rangnick erhielt dagegen Solidaritätsbekundungen und ließ sich von der Stimmung mitreißen, schritt winkend einmal alle Tribünen ab. "Also bin ich da hin, am Ende standen alle Zuschauer auf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Wer meine Emotionalität in diesem Moment nicht versteht, der tut mir leid", sagte Rangnick gerührt.
Emotionale Ehrenrunde provoziert Klubführung
Die Klubführung fühlte sich durch die beispiellose Ehrenrunde provoziert. Ein klares Zeichen von Abschied und das vor einem Bundesligaspiel. Oder etwa der Versuch seitens Rangnick, die Fans auf seine Seite zu ziehen? Sie sogar gegen den Manager und den Vorstand aufzubringen? Der Verein zog Konsequenzen und entließ Rangnick nur zwei Tage später. Trotz des sportlichen Erfolgs, eines 1:0-Siegs gegen den FSV, und Platz 2 in der Tabelle. Punktgleich mit dem Rekordmeister aus München.
"Uns blieb nichts anderes übrig. Es waren Dissonanzen da, die nicht mehr zu beheben waren", begründete Assauer die sofortige Beurlaubung.
Und obwohl Rangnick den Rauswurf indirekt provozierte, gab er sich danach wehmütig: "Ich glaube zu 100 Prozent, dass die Mannschaft und ich weiter hätten zusammenarbeiten können. Ich hätte auch meine Augen zugedrückt und Kröten geschluckt", meinte der Trainer. "Es tut weh, dass ich hier nicht weiter arbeiten kann."
44 Spiele bestritt Schalke unter Rangnick von September 2004 bis Dezember 2005. 26 davon haben sie gemeinsam gewonnen. Viel zu früh endete die erste Beziehung zwischen Rangnick und Schalke. 2011 kehrte er für ein halbes Jahr zurück nach Gelsenkirchen.