Manuel Gräfe hat das DFB-Schiedsrichterwesen ordentlich zerpflückt!
Gräfe mit Rundumschlag gegen DFB
Der ehemalige FIFA-Referee musste im Sommer aufgrund der Altersregelung seine Laufbahn als Schiedsrichter in der Bundesliga beenden. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Das passt dem 47-Jährigen gar nicht.
Im STAHLWERK Doppelpass bei SPORT1 ließ er seinem Unmut freien Lauf.
“Altersbegrenzungen gab es schon immer. Aber warum muss das immer so stehenbleiben? Es geht zu wenig nach Leistung, oftmals nur nach politischen und persönlichen Dingen”, legte der frühere Unparteiische los. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Gräfe: “Das ist ein Witz...”
Einmal angefangen, nahm Gräfe Fahrt auf: “Vieles war über Jahre ein zäher Kampf, gerade auch intern. Es gibt da so viele Dinge, die besser laufen können, wenn ich zum Beispiel daran denke, was ich in einem Interview gesagt habe, dass sich 20 Leute einen Physiotherapeuten teilen mussten, das ist doch ein Witz”, fügte Gräfe an.
Zustimmung bekam er von SPORT1-Experte Stefan Effenberg. “Nur die Qualität sollte entscheiden, nicht irgendein Alter. Am Ende kommt doch nicht zuletzt die Erfahrung einer Spielleitung entgegen.” (SERVICE: Bundesliga-Spielplan zum Ausdrucken)
Auch Ex-Trainer Armin Veh erklärte: “Auch die Vereine müssten absolut ein Interesse daran haben, dass die richtig Guten eben nicht mit einer Altersbegrenzung belegt werden. Das sollte man auf jeden Fall überdenken.” (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Gräfe kritisierte zudem die Spielansetzungen des DFB: “Wenn einer eine bessere Saison macht als zuvor, dann müsste der dafür doch mehr Spiele pfeifen dürfen. Die politischen Rahmenbedingungen sind echt schwer gewesen, oftmals fehlt da die Transparenz.”
Gräfe: DFB “kann niemand verstehen”
Für Gräfe gibt es ein weiteres Problem: “Warum gibt es zu den Schiedsrichtern keine Liste von Platz 1 bis 24? Dann wüsste jeder, wo er steht. Manche Entscheidungen dagegen am Ende eines Jahres bei Auf- und Abstieg kann niemand verstehen – dabei müsste ich doch Leute positiv motivieren. Wer also einen guten Lauf hat, dem muss ich doch dann mehr Spiele geben. Stattdessen aber kommt das Argument: Die anderen Leute müssen sich doch auch entwickeln. Das ist so, als würde ich Haaland auf die Bank setzen und sagen: Die Nummer 2 und 3 dahinter müssen sich doch auch entwickeln. Dabei sollten doch die Besten auf dem Feld stehen und Spiele leiten – aber viele trauen sich auch nicht, dagegen etwas zu sagen.”
Gräfe würde gerne Veränderungen herbeiführen und orientiert sich an anderen Sportarten.
“Im Handball gibt es das ja, dass die Mannschaften mitentscheiden dürfen und dass dann auch in die Bewertung mit einfließt, das wäre auch bei uns wichtig. Im Schiedsrichterwesen herrscht da noch immer eine Überheblichkeit, so nach dem Motto: Die Trainer und Vereine können diesen Bereich fachlich nicht einordnen”, sagte Gräfe.
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Gräfe: “Ich sollte ein mehrwöchiges Praktikum machen”
Übrigens hatte Gräfe beim DFB nachgefragt, ob er als Videoschiedsrichter mitwirken darf. Schon während seiner aktiven Laufbahn durfte er seit 2017 keinen VAR-Posten mehr ausüben. Er wurde stattdessen “auf die lange Bank vertröstet. Ich sollte nun ein mehrwöchiges Praktikum machen.”
Es sollte nachgeprüft werden, “ob ich das noch kann.”