Sehr relaxed konnte Thomas Reis am Sonntag, einfach mal als Zuschauer im Stadion, das Spiel zwischen Köln und Union Berlin verfolgen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Bochum ist das bessere Schalke
Der VfL ist in der Bundesliga angekommen. Und hat beste Chancen, dem Nachbarn dauerhaft den Rang abzulaufen, findet SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp.
Gemeinsam mit vielen anderen Trainern wie Bruno Labbadia oder Alexander Nouri, die alle Montag einen Lehrgangs-Termin in Köln hatten, saß Reis vielleicht 15 Meter Luftlinie hinter dem wieder mal daueraktiven FC-Coach Steffen Baumgart - und erlebte die Anspannung auf der Kölner Bank quasi hautnah mit.
VfL mit drei Siegen aus letzten vier Spielen
Reis hat mit seinem VfL Bochum in den vergangenen Wochen einen ebenso großen wie wichtigen Schritt gemacht. Drei Siege aus den letzten vier Spielen, zum dritten Mal schon ein 2:0 im eigenen Stadion, dieses Mal gegen Hoffenheim. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Zum einen war es ganz sicher die Bochumer Mentalität, die die größere individuelle Qualität des Gegners völlig zurecht geschlagen hat. Zum anderen, und das ist die große Anerkennung, die gerade in der Branche die Runde macht: der VfL ist komplett angekommen in der Bundesliga, hat sehr schnell gelernt und seinen Fußball den neuen, viel komplexeren Anforderungen angepasst. Erfolgreich.
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Der VfL Bochum hat, das darf man drei Monate nach dem Saisonstart so attestieren, alle Chancen darauf, die höchste deutsche Spielklasse zu halten. Sie haben die Beschaffenheit dafür, die Einstellung und die nötigen Ideen, ihre Gegner zu beschäftigen und auch regelmäßig unter Druck zu setzen. Sie sind ein richtig anstrengender Kontrahent. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Und, auch wenn die cleveren Bochumer Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz da sehr auf die öffentliche Bremse treten: Sie sind, hinter ihrem XXL-Nachbarn Borussia Dortmund, jetzt die klare Nr. 2 im Ruhrpott-Fußball.
Bochum hat Schalke überholt
Der VfL Bochum hat Schalke 04 überholt, weil die Blauen aus Bochum nicht nur im Moment, sondern seit zwei oder drei Jahren einfach besser arbeiten. Ohne Alarm und Skandale, mit Ruhe und Kontinuität auf den relevanten Positionen - und, gewiss die Basis für das, was in Bochum gerade passiert, mit einer großen Portion Identität und Charakter.
Schalke, um auch da noch einmal quer zu vergleichen, hat seine Identität, das ist wohl mehr als ein Eindruck, in den vergangenen Jahren gleich mehrere Male verloren. Also der Klub oder eben das Unternehmen - keineswegs seine Anhänger. Ohne sie und ihre scheinbar bedingungslose Liebe wäre Schalke 04 im Grunde nichts mehr.
Andersherum sind genau sie Basis und Hoffnung auf wieder bessere Zeiten. Darauf, mal wieder ein richtig gesunder Bundesliga-Verein zu sein. Der nicht nach Champions League schreit, sondern sich einfach auf samstags freut, auf 15.30 Uhr.
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Von wegen Abstiegskandidat: Bochum mit weniger Gegentoren als die Bayern
Was in Bochum gelingt, an kontinuierlichem Aufbau und substanziiertem Fortschritt, das ist natürlich auch auf Schalke möglich. Meine Prognose ist allerdings, es wird, ähnlich wie in Bremen, Jahre dauern.
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Und die Bochumer können, Union Berlin darf da als Vorbild dienen, weiter ihre Schritte machen. Klasse halten, dann den Vorsprung auf die nächsten Aufsteiger ausbauen und mit den richtigen Entscheidungen in den nächsten drei Jahren zum festen Bestandteil der Liga werden. Sie haben alles dafür.
Und, sie sind geerdet genug, sowohl den Blick auf die Tabelle, diese Länderspielpause vor Hertha, Frankfurt und Stuttgart, als auch die Lobeshymnen richtig zu verorten. Thomas Reis, wohltuend entspannend auf der Tribüne, strahlt es aus.
Tobias Holtkamp, der Autor dieses Textes, war in der Chefredaktion von Sport Bild und Chefredakteur von transfermarkt.de. Heute berät er Sportler und Marken in ihrer inhaltlichen und strategischen Ausrichtung. Für SPORT1 schreibt Holtkamp als Kolumnist die wöchentliche „Bundesliga-Kolumne“.