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SC Freiburg: Philipp Lienhart über FC Bayern, Ronaldo, Kimmich, Kroos, Streich

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SC Freiburg: Philipp Lienhart über FC Bayern, Ronaldo, Kimmich, Kroos, Streich

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Lienhart: Hier ähneln sich Streich und Zidane

Philipp Lienhart ist einer der Leistungsträger beim SC Freiburg. Der 25-Jährige trainierte sogar schon mal bei Real Madrid und gewann mit den Königlichen die Champions League. Vor dem Spiel beim FC Bayern spricht er bei SPORT1.
Erster gegen Dritter: Nächste Woche kann der SC Freiburg mit den Bayern punktemäßig gleich ziehen. Eigentlich ein Spitzenspiel - Oder Herr Streich?
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Wenn man über den SC Freiburg spricht, dann geht es natürlich oft um Christian Streich, Nils Petersen oder Vincenzo Grifo.

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Doch beim Sportclub spielt ein Spieler, der mit Real Madrid 2016 und 2017 sogar Champions-League-Sieger wurde: Philipp Lienhart. Der 25 Jahre alte Innenverteidiger gehört zu den Leistungsträgern bei den Freiburgern, die aktuell Platz drei inne haben. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Vor dem Spiel am Samstag beim FC Bayern (Bundesliga: FC Bayern - SC Freiburg, 15.30 Uhr im LIVETICKER) spricht der Österreicher bei SPORT1 über den Höhenflug des Sportclubs, seine Zeit bei Real und Cristiano Ronaldo.

SPORT1: Herr Lienhart, wie ist es so als Tabellendritter?

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Philipp Lienhart: Ein enorm schönes Gefühl, vor der Saison hätten wir das sofort unterschrieben. Aber wir arbeiten auch sehr hart für diesen Erfolg und wollen so lange wie möglich oben dabeibleiben. Jetzt fahren wir mit breiter Brust zu den Bayern. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

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SPORT1: Denken Sie manchmal selbst, wenn Sie auf die Tabelle schauen, ‚bitte kneift mich‘?

Lienhart: (lacht) Das jetzt nicht, aber es ist schon cool, so weit oben zu stehen. Ich glaube, so gut da stand der Sportclub noch nie, seit Christian Streich Cheftrainer ist. Und wir haben uns das absolut verdient, weil wir wirklich gute Leistungen gezeigt haben. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Was sagen Sie zum Anteil am Erfolg von Christian Streich?

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Lienhart: Sein Anteil ist extrem hoch. Er und sein Team bereiten uns top auf die Spiele vor und sprechen auch hinterher immer intensiv mit uns über Fehler und Verbesserungen. Herr Streich macht seit vielen Jahren sehr, sehr viel richtig. Es macht riesig Spaß, mit dem Trainer zu arbeiten. Auch der Zusammenhalt im Team ist stark, aber nicht nur das: Wir haben viel Qualität in der Truppe und haben die Punkte in den vergangenen Wochen nicht gestohlen. Wir stehen verdient da oben.

SPORT1: Wie ist die Gefühlslage in der Kabine?

Lienhart: Durch die aktuelle Punkteausbeute ist die Stimmung natürlich top. Aber trotzdem arbeiten wir sehr intensiv. Das merkt man in jedem Training. Und das brauchen wir auch. Aber wir merken dennoch, dass wir an jedem Wochenende mit einer gewissen Lockerheit in die Spiele reingehen. Wir spielen derzeit einfach drauf los.

SC FREIBURG / PHILIPP LIENHART:
SC FREIBURG / PHILIPP LIENHART:

SPORT1: Was ist der Hauptgrund für den kontinuierlichen Freiburger Erfolg?

Lienhart: Den einen Hauptgrund gibt es nicht, der würde auch nicht reichen. Im letzten Sommer wurden nur wenige wichtige Spieler abgegeben - die Truppe kennt sich also schon lange und jeder weiß genau, was der Trainer verlangt und was wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Außerdem kann man in Freiburg in Ruhe arbeiten. Und wir arbeiten füreinander und sind ein echtes Team. Dinge, die im Fußball eigentlich Grundvoraussetzung sind - die aber hier besonders gelebt werden.

SPORT1: Sie haben mit Real Madrid schon mal die Champions League gewonnen. Was hat dieser Erfolg mit Ihnen gemacht?

Lienhart: Gar nichts, denn ich fühle mich ehrlich gesagt nicht als Champions-League-Sieger. Meistens werde ich nur von Journalisten auf diesen Erfolg angesprochen. Natürlich war ich happy, als mein Team damals den Henkelpott gewonnen hat, aber ich hatte eigentlich gar keinen Anteil daran, weil ich nur mittrainiert hatte. Trotzdem war das eine riesige Erfahrung für mich: Mit Stars wie Cristiano Ronaldo oder Sergio Ramos zu trainieren, ist nicht jedem beim Sportclub vergönnt (lacht).

SPORT1: Wie war es damals mit CR7 auf dem Trainingsplatz zu stehen?

Lienhart: Es war großartig zu sehen, wie er tagtäglich arbeitet. Am Anfang war ich schon sehr nervös, als ich hörte, dass ich mit der ersten Mannschaft trainieren würde. Aber in der Kabine oder auf dem Rasen habe ich dann schnell gemerkt, dass er auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Es war insgesamt eine super Erfahrung und ich erinnere mich gern an diese Zeit. Weil es einfach cool war, mit diesen Jungs trainieren zu können. Es war einfach hochinteressant, mit welcher Hingabe und Genauigkeit sie arbeiten. Ich kannte sie ja nur aus dem Fernsehen. Es war schon sehr geil.

SPORT1: Was können Sie über Ronaldo verraten?

Lienhart: Ich hatte mit Cristiano keine tieferen privaten Gespräche, aber wenn wir mal in der Kabine geredet haben, war er sehr sympathisch. Ronaldo war null abgehoben und ein absolutes Vorbild, wie er trainiert.

Königliche Zeit bei Real Madrid: Philipp Lienhart, Luca Zidane, Craninx, Mariano, AlvaroTejero, Karim Benzema und Raphael Varane (v.l.)
Königliche Zeit bei Real Madrid: Philipp Lienhart, Luca Zidane, Craninx, Mariano, AlvaroTejero, Karim Benzema und Raphael Varane (v.l.)

SPORT1: Wie war es mit Toni Kroos?

Lienhart: Mit ihm war es cool, weil wir deutsch miteinander sprechen konnten. Es war wirklich immer angenehm mit Toni. Und gerade was das Passspiel angeht, konnte ich mir einiges von ihm abschauen.

SPORT1: Sie waren bis vor kurzem noch der einzige Österreicher bei Real, dann kam David Alaba nach Madrid. Stört Sie das?

Lienhart: Ach nein. (lacht) Mich freut es sehr für David, dass er bei Real spielen kann. Mir war schon klar, dass irgendwann wieder mal ein Österreicher für die Königlichen spielen wird, so wie sich der Fußball in Österreich entwickelt hat.

SPORT1: Ihr Trainer in der zweiten Mannschaft von Real war damals Zinedine Zidane. Worin unterscheidet er sich von Herrn Streich?

Lienhart: Eine Gemeinsamkeit ist, dass beide sehr großen Wert auf Details legen und jeden Spieler besser machen. Unterschiedlich ist dagegen, dass Christian Streich an der Seitenlinie deutlich emotionaler ist als der eher ruhige Zidane.

SPORT1: Christian Streich blockt immer ab, wenn man ihn nach Europa befragt. Können Sie das verstehen? Wenn jetzt die Saison zu Ende wäre, dann würde der Sportclub in der Königsklasse spielen. Sind Sie auch so vorsichtig?

Lienhart: Diese Demut hat den SC Freiburg immer ausgezeichnet, damit sind wir erfolgreich. Warum sollten wir sie also nicht weiter leben? Wir wissen, wo wir herkommen. Aktuell haben wir einen Lauf, klar, und den wollen wir auch so lange wie möglich fortsetzen. Aber wir wissen auch, dass es ganz schwer wird, gegen die anderen Top-Vereine da oben in der Tabelle zu bestehen. Ob es am Ende dann für etwas Großes reicht, werden wir sehen…

SPORT1: Aber fast ein Drittel der Runde sind gespielt und der Sportclub ist Dritter. Zählt da weiter wirklich nur der Klassenerhalt?

Lienhart: Ja, aktuell zählt für uns weiter nur der Klassenerhalt. Alles, was dazu kommt, ist ein Bonus.

Hier jubelt Philipp Lienhart (r.) zusammen mit Christian Günter das 1:0 bei Hertha BSC, im Hintergrund eilt Vincenzo Grifo herbei
Hier jubelt Philipp Lienhart (r.) zusammen mit Christian Günter das 1:0 bei Hertha BSC, im Hintergrund eilt Vincenzo Grifo herbei

SPORT1: Das Spiel bei den Bayern am Samstag ist tabellarisch ein Spitzenspiel. Hand aufs Herz: Fährt man da jetzt anders nach München?

Lienhart: Wir fahren definitiv mit breiter Brust nach München. Wir wollen mit einer gewissen Leichtigkeit in das Spiel gehen, die Bayern ärgern - und da etwas holen! Klar wird es schwer, aber wir werden uns auf keinen Fall verstecken. Und man sollte uns nicht unterschätzen.

SPORT1: Sie wirken sehr ruhig und bodenständig. Sie haben bei Real Madrid die Glamour-Welt kennengelernt und in Freiburg leben Sie die pure Bodenständigkeit.

Lienhart: Ganz ehrlich? Ich bevorzuge klar die Freiburger Bescheidenheit. Demütig zu arbeiten kommt meinem Naturell entgegen. Ich genieße jede Minute beim Sportclub, weil es ein wirklich sehr angenehmer Umgang miteinander ist.

SPORT1: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Christian Streich bezeichnen? Ist er eine Art Vater für Sie?

Lienhart: So weit würde ich nicht gehen. Er ist mein Trainer, ein außergewöhnlich guter und darüber freue ich mich sehr. Er hat ein feines Gefühl, wie er mit Spielern umgehen muss, das erlebe ich jeden Tag. Er macht mich stetig zu einem besseren Spieler.

SPORT1: Was haben Sie von Christian Streich neben dem Fußballerischen noch gelernt?

Lienhart: Dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als Fußball. Dass man ein Auge darauf haben sollte, was noch alles in der Welt passiert. Zum Beispiel politische oder gesellschaftliche Themen, zu denen unser Trainer auch regelmäßig Stellung nimmt. Da sind wir auch als Spieler gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Dem versuche ich, immer mehr gerecht zu werden.

Freiburgs Trainer Christian Streich (r.) und Philipp Lienhart vertrauen sich blind. Beide arbeiten schon im fünften Jahr zusammen.
Freiburgs Trainer Christian Streich (r.) und Philipp Lienhart vertrauen sich blind. Beide arbeiten schon im fünften Jahr zusammen.

SPORT1: Können Sie sich vorstellen, dass Christian Streich mal einen anderen Verein als den Sportclub trainieren wird?

Lienhart: Wenn er das möchte, kann ich mir das sehr gut vorstellen. Aber in den nächsten Jahren glaube ich nicht daran. Er ist schon sehr mit dem Sportclub verwurzelt, Freiburg ist sein Zuhause. Auch deshalb ist er so erfolgreich.

SPORT1: Sie haben mal gesagt, dass Sie die exorbitanten Ablösesummen im Fußball stören. Was stört Sie noch?

Lienhart: Ich finde es schlecht, wenn junge Spieler sehr schnell sehr viel Geld verdienen. Das macht es schwierig für sie, auf dem Boden zu bleiben. Das sehe ich als ein Problem im Fußball, auch was die Wirkung nach außen angeht, an die Fans. Und: Deshalb schaffen es viele Talente nicht ganz nach oben, weil sie beim Blick auf ihr Konto denken, dass sie bereits dort sind.

SPORT1: Werden Fußballer zu schnell in andere Sphären gehoben?

Lienhart: Ja, das geht schon äußerst schnell, oft zu schnell. Ich habe mal von meinem Berater einen guten Tipp bekommen. Er sagte zu mir ‚Du bist nie so gut, wie die Zeitungen schreiben, wenn es gut läuft - aber auch nicht so schlecht in einer schwierigen Phase‘. Diesen Spruch nehme ich mir immer wieder zu Herzen. Ich vertraue auf die Menschen, die ehrlich mit mir umgehen. Es ist wichtig, einen gesunden Mittelweg zu finden - und diesen kontinuierlich zu gehen.

Philipp Lienhart begann seine Karriere als Profi 2013 bei der zweiten Mannschaft von Rapid Wien
Philipp Lienhart begann seine Karriere als Profi 2013 bei der zweiten Mannschaft von Rapid Wien

SPORT1: Was ist für Sie Luxus?

Lienhart: Glücklich und gesund zu sein und das tun zu können, was mir Spaß macht. Klingt vielleicht abgedroschen, doch das ist für mich Luxus. Mehr brauche ich nicht.

SPORT1: Sie sind ein bodenständiger Typ, stört es Sie da nicht, dass Fußball-Profis oft Privilegien haben? Oder wie schwer ist das für Sie?

Lienhart: Das ist eine komplexe und weitreichende Frage. Sagen wir so: Ich bin froh und dankbar, dass ich Privilegien genießen darf und gutes Geld verdiene. Vielleicht weil ich weiß, wie es ist, für deutlich weniger Geld sehr viel zu arbeiten. Zu Beginn meiner Karriere habe ich neben der Akademie eine Lehre zum Bürokaufmann gemacht und rund 500 Euro im Monat verdient für 40 Stunden neben dem Fußball. Ich kenne also auch diese Seite des Lebens und weiß deshalb, welchen Wert Geld wirklich hat, und dass meine privilegierte Situation nicht selbstverständlich ist.

SPORT1: Letzte Frage: Sind Sie geimpft und wie ist Ihre Meinung zu Joshua Kimmich?

Lienhart: Wenn er Bedenken hat über den Impfstoff und sich aus irgendeinem Grund nicht impfen lassen will, dann müssen wir diese Meinung respektieren. Mir steht es überhaupt nicht zu, über seine Entscheidung zu urteilen. Ich kann nur für mich sprechen, dass ich geimpft bin und Impfungen für wichtig halte.

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