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"FC Bayern hat Urgewalt verloren": Markus Feulner vor Duell mit 1. FC Köln über Wanner, Musiala, Effenberg

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"FC Bayern hat Urgewalt verloren": Markus Feulner vor Duell mit 1. FC Köln über Wanner, Musiala, Effenberg

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Feulner: „Bayern hat Urgewalt verloren“

Markus Feulner wurde einst beim FC Bayern zum Profi. Vor dem Spiel der Münchner beim 1. FC Köln spricht er bei SPORT1 über den Rekordmeister, dessen Jugendarbeit, Talent Paul Wanner - und hat viel Lob für FC-Trainer Steffen Baumgart parat.
Markus Feulner spielte von 2001 bis 2003 beim FC Bayern München. Im exklusiven Sport1-Interview spricht der 39-Jährige über seine Zeit beim Rekordmeister und seine ersten Schritte im Profifußball.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Zuletzt sah Markus Feulner Bayern-Talent Paul Wanner noch aus nächster Nähe, als der 16-Jährige gegen die U19 des FC Augsburg spielte, bei der Feulner Co-Trainer ist.

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Fünf Wochen später wechselte Julian Nagelsmann Wanner bei den Profis in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach ein - und machte den Teenie zum jüngsten Münchner Spieler der Bundesliga-Geschichte. (BERICHT: Warum die Bayern-Bosse bei Wanner unter Druck sind)

Da staunte auch Feulner nicht schlecht. Der heute 39-Jährige feierte einst 2002 mit 20 selbst sein Bundesliga-Debüt beim Rekordmeister. Der Durchbruch blieb ihm verwehrt. Nach seiner Bayern-Zeit spielte er beim 1. FC Köln, der am Samstag die Bayern empfängt. (Bundesliga: 1. FC Köln - FC Bayern, ab 15.30 Uhr im LIVETICKER)

Im SPORT1-Interview spricht Feulner über die Jugendarbeit bei den Münchnern, Wanner, Jamal Musiala - und schwärmt von FC-Trainer Steffen Baumgart. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

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Bayern-Zeit? „Die besten Momente meines Lebens“

SPORT1: Herr Feulner, wie denken Sie an Ihre Bayern-Zeit zurück?

Markus Feulner: Es war eine sehr schöne Zeit. Ich kam mit 15 nach München und bekam die Chance, ins Jugendinternat zu kommen. Das waren die besten Momente meines Lebens. Ich konnte Fußball spielen, wurde ausgebildet und hatte die Chance, Profi zu werden.

SPORT1: Wer war der wichtigste Trainer bei Bayern?

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Feulner: Das war in der Jugend ganz klar Udo Bassemir. Er kannte mich schon von der Bayern-Auswahl und hat mich nach München geholt. Später war Ottmar Hitzfeld sehr wichtig für mich. Es war wunderbar zu sehen, wie er mit der Mannschaft umgegangen ist. Und es waren viele interessante Charaktere dabei. Mit so großen Persönlichkeiten wie Oliver Kahn, Stefan Effenberg oder Mehmet Scholl zusammenzuspielen, hat mich einfach weitergebracht.

SPORT1: Sie haben Ihren Durchbruch bei Bayern damals aber nicht geschafft. Warum?

Feulner: Ich habe es nicht geschafft, weil die Qualität nicht gereicht hat. Ich war einer der ersten jungen Spieler. Basti Schweinsteiger und Philipp Lahm haben es geschafft, aber ich musste einen anderen Weg gehen. Aber ich habe 15 Jahre Bundesliga gespielt und bin im Nachhinein zufrieden.

FUSSBALL: DFB POKAL 01/02, FC BAYERN MUENCHEN - VFL WOLFSBURG 2:1 Markus Feulner kam aus der eigenen Jugend, konnte sich im Proikader der Bayern aber nie richtig durchsetzn
FUSSBALL: DFB POKAL 01/02, FC BAYERN MUENCHEN - VFL WOLFSBURG 2:1 Markus Feulner kam aus der eigenen Jugend, konnte sich im Proikader der Bayern aber nie richtig durchsetzn

Feulner: „Es gab ein Straftraining“

SPORT1: Erinnern Sie sich an ein kurioses Bayern-Erlebnis?

Feulner: Oh ja. Ich habe als Jugendspieler einmal ein Freundschaftsspiel mit den Profis verpasst, weil wir im Stau standen. (lacht) Es war ein Spiel an einem Freitagabend und wir mussten mit dem Flieger dorthin fliegen. Roque Santa Cruz, Claudio Pizarro und ich hatten die glorreiche Idee, mit dem Auto zum Flughafen zu fahren, weil wir dachten, dann schneller zu sein. Allerdings hatten wir nicht mit einberechnet, dass Ferienende und ein Höllen-Verkehr auf den Straßen war. Dann hatten wir noch den Einfall, über Landstraße zu fahren. Und der Mannschaftsbus hat uns tatsächlich überholt, obwohl wir eine Stunde früher losgefahren waren. Und so verpassten wir den Flieger.

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SPORT1: Wie fiel das Echo von Hitzfeld aus?

Feulner: Er flippte natürlich aus, das kannten wir gar nicht von ihm. Es gab ein Straftraining für uns und das Wochenende hatten wir nicht frei. Aber wir haben daraus gelernt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Wie Effenberg Feulner zur Bundesliga-Premiere verhalf

SPORT1: Wer war Ihr Lieblingskollege bei Bayern?

Feulner: Ich hatte immer sehr guten Kontakt zu Basti, weil er damals auch noch ein junger Spieler war. Aber auch zu Owen Hargreaves, Giovane Élber oder Claudio Pizarro, mit denen ich oft Karten gespielt habe. Viele der erfahrenen Spieler waren super hilfsbereit zu uns jungen, aber hart auf dem Platz. Dankbar bin ich natürlich Stefan Effenberg, weil er mir ein bisschen zu meinem ersten Bundesligaspiel (Heimspiel gegen Energie Cottbus, Anm. d. Red.) verholfen hat.

SPORT1: Wie das?

Feulner: Ich hatte schon zwei, drei Champions-League-Spiele absolviert. Vor dem Spiel fragte mich Effenberg nach dem Mittagessen, wie viele Bundesligaspiele ich denn hätte. Ich sagte: ‚Immer noch null.‘ Er sagte nur: ‚Dann wird es heute mal Zeit.‘ Ich wusste nur nicht, dass Ottmar Hitzfeld hinter uns war. Vielleicht kam es so zustande, dass ich für Effe auf den Platz durfte.

SPORT1-Reporter Reinhard Franke (l.) traf sich in Augsburg mit Markus Feulner zum Exklusiv-Interview.
SPORT1-Reporter Reinhard Franke (l.) traf sich in Augsburg mit Markus Feulner zum Exklusiv-Interview.

SPORT1: Was hat Sie als junger Spieler am meisten überrascht beim FC Bayern?

Feulner: Schon die Chance zu kriegen, regelmäßig bei den Profis mitzutrainieren. Das war für mich im ersten Moment unbegreiflich. Ich hatte einen Kaderplatz, doch irgendwann war ich damit nicht mehr zufrieden, da wollte ich dann spielen. Irgendwann war ich an dem Punkt, dass ich den Verein wechseln wollte. Aber es war eine absolut lehrreiche Zeit bei Bayern. Und der Weg danach hat mich wachsen lassen - als Persönlichkeit und als Spieler.

„Ein schwarz-glitzerndes Hemd mit grell bunten Blumen“

SPORT1: Gab es mal eine amüsante Kabinen-Geschichte?

Feulner: Es gab da schon eine lustige Geschichte. Wenn jemand gemeint hat, er müsse unglaublich modisch daherkommen, dann ging das meistens nach hinten los. Dann wurde das Kleidungsstück schon mal mitten in der Kabine aufgehängt.

SPORT1: Bei wem?

Feulner: Roque kam einmal mit einem schwarz-glitzernden Hemd mit grell bunten Blumen in die Kabine und es gab sofort Gelächter und es wurde gefrotzelt. Das Hemd war schon sehr grenzwertig.

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„Bayern hat etwas von seiner Urgewalt verloren“

SPORT1: Wie blicken Sie heute auf den FC Bayern?

Feulner: Der FC Bayern hat etwas von seiner Urgewalt verloren. Früher mit Franck Ribéry, Arjen Robben, Philipp Lahm und Basti war man fast unschlagbar und da war auch der Respekt der Gegner noch einmal größer. Unter Pep Guardiola war Bayern eine Maschine. Das ist heute etwas anders. Es ist nach dem Umbruch eine Top-Mannschaft - aber in der Liga sieht man, dass sie schlagbar ist.

SPORT1: Sie sind seit vielen Jahren als Trainer beim FC Augsburg im Jugendbereich tätig. Wie ist das für Sie und wann soll der nächste Schritt folgen?

Feulner: Den nächsten Schritt, die A-Lizenz, wollte ich längst gehen. Aber das ging wegen Corona leider nicht. Die Arbeit als Trainer macht mir wahnsinnig viel Spaß. Ich habe so viel Erfahrung als Spieler gesammelt, habe so viele Trainer erlebt und kann sicherlich einiges an die Spieler weitergeben. Das Wichtigste ist natürlich, dass dem Spieler die Bedeutung seiner Position klar ist. Ich kann da für die Jungs sehr hilfreich sein.

SPORT1: Wer war Ihr wichtigster Trainer nach der Zeit in München?

Feulner: Natürlich spielt Jürgen Klopp eine große Rolle. Er wird nach außen oft als der gut gelaunte Erfolgstrainer wahrgenommen, aber er war auch streng und hat knallharte Entscheidungen getroffen. Das musste er auch, denn nur so kann man als Trainer mit einer Mannschaft erfolgreich sein. Auch Gertjan Verbeek war in Nürnberg für mich sehr wichtig. Bei ihm habe ich sehr viel gelernt, was das Positionsspiel anging. Aber ich habe von jedem Trainer etwas für mich mitnehmen können.

Beginn als Profi an der Säbener Straße: Markus Feulner (Bayern, r.) gegen Andrew Sinkala (Köln)
Beginn als Profi an der Säbener Straße: Markus Feulner (Bayern, r.) gegen Andrew Sinkala (Köln)

So tickt Co-Trainer Feulner

SPORT1: Was ist Ihnen als Trainer wichtig?

Feulner: Ich mag charakterstarke Spieler. Wie packe ich so einen Spieler an und wie kriege ich ihn dahin, dass er einen Fehler einsieht - und wie kann ich ihm helfen? Wir brauchen wieder Führungsspieler. Danach schreien doch alle. Ich will die Jungs gar nicht bremsen, sondern in ihrem Spiel für die Mannschaft unterstützen. Ich kann aufgrund meiner Erfahrung mit vielen Trainern hier Input geben.

SPORT1: Sind Sie ein strenger Co-Trainer?

Feulner: Ja. Ich fordere viel ein. Für mich sind Details wichtig. Natürlich können sie Fußball spielen, aber am Ende geht es darum, wie sinnvoll ich auf meiner Position spiele. Darauf achte ich extrem.

„Baumgart will seine Jungs zum Erfolg tragen“

SPORT1: Kommen wir zum 1. FC Köln, dem Gegner der Bayern am Samstag. Steffen Baumgart hat den Klub wachgeküsst, oder?

Feulner: Es wirkt fast so. Er hat einen sehr großen Anteil am Aufschwung beim FC. Man sieht, wie er den Fußball mit jeder Faser seines Körpers lebt und welche Idee er hat. Er fordert ein, dass die Spieler mutig sind. Er ist am Spielfeldrand wahnsinnig aktiv und nimmt nichts persönlich. Er will seine Jungs zum Erfolg tragen. Also ein rundum guter Typ. Es ist schon beeindruckend, wie der FC in dieser Saison auftritt. Und ich glaube nicht, dass Baumgart sich abnutzt. Die Frage ist nur, ob die Spieler diese Eigenmotivation und diese Gier hochhalten können und nicht satt werden. So wie es ein Joshua Kimmich bei Bayern macht.

SPORT1: Hätten Sie gerne unter Baumgart gespielt?

Feulner: Da muss ich mir sein Training mal anschauen. (lacht)

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SPORT1: Wie blicken Sie zurück auf Ihre Zeit beim FC?

Feulner: Ich wollte den nächsten Schritt gehen, nachdem ich bei Bayern nicht mehr Einsätze bekommen konnte. Natürlich musste ich mich auch in Köln durchsetzen. Aber ich hatte eine schwere Verletzung und es war eine turbulente Zeit. Ich mochte den Klub, die Stadt und die Fans, aber es gab keine Ruhe im Verein.

Das rät Feulner Bayern-Juwel Wanner

SPORT1: Lassen Sie uns über Bayerns Jugend sprechen. Seit Thomas Müller gab es keinen Offensivspieler mehr, der im Profikader spielte. Der 16-jährige Paul Wanner hat das nun geschafft.

Feulner: Der FC Bayern gehört zu den Top 4 in Europa. Der Sprung in diese Mannschaft ist extrem groß. Größer als vor zehn Jahren. Den jungen Spielern muss man Zeit geben, um sich zu entwickeln. Wanner steht erst am Anfang seiner Entwicklung. Es zählt nicht nur, bei Bayern in die erste Elf zu kommen, sondern Bundesligaspieler zu werden.

Bastian Schweinsteiger (hinten) im Luftduell mit Markus Feulner, der zu dem Zeitpunkt beim FC Augsburg spielte.
Bastian Schweinsteiger (hinten) im Luftduell mit Markus Feulner, der zu dem Zeitpunkt beim FC Augsburg spielte.

SPORT1: Ist es nicht gefährlich, Wanner mit erst 16 schon in der Bundesliga spielen zu lassen?

Feulner: Das sehe ich nicht so. Es ist natürlich auch bedingt durch Corona. Aber wenn der Junge die Qualität hat und mitspielen kann, dann ist das okay. Das heißt ja nicht, dass er Bundesligaspieler ist. Aber er kann sich zeigen und den ersten Druck der Medien aushalten.

SPORT1: Und Nagelsmann ist für Wanner der ideale Trainer?

Feulner: Ich glaube, dass du als Spieler von Julian Nagelsmann unglaublich viel mitnehmen kannst. Pep Guardiola hat die Bayern-Spieler damals nochmal weiterentwickelt. Das kann Nagelsmann auch.

SPORT1: Nagelsmann glaubt offenbar an Wanner.

Feulner: Na klar. Er lässt ihn nicht einfach so spielen. Nagelsmann sieht in Wanner etwas Großes, sonst würde er ihn in einem Ligaspiel nicht bringen. Aber der Junge ist 16 und braucht noch die Beständigkeit und eine gute Entwicklung. Er muss weiter an sich arbeiten.

Feulner schwärmt von Musiala

SPORT1: Was fällt Ihnen zu Jamal Musiala ein?

Feulner: Ich habe wahnsinnig viel Spaß, wenn ich ihn Fußball spielen sehe. Er ist ein unglaublicher Instinktspieler, der seine Mitspieler einsetzt und es ist schön zu sehen, wie er alles leichtfüßig löst. Seine Dribblings sind sensationell. Auch Musiala wird körperlich noch mal einen Schub bekommen. Er ist jetzt schon interessant, aber dann kann er auf absolutem Topniveau bestehen. Bei Musiala geht mir das Herz auf.

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SPORT1: Wie beurteilen Sie generell die Jugendarbeit im deutschen Fußball?

Feulner: Wir müssen überlegen, ob wir alles bereits in der Jugend auf den Erfolg optimieren. Oder ob wir ausbilden wollen. Jungs, die unabhängig vom Erfolg kicken sollen, bilde ich auch gerne aus. Aber wenn ich schon in der U14 oder U15 den absoluten Erfolg haben möchte, dann muss man sich die elf Besten holen - manchmal zu Lasten der eigentlichen Ausbildung der Spieler. Die Frage ist doch, wie sinnvoll überregionale Transfers bereits in teilweise jungen Jahren sind. Zu meiner Zeit war es so, dass die meisten Spieler aus München oder Umgebung kamen.

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